Wilde Kinder, Tiere am Tisch: Wann werfen Gastronomen Gäste raus?

Halle. Das Restaurant Schipperhus im Ostseebad Dierhagen geriet in diesen Tagen in die Schlagzeilen, weil Inhaberin Ricarda Biebl Kinder unter zwölf Jahren ab sofort nicht mehr in das rund 250 Jahre alte Gasthaus lässt. Die Entscheidung führte zu einer Welle der Empörung und die Gastronomin spielt nun sogar mit dem Gedanken, das alte Gasthaus zu verkaufen. Diese Zeitung hat Gastronomen gefragt, ob sie sich ähnliche Schritte vorstellen könnten. &bdquo;Wir haben gerne Kinder in unserem Haus", sagt Antje Siekendiek vom Hotel Hollmann. Es sei natürlich immer problematisch, wenn man jemanden ausgrenze. Dennoch können sie solch eine Maßnahme in gewisser Weise nachvollziehen, aber keineswegs gut heißen. &bdquo;Die Zeiten sind halt schwierig, der Gastronom war vielleicht gestresst und ging auf dem Zahnfleisch", sagt Siekendiek. Sie sieht in der Maßnahme eher eine Kurzschlussreaktion, weniger eine wohldurchdachte Ausgrenzung. &bdquo;Da hat vermutlich ein Vorfall das Fass zum Überlaufen gebracht." In der Tat ist es genau so gewesen. Die Wirtin des Osteseerestaurants ist selbst vierfache Mutter und hat sich den Schritt lange überlegt, da ihr die zu erwartenden Reaktionen wohl schon bewusst waren. Das Problem an der Sache seien, so sagt sie gegenüber den Medien, auch nicht die Kinder, sondern die Eltern, die ihrem Nachwuchs alles durchgehen ließen. Auslöser für den gewagten Schritt war ein Ehepaar aus Süddeutschland, dessen Kind die Tapeten bemalte, Nudeln mit Tomatensoße an die Wände warf und barfuß über die Tische lief. Eine Entschuldigung der Eltern für das Verhalten ihres Sprösslings blieb allerdings aus. Als Rassist und Kinderhasser beschimpft Die Wut der Social-Media-Gemeinde zeigt sich aktuell auch in schlechten Bewertungen im Internet. Aus Wut wird auch das Essen gerne mies gemacht. Der Koch des Restaurants schildert, dass man als Rassist und Kinderhasser beschimpft werde. Kritik hat auch ein gleichnamiges Restaurant in Stralsund abbekommen. Es musste nun auf Facebook ausdrücklich darauf hinweisen, dass man mit dem rund 50 Kilometer entfernten Namensvetter nichts zu tun habe und Kinder bei ihnen weiterhin willkommen seien. Im Haller Hotel Hollmann gab es bisher nie Probleme mit den Gästen, was vielleicht auch an der familiären Atmosphäre liegt. &bdquo;Bei uns kommen die Gäste auch mal barfuß zum Frühstücksbuffet", sagt Antje Siekendiek. Da man auch viele Monteure beherberge, sei es auch kein Problem, wenn diese im Blaumann am Frühstückstisch säßen und dann direkt zum Job gehen. Auch Tiere seien im Restaurant kein Problem, generell habe sie in den vergangenen Jahren kaum einen Gast abweisen müssen. &bdquo;Wenn doch, dann hatte es in der Regel mit Alkohol zu tun", sagt Siekendiek. &bdquo;Für mich sind Kinder die Gäste von morgen" Kein Verständnis für eine derartige Maßnahme hat auch Emil Sickendiek, Inhaber des Rossini in Eggeberg sowie von Emils Wirtshaus in Bockhorst. &bdquo;Wir sind sehr kinderfreundlich, haben eine Spielecke und auf dem Außengelände einen Spielplatz", sagt der Restaurantchef. Und wer am Platz sitzen bleiben möchte, erhält auf Wunsch auch Malblock und Stifte. Es gibt sogar eine eigene Speisekarte für Kinder und in Begleitung der Eltern sogar für bis Zehnjährige ein Gericht samt Getränk gratis. &bdquo;Ich sehe das ganz anders. Für mich sind Kinder die Gäste von morgen", sagt Sickendiek. Er sehe das alles sehr entspannt, aber leider hätten Kinder in Deutschland immer noch eine andere Bedeutung als im Ausland. &bdquo;Wir haben das schon ein wenig von den Italienern übernommen", sagt Sickendiek. Dennoch sieht er weiteren Nachholbedarf. Auch Pferde sind willkommen, aber ... Tiere seien in seinen beiden Restaurants ebenfalls kein Problem, für sie stehe stets etwas Wasser bereit. &bdquo;Es kommen auch schon mal Reiter mit ihren Pferden vorbei, die sind ebenfalls willkommen", sagt Sickendiek. In diesem Fall muss das Tier jedoch aus nachvollziehbaren Gründen vor der Tür warten. Mit Rücksicht auf die Nachbarn achte man darauf, dass bei Familienfeiern die Musik nicht zu laut sei. Das Restaurant schließe um 22.30 Uhr, was auch im Sinne der Mitarbeitenden sei. &bdquo;Alle sollen eine gesunde Work-Life-Balance haben", sagt der Gastronom. &bdquo;Bei uns sind Eltern mit Kindern herzlich willkommen", betont auch Nadine Dietz, vom gleichnamigen Restaurant an der Bahnhofstraße. Sie gehören ebenfalls zur Gruppe der Gäste, da mache niemand einen Unterschied. Auch Tiere sind bei ihr gerne gesehen. &bdquo;Für Hunde habe ich auch stets Leckerlis hier", sagt Dietz. Es habe auch noch nie Probleme mit angetrunkenen Gästen gegeben. &bdquo;Wir sind ja ein Restaurant, in Kneipen sieht das bestimmt anders aus", sagt Dietz. Vielleicht lege es aber auch daran dass in Halle alle etwas friedlicher seien.

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