Diese Menschen retteten wohl das Leben der Schwerverletzten nach Unfall

Halle-Künsebeck. &bdquo;Es hat plötzlich richtig laut geknallt", sagt eine Anwohnerin der Brackweder Straße, die namentlich nicht genannt werden möchte, am Tag danach. Sie sei am Sonntag gegen 18.45 Uhr förmlich hochgeschreckt, obwohl sie gleich gewusst habe, was Sache ist. &bdquo;Hier ist ja schon mehrfach etwas passiert, auch tödliche Unfälle", sagt die Hallerin. An Tempo 70 halte sich hier kaum jemand, die breite Straße lade halt zum Rasen ein. Noch immer ist unklar, warum der 24-jährige Mazda-Fahrer aus Limburgerhof (Rhein-Pfalz-Kreis) auf Höhe des Gartencenters Brockmeyer auf den vor ihm ebenfalls Richtung Steinhagen fahrenden Audi eines 64-Jährigen aus Bad Salzuflen auffuhr. Durch die Wucht des Aufpralls schob er den Wagen des Lippers auf die Gegenfahrbahn, wo dieser wiederum frontal mit einem Golf zusammenstieß, an dessen Steuer ein 66-jähriger Haller saß. &bdquo;Ich hatte Angst, dass ich was falsch mache" Wie die Polizei nun mitteilt, erlitten die drei Autofahrer sowie die 61-jährige Beifahrerin des Bad Salzuflers schwere Verletzungen. Anfangs war auch von Lebensgefahr die Rede gewesen. Während der vermeintliche Unfallverursacher mit seinem Mazda in einen Einkaufswagenunterstand des Gartencenters krachte, verblieben die beiden anderen Fahrzeuge auf der früheren B 68, wo sie aufgrund auslaufender Betriebsstoffe in Brand gerieten. Rund ein Dutzend Anwohner hätten, so erwähnt die Polizei lobend, die Verletzten aus den Fahrzeugen gezogen und den Brand mit eigenen Feuerlöschern bekämpft. Unter ihnen befand sich auch ein Mitglied des Löschzugs Künsebeck. &bdquo;Ich habe es mir nicht zugetraut, da ich Angst hatte, etwas falsch zu machen. Ich habe stattdessen Hilfe gerufen und gehofft, dass die Fachkräfte schnell vor Ort sind", schildert die Anwohnerin die Situation. Lesen Sie auch: Ersthelfer retten drei Menschenleben und löschen zwei brennende Autos Glücklicherweise traf kompetente und außerplanmäßige Hilfe ein. &bdquo;Nach dem Alarm für den Leitenden Notarzt bin ich sofort mit meiner Frau Katrin ins Auto gesprungen und zu der wenige Kilometer entfernten Unfallstelle gefahren", berichtet Dr. Ralf Stroop, in Halle lebender Oberarzt der neurochirurgischen Abteilung des Marienhospitals Osnabrück. Der Mitinitiator der &bdquo;Mobilen Retter" und seine ebenfalls als Notärztin tätig Ehefrau erreichten den Unfallort an der Brackweder Straße innerhalb weniger Minuten. &bdquo;Man sah direkt, dass Verletzte auf der Straße lagen. Mein Mann übernahm die Funktion eines Leitenden Notarzt und ich begann zu helfen. Da ich kein Equipment und keine Maske dabei hatte, musste ich mir erst noch Handschuhe beim Rettungswagenteam holen", sagt Katrin Stroop. Zu diesem Zeitpunkt waren auch schon ein Rettungswagen und das Notarzteinsatzfahrzeug aus Halle eingetroffen. Profis loben die Ersthelfer Das Ehepaar Stroop lobt das couragierte Handeln der zahlreichen Ersthelfer, da dies keineswegs selbstverständlich sei. Dies habe man später auch in einem Gespräch mit der Gruppe zum Ausdruck gebracht und zudem überprüft, ob einer der Laienretter möglicherweise Schäden erlitten habe. Darauf habe es aber keine Hinweise gegeben, so Ralf Stroop. &bdquo;Als wir hier eintrafen, waren die Personen bereits aus den Fahrzeugen", berichtet Halles Löschzugführer Ralph Heermann als Einsatzleiter. Er war mit rund 40 Kameraden der Löschzüge Halle und Künsebeck ausgerückt. Die Kreisleitstelle hatte neben der Feuerwehr zwei Notärzte sowie den Rettungshubschrauber alarmiert, ferner eilten sechs Rettungswagen zu der Unfallstelle. Nachdem nur wenige Augenblicke nach dem Notruf bereits der in Amshausen stationierte Rettungswagen an der Unfallstelle eingetroffen war und eine erste Rückmeldung gegeben hatte, wurden zur weiteren Unterstützung die &bdquo;Leitende Notärztin" aus Gütersloh und der Organisatorische Leiter Rettungsdienst aus Verl alarmiert. &bdquo;Der Löschzug Halle machte mit einer Drohne Bilder von der Unfallstelle. Mit Hilfe der Drehleiter wurde der Bereich bei einsetzender Dunkelheit ausgeleuchtet", teilen die Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbandes, Michael Schnatmann und Ulrich Laupichler, mit. Polizei sucht weitere Zeugen Da bereits vor Ort vermutet wurde, dass der 24-jährige Mazda-Fahrer unter Alkoholeinfluss stand, wurde ihm eine Blutprobe entnommen. Aufgrund des unklaren Unfallherganges beauftragte die Staatsanwaltschaft Bielefeld einen Sachverständigen mit der Rekonstruktion des Geschehens. Die beteiligten Fahrzeuge wurden daher für weitere Untersuchungen sichergestellt. Die Brackweder Straße war noch bis in die Nachtstunden komplett gesperrt. Der entstandene Schaden beläuft sich nach Polizeiangaben auf rund 30.000 Euro. Die Polizei Gütersloh sucht nun weitere Zeugen, die Angaben zu dem Unfall oder zu Auffälligkeiten im Vorfeld machen können. Entsprechende Hinweise nimmt die Polizei Gütersloh unter (0 52 41) 86 90 entgegen.

Meistgelesen