Halle. Die Begriffe Trassen- und Klassenfahrt unterscheiden sich lediglich durch zwei Buchstaben. Tatsächlich kennt man sich inzwischen. Vereinsmitglieder des Aktionsbündnisses »A33 Sofort« und die meisten Gäste sind nicht zum ersten Mal auf einer Reise entlang der Autobahn 33 dabei. Für alle aber ist es diesmal ein Debüt. Denn die Trassenfahrt rollt an diesem Tag erstmals tatsächlich nicht nur entlang sondern über das asphaltierte Band der A33.
Das für den normalen Straßenverkehr verbotene Neuland wird am Kreisel Schnatweg betreten oder besser gesagt, befahren. Es geht in Richtung Bielefeld. Noch fehlen die Fahrbahnmarkierungen, überall an den Seitenrändern herrscht emsige Betriebsamkeit. „Hier lagern die Bewährungskörbe für die Lärmschutzwände", sagt Sylke Tech von Straßen.NRW und zeigt auf ein Gewirr aus rotem Metall – Verstärkungen für die geplanten Betonwälle. An einer anderen Stelle treiben Bohrgeräte die Tiefengründungen für die Pfeiler der Beschilderung in den Boden.
Begleitet von erstaunten Blicken der Arbeiter fährt der Bus weiter in Richtung Anschlussstelle Ummeln. Plötzlich kommt er zum Stehen. Zwei Baufahrzeuge versperren den Weg. „Der kann doch nicht einfach mitten auf der Autobahn anhalten", kommentiert ein Teilnehmer lachend. „Das ist der erste Stau", erwidert sein Nachbar.
Dann ist der Anschlusspunkt Ummeln und das Ende der Ausbaustrecke erreicht. Unter den Augen von Landrat Sven-Georg Adenauer begeht der Busfahrer einen groben Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung und wendet mitten auf der Autobahn, um zurückzufahren in Richtung Steinhagen. Der Landrat schweigt.
An der Anschlussstelle Queller Straße hält der Bus. Entgegen aller Geflogenheiten heißt es nun, Aussteigen auf der Autobahn. Auch dazu sagt Adenauer nichts. Vielmehr lauscht er mit Interesse, als Sylke Tech und ihr Kollege Olaf Kindervater den Teilnehmern die Funktion der 80 Zentimeter hohen Betonschutzwände, die die Richtungsfahrbahnen voneinander trennen, erläutern. In den Wänden sind Stahlseile verankert, der etwa 1,70 breite Zwischenraum ist mit Schotter verfüllt. „Das soll verhindern, dass ein Lkw auf die andere Seite durchbricht", sagt Sylke Tech und fügt hinzu: „Bis zu einem Aufprallwinkel von 45 Grad hält die Konstruktion".
Bepflanzt ist der Mittelstreifen mit einer Matte Fetter Henne, krautige, mehrfarbige Pflanzen, die winterhart sind, gut Wasser speichern und so auch auf zeitweilig extrem trockenen Böden wie auf dem Mittelstreifen einer Autobahn gut gedeihen können. Das minimiert den Pflegeaufwand für die Straßenmeisterei und auch künftige Verkehrsbehinderungen, da die Pflanzen nicht geschnitten werden müssen.
Dann geht es zurück. Kurz vor Künsebeck werden drei Radfahrer, die auf der linken Spur unterwegs sind, rechts überholt. Adenauer drückt wieder beide Augen zu.
Am Schnatweg verlässt der Bus die A33. Vorbei am Ravenna Park geht es über Tatenhausener und Theenhausener Straße Richtung Borgholzhausen. Am Gerry Weber Stadion will der Fahrer auf die B68 abbiegen. „Ne, da hängste nur wieder drin in dem alten Mist. Ich fahr lieber geradeaus", korrigiert er sich im letzten Augenblick. Dieser Mist hat bald ein Ende. 2019 soll der Lückenschluss vollzogen werden.