Trotz Gäste-Ansturm: Restaurant in Hörste kann nur an einem Tag öffnen

Halle-Hörste. &bdquo;Erst kamen die Gäste nicht mehr, jetzt sind sie wieder da, aber das Personal fehlt", fasst Michael Ockert das aktuelle Dilemma kurz zusammen. Der Hörster Gastronom, der seit fast 33 Jahren das Gerholds im Dorfzentrum betreibt, ist der Verzweiflung nahe. &bdquo;Ich habe alles versucht, um neues Personal zu finden. Facebook, Instagram, über Bekannte und auch per Anzeige im Haller Kreisblatt", sagt der 62-Jährige. Die Resonanz war gleich null, niemand will offenbar das Thekenteam der Hörster Kultkneipe bereichern und Ockert bekommt die Spätfolgen der Pandemie zu spüren. &bdquo;Mir fehlt in erster Linie das Küchenpersonal", sagt Ockert. &bdquo;Ein Gerholds ohne Küche – das geht einfach nicht", ergänzt der Gastronom. Eine reine Kneipe, wo nur getrunken wird, funktioniere heute nicht mehr. &bdquo;Mehr als 90 Prozent der Gäste wollen auch etwas essen", sagt Ockert. Nach und nach musste er die Öffnungszeiten seiner Gaststätte runterfahren, seit dem vergangenen Wochenende hat er nur noch am Sonntag ab 17 Uhr geöffnet. &bdquo;Ich habe schon die Familie wie blöd eingespannt, aber da leidet dann auch vieles drunter", sagt Ockert. Eine Dauerlösung kann es nicht sein, Frau und Sohn in der Küche arbeiten zu lassen, zumal beide mit Hauptjob und Schule eigentlich ausgelastet sind. Beerdigungen halten den Laden am Leben &bdquo;Ich versuche nun, auf andere Aktivitäten zu setzen", sagt Ockert. Eine Geburtstagsparty sei in Planung, es habe bereits Frühstücksbuffets für Firmen angeboten und Beerdingsfeiern veranstaltet. Diese könne er gut vorbereiten, und es bedürfe nicht so viel Personal wie an normalen Abenden. &bdquo;Die Leute nehmen heute alles mit, was geht", sagt der Gerholds-Chef. Alle hätten pandemiebedingt lange nicht mehr feiern können und er merke, dass auch sein Personal nun Nachholbedarf habe. Hat er einmal eine Aushilfe gefunden, meldet die sich regelmäßig vom Dienst ab. Mal geht es zum Konzert, mal ins Kino. Fürs Arbeiten bleibt im Moment wenig Zeit und Lust. Warum sich aber derzeit so gar keine Aushilfen finden, darüber kann Ockert nur spekulieren. &bdquo;Natürlich haben viele den Job gewechselt, schließlich konnte man bei uns wegen des Lockdowns sieben Monate lang nicht arbeiten. Hinzu kommt die Angst davor, dass sich im Herbst die Lage wieder verschärft, so dass die Gastronomie erneut schließen muss", sagt Ockert. Interesse stagniert auf dem Nullpunkt Er kenne zudem einige Köche, die sich in der Pandemie einen neuen Job in Kantinen gesucht haben. &bdquo;Den geben die jetzt nicht mehr auf, weil die Arbeitszeiten dort viel besser sind", sagt Ockert. Er weiß auch aus eigener Erfahrung, dass die Gastronomie mit Dienst am Abend und Wochenende gerade für Menschen mit Familie wenig attraktiv ist. &bdquo;Ich halt kann nur 450-Euro-Jons anbieten, Vollzeitkräfte gehen nicht", sagt Ockert. Und obwohl man denken könnte, dass gerade in Zeiten der starken Inflation ein Zweitjob stark nachgefragt ist, stagniert das Interesse auf dem Nullpunkt. Neben dem Hauptjob setzen viele wohl ganz auf den Freizeitnachholbedarf, der sich in den vergangenen Monaten aufgestaut hat. Beste Kneipenzeit verstreicht gerade &bdquo;Im Moment wäre für uns die beste Zeit, aber ich kann nicht mal die Biergartenhütte aufmachen", sagt der 62-Jährige. Der Personalmangel könnte zu keinem schlechteren Zeitpunkt auftreten. &bdquo;Ich versuche alles, aber das ist schon echt Mist", sagt Ockert. Natürlich sei die Gastronomie traditionell ein Wochenendgeschäft, aber wirtschaftlich gesehen kann ein einziger Öffnungstag unter sieben möglichen pro Woche nicht lange gut gehen. &bdquo;Ich halte mich derzeit nur über Wasser", gesteht er. &bdquo;Ich mache das mit dem einen Öffnungstag ja nicht, weil ich im Reichtum schwimme. Es geht einfach derzeit nicht anders", erklärt er. Ockert betont zwar: &bdquo;Ich fühle mich noch jung und habe nicht vor, mit 65 in Rente zu gehen." Doch er gibt auch zu: &bdquo;Das macht einen schon kaputt. Ich habe mir nicht vorgenommen, frühzeitig aufzuhören. Aber bei der jetzigen Lage kommen einem solche Gedanken schon mal in den Sinn. Man fragt sich schon, wie geht es weiter, oder ist es besser, wenn Du den ganzen Bums hier einfach verkaufst." &bdquo;Ich würde gerne die Öffnungszeiten langsam wieder erweitern, aber nicht gleich volle Pulle", sagt Ockert. Das große Ziel, auf das er hinarbeitet, ist der 33. Geburtstag der Kultkneipe, deren Ursprünge schon bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreichen. &bdquo;Im November 2022 gibt es das Gerholds 33 Jahre, das ist doch was", sagt Ockert. Er plant eine große Feier. &bdquo;Und die wird nicht am Sonntag, sondern auf jeden Fall am Samstag sein", verspricht der Gastronom aus Hörste.

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