Kreis Gütersloh. Das Überraschungs-Ei hat eine Geschichte im Gütersloher Kreistag. 1986 setzte sich die Sozialdemokratin Ursula Bolte mit seiner Hilfe per Losentscheid gegen Günter Kozlowski (CDU) durch und wurde erste hauptamtliche Landrätin im Kreis Gütersloh. Der Loszettel mit ihrem Namen steckte damals in einem gelben Plastikei, sonst Innenleben der Kinder-Süßigkeit.
An diesem Montag kamen die gelben Überraschungseier im Kreishaus bei der zweiten Sitzung des neuen Kreistages erneut zum Einsatz - galt es doch bei der Besetzung von verschiedenen Ausschüssen und Gremien eine Kampfabstimmung zu entscheiden. Die Verteilung der Posten ging mehrheitlich geräuschlos - die Kreistagsfraktionen hatten sich im Vorfeld schon darüber verständigt, welche Fraktion welchen Ausschuss besetzen soll.
Die Anzahl der Ausschüsse entspricht der vergangenen Legislaturperiode, die Verteilung erfolgt proportional dem Wahlergebnis. Vier Ausschüsse gehen an die CDU: Oliver Krümpelmann wird Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, Digitalisierung, Finanzen und Rechnungsprüfung, Heinz-Josef Sökeland leitet den Gesundheitsausschuss, Sebastian Kollmeyer den Ausschuss für Klima und Umwelt und Christine Disselkamp den Wahlprüfungsausschuss.
Über den zehnten Platz im Wahlausschuss entscheidet das Los
Die Grünen erhalten den Ausschuss für Arbeit und Soziales, der von Marco Mantovanelli geleitet wird, die SPD den Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport, dem Maria Spahn-Wagner vorsitzt. Der Ausschuss für Mobilität geht an die AfD, Vorsitzender wird Kai Röchter. Alle Ausschüsse haben 17 Mitglieder.
Lediglich zehn Beisitzerinnen beziehungsweise Beisitzer hat der Wahlausschuss für die Kommunalwahlen. Hier verhinderten die Grünen (neun Sitze im Kreistag) und die FDP (drei Sitze) durch die Bildung einer gemeinsamen Liste, dass die AfD (zehn Sitze) noch einen zweiten Beisitzer für dieses Gremium bekommt.
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Der zehnte Platz im Wahlausschuss hätte dann rechnerisch sowohl UWG als auch den Linken zugestanden - hier musste nun also das Los entscheiden und die gelben Überraschungseier kamen zum Einsatz.
Waren es dieselben Ü-Eier wie vor fast 40 Jahren?
„Wir hätten auch schwarze Filmdosen nehmen können. Aber die Ü-Eier hatten wir noch in der Wahlurne“, sagte Jens Wimmelbücker vom Büro des Kreistages. Ob es die gleichen waren, die schon beim Landratsentscheid von Ursula Bolte zum Einsatz kamen, ließ sich nicht klären. Michael Hellweg, schon damals Leiter vom Büro des Kreistages, hätte es gewusst - er fehlte allerdings krankheitsbedingt bei der Sitzung.
So erhielt nun je ein Plastikei einen Zettel mit den Namen der UWG-Beisitzer samt Vertreter (Johannes Sieweke und Dirk Holtkamp) und der Linken (Ina Krämer-Schiedel und Günter Arlt). Beide wurden vor den Augen von Vertretern der betroffenen Fraktionen und CDU-Fraktionschefin Henrika Küppers in ein metallenes Gefäß geworfen und dann von Landrätin Ina Laukötter gezogen. Das Ergebnis: Der zehnte Sitz im Wahlausschuss steht nun den Linken zu.
Lange Kreistagssitzung - Beiräte und Ausschüsse waren zu besetzen
Es war eine lange Kreistagssitzung - auch weil es galt, Vertreter für zahlreiche Beiräte und Ausschüsse zu benennen. Mit einer geheimen Wahl wurden die Mitglieder für die Landschaftsversammlung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe gewählt - hier hatten die Grünen Thorsten Schmolke vorgeschlagen, der dann statt des von der Verwaltung nach Proporz vorgesehenen Maxim Dyck von der AfD den Sitz im Westfalenparlament erhielt.
Auch bei den Zweckverbänden von Infokom, dem Verkehrsverbund OWL und dem Kuratorium der Peter-August-Böckstiegel-Stiftung sorgte die Listenbildung von Grünen und FDP dafür, dass die AfD in diesen Gremien nicht vertreten ist. Die Abgeordneten der AfD nahmen dieses Vorgehen ohne Kommentar zur Kenntnis.