Halle. Die Zahlen sind verblüffend. Wenige Wochen nach der Freigabe des Autobahnteilstücks zwischen Halle und Borgholzhausen hat der Kreis Gütersloh das Verkehrsaufkommen auf der B 68 ermittelt. Dabei kam heraus, dass die Zahl der Fahrzeuge messstellenabhängig nur um 13 und 18 Prozent zurückgegangen ist. Deutlich weniger, als Politiker und Experten zuvor erwartet und versprochen hatten. In einem Interview hatte zum Beispiel Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann spekuliert, dass der Verkehr auf der B 68 nur noch ein Drittel des früheren Aufkommens betrage. Eine offensichtlich falsche Einschätzung.
Wählen die Menschen aus Gewohnheit den bekannten Weg?
So sank die Zahl der Fahrzeuge an der Messstelle in Höhe des Autohauses Orth und Nagel von 17.748 pro Tag vor dem Lückenschluss auf 13.275 (minus 15 Prozent). In Höhe des Amtsgerichts ging der Verkehr um 13 Prozent von 11.860 auf 10.235 Fahrzeuge zurück. Immerhin 18 Prozent weniger Verkehr wurde an der Einmündung am Laibach gemessen (9.028/7.344).
Auch Bernhard Riepe, zuständiger Fachbereichsleiter für die Verkehrslenkung beim Kreis Gütersloh, zeigte sich überrascht von den ermittelten Zahlen und kündigte an, in den kommenden Monaten weitere Zählungen vornehmen zu wollen. „Möglicherweise liegt der geringe Rückgang daran, dass viele Menschen aus Gewohnheit noch den alten Weg wählen. Aber das ist nur reine Spekulation", sagt Riepe. Eine große Entlastung der B 68 habe es lediglich mit der Auslagerung des Schwerlastverkehrs vor einigen Jahren gegeben. Um genaue Kenntnisse für die hohe Belastung der Ortseinfahrt zu gewinnen, müsste nach Ansicht von Riepe genau analysiert werden, von wo welche Fahrzeuge kommen und mit welchem Ziel sie die B 68 benutzen. Zudem müsste ermittelt werden, in welchen Gebieten der Stadt es eine besonders hohe Zahl an Fahrzeugen gebe.
Subjektiv, darauf lassen Äußerungen in den sozialen Netzwerken schließen, beschränkt sich die weiter hohe Belastung der Bundesstraße auf die Haller Ortsdurchfahrt, während die Strecke zwischen Halle und Borgholzhausen sowie zwischen Halle und Bielefeld deutlich entlastet scheint.
Auf 100 Einwohner kommen 72 Fahrzeuge
Bernhard Riepe vermutet, dass das hohe Verkehrsaufkommen in der Ortsdurchfahrt auf den Pendlerverkehr von und zu Arbeitsstätten, Schulen, Dienstleistern und Geschäften zu erklären ist. Es ist also hausgemacht.
Derzeit sind in Halle 13.676 Pkw, 790 Lkw, 1.087 Mopeds und Motorräder sowie vier Busse angemeldet. Das bedeutet: Auf 100 Einwohner, einschließlich Kinder, kommen 72 Fahrzeuge. Der Traum von einer verkehrsberuhigten Zone, ähnlich wie in Dissen scheint in Halle nicht realisierbar „Man kann die beiden Orte nicht miteinander vergleichen", sagt Riepe. Dazu fehle Halle eine Umgehungsstraße.