Gastronomen im Kreis Gütersloh spüren den Sparzwang vieler Gäste

Halle. Laut einer aktuellen Umfrage sparen die Deutschen derzeit am liebsten beim Restaurantbesuch. Zwei Drittel gaben an, dort am ehesten den einen oder anderen Euro zum Ausgleich der in vielen Bereichen gestiegenen Kosten einsparen zu können. Die einen verzichten ganz auf das Restaurantessen, andere ersetzen die Poseidon-Platte durch den Gyrosteller oder nehmen lieber ein kleines Wasser anstatt der Lambrusco-Karaffe. "Wir haben keine großen Einbrüche, verspüren aber eine gewisse Zurückhaltung", sagt Emil Sickendiek, Inhaber des Rossini in Eggeberg. Der Trend gehe dazu, dass Gäste eher zu den günstigeren Gerichten tendieren. "Wir haben daher auch ein Speisenangebot mit Gerichten unter 20 Euro", sagt Sickendiek. Dieses werde auch sehr gut nachgefragt und belege, dass man "auch zu etwas kleineren Preisen gut essen kann". Glücklicherweise hat Sickendiek kürzlich drei neue Mitarbeiter für sich gewinnen können, so dass der Betrieb uneingeschränkt laufen kann. Auch an Wochenenden wie dem vergangenen. "Da haben wir richtig gut zu tun gehabt", sagt der Gastronom. Das gute Wetter habe ihm sogar erlaubt, die Terrasse noch einmal zu öffnen. Insgesamt sehe es ganz gut aus, auch beide Weihnachtsfeiertage seien bereits ausgebucht. "Ich bin seit mehr als 40 Jahren in der Gastronomie, so schnell lassen wir uns nicht die Laune verderben", sagt Sickendiek. Wer essen gehen möchte, wird dies wohl auch weiterhin tun. Möglicherweise aber anders als früher. "Jeder kann entscheiden, ob er das Gericht für sieben Euro bestellt oder sich den Gänsebraten für 40 Euro gönnt", sagt Sickendiek. Gleichwohl müsse er seine 30 Mitarbeiter bezahlen und die Pacht zahlen. "Und was bezüglich Nebenkosten auf uns zu kommt, das weiß ich jetzt noch gar nicht so genau", sagt Sickendiek und blickt somit mit eher gebremsten Optimismus in die Zukunft. Das Wetter spielt den Restaurants noch in die Karten Für die schon durch Corona arg gebeutelte Gastronomie-Szene hat es sicherlich schon bessere Zeiten gegeben, dennoch finden einige noch den Mut, in diesen Wochen sogar einen Neuanfang zu starten. "Ich bin bisher ganz zufrieden, wir müssen aber noch ein bisschen mehr Werbung machen", sagt Domenico Gentili. Der in Perugia geborene Gentili hat kürzlich mit seiner Osteria Gentili die früheren Räume des Café Baier wiederbelebt. Insgesamt sei er jedoch zufrieden und er plant auch schon, sein Angebot durch einen Lieferservice zu erweitern. "Ich kann die Lage schwer einschätzen", sagt Antje Siekendiek vom Hotel Hollmann. Da sie einen Mischbetrieb habe und die Restaurantgäste zu einem großen Teil aus den Hotelgästen bestünden, mache sich ein Rückgang der Restaurantbesucher ohnehin nicht so stark bemerkbar. Auch für die Weihnachtszeit deute sich ein positiver Verlauf an. "Ich denke, dass die schweren Zeit erst im Januar und Februar kommen wird", sagt Siekendiek. Dann läuft die Heizung anders als bei den frühlingshaften Termperaturen im Oktober und in der ersten Novemberhälfte auf Hochtouren und manch einer dürfte beim Anblick der Jahresrechnung den Ernst der Lage erkennen. "Es wird aber immer Menschen geben, denen es wichtig ist, mal gemütlich Essen zu gehen", sagt Siekendiek. Man versuche, einen guten Job zu machen, und bisher werde dieses auch honoriert. "Wir leben derzeit mitten in einem Geschichtsbuch und würden gerne direkt ein paar Seiten vorblättern", sagt die Hotel-Chefin mit Blick auf die aktuelle Lage. "Es ist schon zu spüren, dass die Menschen etwas weniger essen gehen", bestätigt auch Nadine Dietz den durch die Umfrageergebnisse entstandenen Eindruck. Man merke, dass die Gäste eher die günstigeren Gerichte auf der Speisekarte auswählten. Dass auch bei den Getränken gespart wird, ist Dietz bisher nicht aufgefallen. "Das kann ich schlecht beurteilen. Ein Wein schmeckt im Sommer draußen halt besser als im Winter im Innenraum. Das muss nicht am Sparen liegen", sagt die Gastronomin. Sicherlich sei auch Corona immer noch für einige potenzielle Gäste ein Grund, einem Restaurant fernzubleiben.

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