Kaum Corona-Impfungen für Jugendliche: Was Kinderärzte aus dem Kreis berichten

Kreis Gütersloh. Bis Ende August soll, so versprach Bundesgesundheitsminister Jens Spahn noch am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Berlin, jeder Impfwillige zwischen 12 und 16 Jahren seine erste Biontech-Spritze erhalten. Damit dürfte ein straffer Zeitplan vor der Tür stehen, denn bisher konnte vor allem in NRW nur wenige Jugendliche geimpft werden. Da die Injektionen dieser Altersgruppe seit dem 7. Juni ausschließlich in den Händen der Kinderärztinnen und Kinderärzte liegen und der Impfstoff knapp ist, wird aktuell nur im Schneckentempo gepikt. Covid-Spätfolgen seien bei Kindern kaum zu befürchten &bdquo;Wir haben hier jeden Tag 30 bis 40 Anfragen", sagt Armin Sornig, Kinderarzt aus Werther. Man bitte die Patienten bereits, sich nur noch per E-Mail anzumelden, um den Verwaltungsaufwand gering zu halten. Die gelieferten Impfstoffe, deren Anzahl für die ganze Woche stets erst am Freitag zuvor bekannt sind, reichen im Idealfall für gerade 25 Impfungen – pro Woche. Der Rekord liege, so Sornig, bei 28 Impfungen innerhalb einer Woche. &bdquo;Wir haben für den Mittwochnachmittag eine Impfsprechstunde eingerichtet", sagt Sornig. Der eigentlich freie Nachmittag wird nun zum Impfen genutzt, denn mal eben so neben dem Alltagsgeschäft die Corona-Zusatzaufgaben erledigen klappt halt nicht. Alles muss zeitlich gut getaktet sein, denn ist die Impfampulle erst einmal geöffnet, muss sie auch innerhalb weniger Stunden verabreicht werden. Hinzu kommen die bürokratischen Hürden mit dem Ausfüllen mehrerer Formulare sowie der räumliche und zeitliche Aufwand, da jeder geimpfte Jugendliche nach der Spritze noch 15 Minuten in einem separaten Raum warten muss. Sornig weiß nicht, wie lang die Warteliste seiner Praxis, auf der vorerkrankte Kinder bevorzugt berücksichtigt werden, genau ist, aber er beruhigt alle Eltern, die auf einen schnellstmöglichen Impftermin für ihr Kind hoffen. &bdquo;Mehr als 99 Prozent aller positiv getesteten Patienten unserer Praxis haben keinerlei Symptome gehabt", sagt Sornig. Covid-Spätfolgen seien bei Kindern kaum zu befürchten. Man bewege sich in einem Bereich von etwa 0,000001 Prozent. Bei etwa 1.500 Patienten im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren hofft Sornig auf einen weiteren Impfturbo und steigende Impfstoffliefermengen. Ansonsten wäre sein letzter Patienten, wenn man die derzeit rund 25 Impfdosen pro Woche auf die Patientenzahl hochrechnet, hochgerechnet, erst Ende August 2023 geimpft. &bdquo;Zudem ist ja zu befürchten, dass die Impfung jedes Jahr aufgefrischt werden muss", sagt Sornig. Impfung sei notwendig, um die Pandemie einzudämmen In der Versmolder Praxis von Dr. Claudia Hamacher werden aktuell nur ältere Jugendliche geimpft. &bdquo;Zurzeit impfen wir reihenfolgengerecht die 16- bis 18-Jährigen und Erwachsene, anschließend werden wir allen Zwölf- bis 16-Jährigen mit Vorerkrankungen ein Impfangebot machen", sagt Dr. Hamacher. Erst danach werde man dann, nach ausführlicher Beratung bezüglicher sozialmedizinischer Aspekte, den nicht vorerkrankten Zwölf- bis 16-Jährigen ein Impfangebot machen. Zur Impfung dieser Altersgruppe gebe es in der Fachwelt verschiedene Empfehlungen. &bdquo;Die ständige Impfkommission STIKO empfiehlt die Impfung für Jugendliche mit Vorerkrankungen, die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat die Impfung hingegen für alle Zwölf- bis 16-Jährigen zugelassen", erklärt Dr. Hamacher. Für beide Empfehlungen gebe es Gründe. Zum einen seien die Krankheitsverläufe bei Kindern nicht so schwer, zum anderen sei deren Impfung aber notwendig, um die Pandemie einzudämmen, die Herdenimmunität zu erreichen und um Schulschließungen vermeiden zu können. Zwar sei der Impfstoff für diese Altersgruppe noch nicht so sehr erforscht, jedoch machen Zahlen aus den USA Hoffnung. &bdquo;Dort haben bereits sieben Millionen Teenager den Impfstoff von Biontech/Pfizer, der einzige bei Kindern zugelassene Impfstoff, erhalten. Und das ohne Auftreten von schweren Nebenwirkungen", sagt Dr. Hamacher und beruft sich auf eine Meldung aus der Tagesschau vom 9. Juni. "Es gibt nur wenige Studien zu Impfungen von unter 16-Jährigen" Auch bei der Haller Kinderärztin Dr. Dagmar Müller steht seit der Freigabe des Impfstoffs für Jugendliche und somit seit dem 7. Juni das Telefon nur selten still. &bdquo;Es gibt sehr viele Anfragen, sowohl telefonisch als auch per E-Mail", sagt Dr. Müller. Auch sie impft derzeit nur Jugendliche mit Vorerkrankungen oder aber diejenigen, die im Haushalt andere schwer erkrankte Familienmitglieder haben, die selbst noch nicht geimpft worden sind. &bdquo;Es gibt nur wenige Studien zu Impfungen von unter 16-Jährigen, daher halte ich mich an die STIKO-Empfehlung", sagt die Medizinerin. Die den Praxen zugeteilten Impfmengen hält sie für zu gering. &bdquo;Manchmal kommt nur ein Fläschchen pro Woche", sagte Müller, welches dann für bis zu sieben Impfungen ausreicht. Sie hofft, dass bald, wie in anderen Bundesländern schon üblich, auch die Impfzentren mit einsteigen, damit die Impfung der Jugendlichen an Fahrt aufnimmt.

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