Blackout: Wie werden wir im Notfall mit Strom und Wasser versorgt?

Kreis Gütersloh. Manchmal vertragen sich Trockner und Waschmaschine nicht oder man hat sich beim Anschließen der neuen Lampe mal wieder gefragt, wo eigentlich das braune Kabel hingehört. Schwups, ist die Sicherung raus und eine gezielte Handbewegung am Stromkasten schafft schnelle Abhilfe. In seltenen Fällen hat ein paar Straßen weiter ein Bagger zu tief gebuddelt und man ist auch mal ein paar Minuten länger ohne Strom. Was aber würde passieren, wenn der Strom über Tage hinweg ausfiele? Möglicherweise durch extreme Wetterereignisse oder durch ganz bewusste Manipulationen durch Hacker? Diese Frage hat sich auch Wilfried Zimmermann, der früher in Steinhagen lebte, gestellte. Der mittlerweile in Herford wohnende Zimmermann hat kürzlich den Herforder Stadtrat darum gebeten, einmal darzulegen, inwiefern in solch einem Fall vorzugehen sei und wie etwa die Trinkwasserversorgung aufrecht erhalten werden kann. &bdquo;Ich rechne nach drei bis vier Wochen mit Hunderttausenden von Toten durch Hunger, Plündereien, Mord und Selbstmord", malt Zimmermann ein düsteres Schreckensszenario. Experten seien sich sicher, dass solch ein Blackout unvermeidbar sei. &bdquo;Man rätselt nur noch über den Zeitpunkt, aber Prognosen sagen voraus, dass dieser immer näher rückt", sagt der Ex-Steinhagener. Das sagen Kommunen im Kreis Gütersloh zu dem Thema. Halle &bdquo;Die Regelung des Stromnetzes wird durch die vorangehenden Abschaltungen von großen Kraftwerken immer anspruchsvoller", erklärt TWO-Geschäftsführer Johannes Wiese. Daher habe die Energiewirtschaft schon vor Jahren ein neues Regelungssystem (Redispatch 2.0) entwickelt. Dadurch können Netzbetreiber direkt auf die Stromerzeugungsanlagen zugreifen. &bdquo;Die Sicherung der IT-Systeme vor Cyberangriffen erfolgt durch das Betreiben eines Informationssicherheitsmanagement-Systems. Durch regelmäßige Überwachungen und eigeninitiierte Testangriffe sorgen wir für eine stetige Verbesserung dieser Schutzmaßnahmen", erklärt Wiese. Für den Fall eines kompletten Stromausfalls, also eines Blackouts, haben Energieversorger autarke Kommunikationseinrichtungen, die stromnetzunabhängig betrieben werden, um das Wiederhochfahren der Stromversorgung zu organisieren. Für die Wasserversorgung seien unterschiedliche Vorsorgemaßnahmen getroffen worden. &bdquo;Die Hochbehälter am Teutoburger Wald haben ein Fassungsvermögen, welches den Tagesbedarf der Haller Bevölkerung deckt, und dienen somit der kurzfristigen Sicherung der Wasserversorgung. Des Weiteren ist im Wasserwerk ein Stromaggregat auf Dieselbasis vorhanden, welches die Versorgung bei einem längeren Stromausfall sicherstellen kann", erklärt Wiese. Steinhagen &bdquo;Die Gemeindewerke Steinhagen investieren seit Jahren umfangreich in die Sicherheit der Trinkwasserversorgung", erklärt Steinhagens Bürger-meisterin Sarah Süß. Im Wasserwerk sei ein dieselbetriebenes Notstromaggregat installiert, welches bei Stromausfall elektrischen Strom sowohl für die Wassergewinnung als auch für die Netzpumpen bereitstellen könne. &bdquo;Die Notstromversorgung wird regelmäßig gewartet, es werden monatliche Testläufe durchgeführt. Im Jahr 2022 erfolgt eine weitere Ertüchtigung der Anlagen", erklärt Süß. In den Behälteranlagen werde ein durchschnittlicher Trinkwassertagesbedarf gespeichert. Sollte es einmal zu einem längerfristigen Stromausfall kommen, werde man die Bürger mittels Lautsprecherdurchsagen mit Unterstützung der Feuerwehr informieren. Lesen Sie auch: Wie gut sind die Menschen vor Katastrophen in dieser Stadt geschützt? Werther &bdquo;Wir sind vorbereitet", sagt auch Werthers Bürgermeister Veith Lemmen. In Werther sei durch die Zusammenarbeit mit dem Netzbetreiber &bdquo;Bielefeld Netz GmbH" und dessen räumlicher Nähe zur Böckstiegelstadt eine kurzfristige Aktivierung des Störungsdienstes bei einem Stromausfall gewährleistet. &bdquo;So jüngst und zügig geschehen beim Orkan vergangene Woche, wofür ich dankbar bin", fügt Lemmen ein aktuelles Beispiel an. Die Wasserversorgung aus den eigenen Brunnen könne zudem kurzfristig durch den Einsatz einer Notstromversorgung sichergestellt werden. Diese Notstromversorgung werde aktuell noch auf weitere Anlagen ausgedehnt. &bdquo;Außerdem stehen die Hochbehälter als Wasserreservoir zur Verfügung, von dort aus gelangt das Wasser ohne Strom in die Haushalte", erklärt Lemmen. Als weiteres Mittel sei der Aufbau einer Wassernotversorgung durch karitative Einrichtungen und die Freiwillige Feuerwehr möglich. &bdquo;Wir haben also gleich vier Optionen, die teilweise aufeinander aufbauend gezogen werden können. Die Information der Bürgerinnen und Bürger würde über den Einsatz von Lautsprecherwagen erfolgen." Bei einem langfristigen und großflächigen Ausfall des Stromnetzes werde man die notwendigen Maßnahmen zudem über den Krisenstab des Kreises Gütersloh koordinieren. Borgholzhausen &bdquo;Ich halte nichts von Panikmache, aber das Thema steht auch bei mir seit Jahren ganz konkret auf der Agenda", sagt Dirk Speckmann. Er erinnert an diesem Zusammenhang auch an das Schneechaos im Münsterland 2005, als durch einen Eisregen das komplette Stromnetz ausgefallen war. Vor wenigen Monaten habe man sich seitens der Stadtverwaltung zu diesem Thema mit der Feuerwehr umfassend ausgetauscht. Man sei zu der Erkenntnis gekommen, dass bei einem Blackout nicht die Kommunen, sondern die Kreisverwaltung und die Feuerwehr, unterstützt von THW und Rettungsdiensten, in der Verantwortung stünden. &bdquo;Die Stadt Borgholzhausen ist insofern gut vorbereitet, als dass wir an allen kritischen Infrastrukturen seit einigen Jahren mit Diesel betriebene Notstromaggregate inklusive Vorratstanks für Treibstoff vorhalten. Trinkwasserversorgung und Abwasserversorgung ist insofern gesichert", verspricht Speckmann. Die Information der Bürger würde in erster Linie durch die Feuerwehr erfolgen. &bdquo;Im Feuerwehrgerätehaus würde auch die Einsatzleitstelle mit dem Krisenstab sein", sagt Speckmann. Man werde im Umweltkalender 2023 auf mehreren Seiten Beiträge zur Vorratshaltung und Verhaltensweisen im Falle eines Blackouts publizieren. Entscheidend sei, dass man in solch einem Fall Ruhe bewahre. Versmold &bdquo;Die Stadt Versmold bezieht ihr Trinkwasser vom Wasserbeschaffungsverband Sassenberg-Versmold-Warendorf", sagt Stadtsprecherin Jennifer Oldach. Das Wasserwerk in Sassenberg-Füchtorf verfüge über ein Notstromaggregat, das bei einem Ausfall der öffentlichen Stromversorgung innerhalb kürzester Zeit automatisch die Stromversorgung übernehmen könne. &bdquo;Damit ist die Förderung, Aufbereitung und Abgabe des Trinkwassers in das öffentliche Wasserversorgungsnetz gewährleistet", erklärt Oldach. Diese Notstromversorgung werde regelmäßig getestet und habe in der Vergangenheit schon mehrere Tage die Stromversorgung sichergestellt. Die Information der Bevölkerung im Notfall könne auf ganz verschiedenen Wegen erfolgen. So seien Hinweise per Warn-App NINA, über Lautsprecher oder Sirene möglich.

Meistgelesen