Mutiger Mann aus dem Kreis Gütersloh wagt außergewöhnliches Abenteuer auf einer Yacht

Rheda-Wiedenbrück. Wenn Thomas Maruschke am 23. November um 12.45 Uhr in Las Palmas ablegt, beginnt für den 66-jährigen Rheda-Wiedenbrücker das größte Abenteuer seines Lebens. 2.700 Seemeilen – rund 5.000 Kilometer – liegen dann zwischen ihm und dem Ziel in St. Lucia (ein Inselstaat in der östlichen Karibik). Drei Wochen auf dem offenen Atlantik, ohne Landsicht, nur Wind, Wellen und eine neunköpfige Crew, zu der Maruschke für die Überfahrt gehört. Zusammen wollen sie die &bdquo;Atlantic Rally for Cruisers“, kurz &bdquo;ARC“, gewinnen. &bdquo;Ich habe da schon richtig Respekt vor“, sagt Maruschke ehrlich. Die Leidenschaft fürs Segeln begleitet den Fleischermeister seit seiner Kindheit. Auf dem Maschsee und auf dem Steinhuder Meer in und um Hannover fing alles an, später ging es auf die Ostsee. Jahrzehntelang segelte er als &bdquo;Smutje“ – der Koch an Bord – mit, bis er mit etwa 45 Jahren beschloss: &bdquo;Jetzt machst du den Skipperschein selber.“ Innerhalb eines Jahres absolvierte er alle dafür notwendigen Prüfungen. Heute arbeitet Maruschke neben seinem Hauptjob als Berater in der Lebensmittelindustrie als Skipper für einen Kölner Veranstalter und führt Familien und Gruppen durchs Mittelmeer – Kroatien, Griechenland, Sardinien, Mallorca. Sechs bis zehn Wochen im Jahr verbringt er auf See. &bdquo;Man verbindet das Hobby mit dem Nützlichen“, sagt er und lächelt. Doch die &bdquo;Atlantic Rally for Cruisers“ sei eine andere Dimension. Mit Video: Gütersloherin wagt großes Abenteuer am nördlichsten Punkt der Welt Mann aus dem Kreis Gütersloh hat ein ambitioniertes Ziel Von dem Rennen erfuhr Maruschke etwa vor einem Jahr in Rheda-Wiedenbrück. Dort fiel in einer Runde älterer Segler der Name &bdquo;ARC“. Die Idee an einem solchen ambitionierten Rennen teilzunehmen begeisterte ihn sofort. Die seit 1986 vom World Cruising Club organisierte Regatta gilt als eine der bekanntesten Hochsee-Regatten weltweit und feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Rund 150 bis 200 Boote nehmen teil. Doch Maruschke wollte nicht einfach nur den Atlantik überqueren – er wollte gewinnen. Also bewarb er sich für die Racing Division, in der nur etwa 40 ausgewählte Yachten an den Start gehen. &bdquo;Das sind die Profis“, sagt er. Im Bewerbungsgespräch mit Sebastian Gylling, dem skandinavischen Profi-Skipper der &bdquo;Eira“, stellte dieser gleich zu Beginn die entscheidende Frage: &bdquo;Thomas, do you want to win the race?“ (dt. &bdquo;Thomas, willst du das Rennen gewinnen?“) Maruschkes Antwort saß: &bdquo;Deshalb habe ich mich bei euch beworben.“ Die Sache war klar. Die &bdquo;Eira“, eine Swan 51, ist kein gewöhnliches Segelboot. &bdquo;Das ist so ein bisschen wie ein alter Ferrari“, schwärmt Maruschke. Das 20 Jahre alte skandinavische Boot gilt unter Kennern als außergewöhnlich schnell und elegant. Während normale Yachten im Mittelmeer mit sieben bis zehn Knoten segeln, schafft die &bdquo;Eira“ 12 bis 15 Knoten. &bdquo;Das ist wirklich ein schnelles Boot“, sagt Maruschke. Hygiene wird auf hoher See zur Herausforderung Die Herausforderungen sind gewaltig. Neun Crewmitglieder aus Schweden, Finnland, Polen, der Schweiz und Deutschland werden sich das Boot teilen. Im Vier-Stunden-Rhythmus: Vier Stunden Wache, acht Stunden Pause. Jeder Segler bekommt anderthalb Liter Wasser pro Tag – zum Trinken, Kochen und für die Hygiene. &bdquo;Duschen an Bord heißt: einen Eimer Atlantikwasser über den Kopf“, erklärt Maruschke. &bdquo;Nach 14 Tagen haben Sie eine schöne Salzkruste auf der Haut.“ Die Gefahren sind real: Container, die auf dem Atlantik treiben. Stürme, die innerhalb von Minuten aufziehen können. &bdquo;Man muss den notwendigen Respekt haben“, sagt Maruschke. Gleichzeitig betont er: &bdquo;Segelboote gehören zu den sichersten Fahrzeugen weltweit.“ Jedes Crewmitglied trägt einen Tracker, Schwimmwesten sind Pflicht und der Veranstalter führt strenge Sicherheitschecks durch. Seine Familie reagierte zunächst verhalten. &bdquo;Auf was lässt du dich denn da ein?“, fragten Kinder und Enkelkinder. Besonders seine zehnjährige Enkeltochter machte ihm Mut: &bdquo;Opa, nur wenn man Angst hat, kann man auch mutig sein.“ Sie bastelte ihm einen kleinen Glücksbringer – ein Segelschiff, das ihn auf jeder Fahrt begleitet. &bdquo;Das kommt natürlich mit“, sagt Maruschke gerührt. Größtes Abenteuer im Leben des 66-Jährigen Mit 66 Jahren gehört er zu den älteren Crewmitgliedern, doch er fühlt sich fit. &bdquo;Ich brauche keine Pillen, keine Medikamente. Solange ich das kann, mache ich es.“ Viele Segler würden im Nachhinein sagen: &bdquo;Hätte ich es mal gemacht“ – dann sei es meistens zu spät, sagt Maruschke. &bdquo;Aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen, wie es dann oft so schön heißt.“ Lesen Sie auch: Außergewöhnliche Tour in die Türkei - Mann aus dem Kreis Gütersloh sorgt für Aufsehen Die Siegerehrung ist für den 20. Dezember in St. Lucia geplant. Einen Tag später tritt Maruschke den Rückflug an – rechtzeitig, um Weihnachten wieder bei seiner Familie in Rheda-Wiedenbrück zu sein. &bdquo;Für mich ist das ’ARC’ ein riesiges Abenteuer und eine besondere Herausforderung“, sagt er. &bdquo;Aber das möchte ich einmal im Leben gemacht haben.“

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