Eklat bei Kommunalwahl im Kreis Gütersloh: Tochter zerreißt Stimmzettel ihrer Mutter

Kreis Gütersloh. 574 Niederschriften aus den Wahllokalen des Kreises hat Michael Hellweg mit seinem Team geprüft. Die Ordner stehen auf den Tischen im Sitzungssaal des Rathauses. Eine gute Woche lang wurde im Büro des Kreistages nachgerechnet, verglichen, im Zweifelsfall nachgezählt. Am Dienstagabend präsentierte der stellvertretende Kreiswahlleiter nun dem Wahlausschuss das Ergebnis, das einstimmig angenommen wurde. Die Kreistagswahl ist nun amtlich, Ina Laukötter (CDU) ist mit 90.269 von 152.439 gültig abgegebenen Stimmen zur neuen Landrätin gewählt worden. Der neue Kreistag hat 70 Sitze, davon 28 für die CDU, die Grünen 9, SPD 13, UWG 4, FDP 3, AfD 10 und die Linke 3. So weit die Zahlen. Viel spannender war jedoch, was Michael Hellweg und seine Kollegen an Vorkommnissen aus den Wahllokalen erzählen konnte. So war in Harsewinkel die Bürgermeisterwahl vor der Landratswahl ausgezählt worden, obwohl es genau umgekehrt hätte sein sollen. &bdquo;Das war für uns interessanter“, lautete hinterher die Antwort aus Harsewinkel. &bdquo;Im Wahlvorstand waren städtische Bedienstete“, erläuterte Kathrin Fislake vom Büro des Kreistags schmunzelnd. Eine Person versuchte, die Wahlurne zu öffnen Kurioses ereignete sich auch in Herzebrock-Clarholz – hier rüttelte ein Wähler an der Urne im Wahlkreis 12. &bdquo;Eine Person versuchte die Wahlurne zu öffnen“, notierte der Wahlvorstand laut Jens Wimmelbücker daraufhin. Im Wahlbezirk 16, der sich ebenfalls in der Josefschule in Herzebrock-Clarholz befand, monierte offenbar dieselbe männliche Person nach Rütteln, dass die Urne dort nicht korrekt verschlossen war. &bdquo;Die Urne war korrekt mit einem Schloss verriegelt, aber der Deckel war nicht richtig eingesteckt“, erläuterte Wimmelbücker. Dieses sei daraufhin korrigiert worden und der Wahlvorstand habe schriftlich erklärt, dass die Urne die gesamte Zeit unter Aufsicht gewesen sei, sodass eine Manipulation ausgeschlossen werden konnte. Lesen Sie auch: Kommunalwahl im Kreis Gütersloh zum Nachlesen: Laukötter mit emotionalen Worten In Rietberg kam es im Wahlbezirk acht zu Ungereimtheiten, weil offenbar einige wenige Stimmzettel, die sich lose in der Briefwahlurne befunden hatten, erst für ungültig erklärt wurden, dann aber doch versehentlich mitgezählt wurden – diese wurden nachträglich wieder herausgerechnet. Mitglied eines Wahlvorstands steuert falsches Wahllokal an Im Wahlbezirk 16 in Schloß Holte-Stukenbrock kam es zu einem Eklat, weil eine Tochter ihrer Mutter bei der Wahl assistieren wollte. &bdquo;Mach es so, wie zu Hause besprochen“, habe es laut aus der Wahlkabine geklungen. Als der Wahlvorstand die Frau daraufhin ansprach, habe die Tochter alle Stimmzettel der Mutter zerrissen und habe diese aus dem Wahllokal gezerrt. In Steinhagen öffnete ein Wahllokal im Wahlbezirk 3 fünf Minuten verspätet, weil ein Mitglied des Wahlvorstandes zunächst zum falschen Wahllokal gefahren war. &bdquo;Die Wähler haben jedoch gewartet, es ist niemand weggegangen“, erzählten die Wahlprüfer. An zwei Stellen wurde der Wahlschein versehentlich nicht einbehalten, in Versmold einmal ein Stimmzettel doppelt ausgegeben. In Versmold musste im Wahlbezirk zwölf auch nachgezählt werden, weil in der Niederschrift 195 Stimmen für die SPD vermerkt waren, am Wahlabend jedoch nur 135 telefonisch ins Kreishaus gemeldet worden waren. Wahl sei &bdquo;reibungslos verlaufen“, bilanzierte die Kreisdirektorin &bdquo;Die 195 war falsch“, so Hellweg. Beim Nachzählen habe es sogar noch einen &bdquo;Beifang“ gegeben. &bdquo;Im Stimmzettelstapel für die CDU steckte eine Stimme für die Grünen und eine für die SPD“, so der stellvertretende Kreiswahlleiter. &bdquo;Insgesamt ist es aber eine sehr reibungslos verlaufene Wahl gewesen“, sagte Kreisdirektorin Susanne Koch. Sie dankte allen 2.500 ehrenamtlichen Wahlhelfern und dem Team im Kreishaus und im Büro des Kreistags für ihren Einsatz. Lesen Sie auch: Schlechtes Ergebnis bei Kommunalwahl in Gütersloh – Parteichef zieht sich zurück Eine Besonderheit ist Michael Hellweg dann doch noch aufgefallen: Es gab eine ungewöhnlich hohe Zahl an ungültigen Stimmen bei der Landratswahl – insgesamt 7.074. &bdquo;Das sind 4,43 Prozent“, sagte er. Bei der Wahl zum Kreistag habe es nur 0,75 Prozent ungültige Stimmen gegeben. Häufig sei der komplette Stimmzettel für das Amt des Landrats durchgestrichen gewesen und AfD sei darüber geschrieben worden.

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