Neue A33: Einsätze für Feuerwehr „extrem gefährlich“

Halle. &bdquo;Am vergangenen Wochenende haben wir hier mit Führungskräften einen Einsatz auf der Autobahn simuliert", sagt Ralph Heermann und präsentiert eine Miniaturlandschaft, die jedem Modellbauer zur Ehre gereichen würde. &bdquo;Das System ist mehr als 20 Jahre alt und hat im neuen Gerätehaus einen eigenen Raum bekommen", ergänzt der Löschzugführer der Haller Freiwilligen Feuerwehr. Zum Ensemble mit Fabrikgelände und Wohnbebauung gehört auch eine Autobahntrasse, auf der Einsätze durchgespielt werden können. &bdquo;Wir hoffen immer, dass nichts Schlimmes passiert", sagt Peter Goldbecker. Der Hörster Löschzugführer weiß aber auch, dass mit der Freigabe des letzten A 33-Teilstückes die Wahrscheinlichkeit von Unfällen steigt. Durch das hohe Tempo der Fahrzeuge auf der Autobahn nimmt auch für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute der Lindenstadt das Gefahrenpotenzial bei einem Einsatz deutlich zu. »Einsätze sind immer gefährlich« &bdquo;Grundsätzlich sind Einsätze immer gefährlich – egal ob wir zu einem Brand oder zu einem Unfall gerufen werden", erklärt Peter Goldbecker und Ralf Heermann ergänzt: &bdquo;Die Art der zu erwartenden Einsätze wird nicht neu sein, die kennen wir von der B 68 und der L 782." Die entscheidenden Unterschiede liegen nach Ansicht der beiden Löschzugführer darin, dass bei einem Unfall auf der Autobahn oft mehr Fahrzeuge beteiligt sind und die Absicherung des laufenden Verkehrs erheblich schwieriger ist. &bdquo;Wenn es auf der B 68 kracht, dann steht der Verkehr in der Regel sofort – auf der Autobahn sieht das ganz anders aus", erklärt Ralph Heermann: &bdquo;Da rasen die Autos mit Geschwindigkeiten von 150, 160 Kilometern pro Stunde und noch schneller auf uns zu. Das ist extrem gefährlich." Entsprechend wird laut Peter Goldbecker die Absicherung der Unfallstelle die größte Herausforderung auf der A 33 sein: &bdquo;Das fängt 750 bis 800 Meter vor der Unfallstelle an. Auf Landstraßen reichen 500 Meter." Zunächst werden Kegel zur Absicherung aufgestellt, die mit 750 Millimetern ein Drittel höher sind als die, die auf anderen Straßen zum Einsatz kommen. Praktisch als Prellbock wird dann ein Feuerwehrfahrzeug vor der Einsatzstelle geparkt. Über ein spezielles Gefährt mit großflächigen Warntafeln wie es etwa die Bielefelder Berufsfeuerwehr hat, verfügen die Haller Einsatzkräfte nicht. &bdquo;Es ist sehr wichtig, an der Einsatzstelle so viel und so früh wie möglich zu warnen", erklärt Peter Goldbecker und nennt auch gleich den Grund dafür: &bdquo;Viele Verkehrsteilnehmer reagieren nicht mehr auf Einsatzfahrzeuge – das habe ich selbst schon erlebt." Um auf der Autobahn in Brand geratene Fahrzeuge im Ernstfall löschen zu können, müssen die Einsatzfahrzeuge Wasser mitbringen. Das »TLF« (Tanklöschfahrzeug) des Löschzuges Kölkebeck hat 5.000 Liter dabei. Bei den Hörster Einsatzkräften sind es 3.000 Liter und beim Haller »TLF« 2.000 Liter. &bdquo;Ein normales Fahrzeug lässt sich mit 1.000 bis 1.500 Litern sicher löschen", sagt Ralph Heermann aus Erfahrung: &bdquo;Bei mehreren Fahrzeugen oder einem brennenden Lkw wird deutlich mehr Wasser benötigt. Autobahnbereich hat sich nahezu verdoppelt Mit dem A33-Lückenschluss hat sich der Einsatzbereich für die Freiwillige Feuerwehr der Lindenstadt nahezu verdoppelt. Für jedes Teilstück und für jede Fahrtrichtung ist genau festgelegt, welche Löschzüge im Ernstfall ausrücken. In Fahrtrichtung Osnabrück ist zunächst Steinhagen bis zum Schnatweg zuständig. Gleiches gilt im Bereich zwischen Borgholzhausen und Halle. Sollte es dort zu einem Unfall kommen, rückt die Piumer Feuerwehr aus. Das macht Sinn, weil die Haller Nachbarn viel schneller an der entsprechenden Auffahrt sind, als es die Einsatzkräfte aus der Lindenstadt könnten. Die übrigen Abschnitte werden jeweils von einem Löschzug aus Halle mit einem Zug aus Hörste oder Künsebeck angefahren. Zusätzlich können bei Bedarf noch Kräfte aus Kölkebeck zur Unfallstelle gerufen werden. &bdquo;Zum Glück sind wir in unserer Region sehr gut aufgestellt", sagt Ralph Heermann: &bdquo;Das sieht in anderen Gebieten unseres Landes ganz anders aus." Frauenanteil in Halle über zehn Prozent Derzeit gehen die beiden Löschzugführer nicht davon aus, dass sich die Zahl der Einsätze durch die freie Fahrt auf der A33 deutlich erhöhen wird, zumal damit zu rechnen ist, dass durch die Abnahme der Fahrzeuge auf der B 68 nicht mehr so viel passiert. Im laufenden Jahr kommt der Löschzug Halle bislang auf 190 Einsätze; bei den Kollegen in Hörste sind es an die 60. Und das alles ehrenamtlich. &bdquo;Wir sind gut aufgestellt", sagt Peter Goldbecker mit Blick auf 40 Kameraden, die sich im Haller Ortsteil am aktiven Dienst beteiligen. In Halle sind aktuell 58 Aktive. &bdquo;Der Frauenanteil liegt bei uns seit Jahren über zehn Prozent", sagt Ralph Heermann: &bdquo;Da ist es schon recht eng im Umkleideraum." Diese positiven Zahlen täuschen aber nicht darüber hinweg, dass sich die Freiwillige Feuerwehr im Wandel befindet und sich auch bei den ehrenamtlichen Rettungskräften Prioritäten verschoben haben. &bdquo;Früher haben die Kameraden nach Einsätzen oft noch länger zusammengesessen. Das ist heute kaum noch der Fall", sagt Ralph Heermann. Den Grund sieht der Löschzugführer in den seit Jahren steigenden Anforderungen im privaten und im beruflichen Bereich. Daher sind die heimischen Wehren sehr froh, dass sie in Jan Kuhle seit dem 1. Februar einen hauptamtlichen Gerätewart an ihrer Seiten haben, der sich um die immer komplexer werdende technische Ausrüstung kümmert, sie wartet und instand setzt. Aktuell können die Wehren in Halle und den Ortsteilen die Vielzahl der Einsätze mit ehrenamtlichen Kräften abdecken. Ob das auch in Zukunft möglich sein wird, ist zumindest fraglich. &bdquo;Der Trend geht klar dahin, dass die Freiwilligen Wehren durch hauptamtliche Kräfte unterstützt werden", sagen die beiden Löschzugführer. In der Lindenstadt ist das bisher noch nicht erforderlich und das liegt am herausragenden Engagement der ehrenamtlichen Feuerwehrleute.

Meistgelesen