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Bertelsmann präsentiert Ausstellung von weltberühmtem Italiener im Gütersloher Theater

Zum 200. Geburtstag von Gütersloh zeigt Bertelsmann Schätze aus seinem Archiv des Mailänder Ricordi-Verlags. Thomas Rabe sieht viele Parallelen zu heute.

Mit der Puccini-Ausstellung macht Bertelsmann Gütersloh ein Geschenk zum Stadtjubiläum. Vorstandsvorsitzender Thomas Rabe (l.) und Bürgermeister Matthias Trepper vor dem Konterfei des Komponisten im Theaterfoyer. | © Andreas Frücht

Matthias Gans
01.11.2025 | 01.11.2025, 12:23

Gütersloh. Puccini, der Musiker? Auch. In Gütersloh ist der Superstar unter den Opernkomponisten der vorletzten Jahrhundertwende derzeit aber in vielen Rollen zu sehen. Als Viel- und Weitreisender. Als Fan von schnellen Autos und Motorbooten. Und als Geschäftsmann. Denn seine Popularität hatte der Tonsetzer nicht nur seiner Musik zu verdanken. Sein Verlag, Casa Ricordi in Mailand, wusste die Offenheit des Komponisten für Technik und neue Medien zu nutzen und machte ihn und seine Musik einem Massenpublikum zugänglich. Was damit Urheberrechtsfragen zu tun haben, macht die spannende Ausstellung im Theater deutlich, die Bertelsmann als Eigentümer des historischen Ricordi-Archivs nun der Stadt zum 200. Geburtstag schenkt.

Bei der Eröffnung am Mittwoch war das Staunen Gäste groß. Zum einen über den gewaltigen Aufwand, mit dem Bertelsmann dem Titel der Schau, „Opera meets New Media – Puccini, Ricordi und der Aufstieg der modernen Unterhaltungsindustrie“, gerecht wird. Erstaunlich aber ist auch, wie baulich nahtlos sich das Ausstellungskonzept im Foyer des Theaters einfügt. Zuvor schon hatte die Schau in der Bertelsmann-Repräsentanz in Berlin sowie im Museum der Mailänder Scala insgesamt rund 70.000 Besucher angezogen.

„Ich bin zuversichtlich, diese Zahl in Gütersloh übertreffen zu können“, meinte Bürgermeister Matthias Trepper, als er sich für dieses Geschenk, sowie für eine „großzügige“ Spende Bertelsmann an den Gütersloher Bildungsfond bei Thomas Rabe bedankte. Der Vorstandsvorsitzende bekannte sich auch gleich zur Stadt. „In Gütersloh ist Bertelsmann seit genau 190 Jahren verwurzelt, hier investieren wir.“ Dass Rabe nicht nur in nüchternen Zahlen denkt, sondern Bertelsmann auch als Kulturträger begreift, wurde deutlich, als er von der Bewahrung des kulturellen Erbes sprach.

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Riesige Musiksammlung seit 1994 im Besitz von Bertelsmann

Damit meinte er nicht nur das historische Ricordi-Archiv, das als eine der größten Musiksammlungen der Welt gilt und seit 1994 im Besitz von Bertelsmann ist. Seitdem wird es aufgearbeitet, digitalisiert und Wissenschaft und Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ähnlich wird mit den Stummfilmen des ebenfalls zu Bertelsmann gehörenden UFA-Archivs verfahren.

Damals moderne Medien wie Radio und Grammophon trugen zur Verbreitung von Puccinis Musik bei, ohne das Verlag und Komponist daran mitverdienten. - © Andreas Frücht
Damals moderne Medien wie Radio und Grammophon trugen zur Verbreitung von Puccinis Musik bei, ohne das Verlag und Komponist daran mitverdienten. | © Andreas Frücht

Drei Kuratoren zeichnen für das Konzept der Ausstellung verantwortlich. Gabriele Dotto (Forschungsdirektor am Ricordi-Archiv) sowie die Musikwissenschaftlerinnen Ellen Lockhart (Toronto) und Christy Thomas Adams (Alabama). Dazu wurde aus Mailand viel originales Material nach Gütersloh geholt, etwa Poster und Plakate, die die exzellente Grafikabteilung des Verlags anfertige – Maßstäbe setzendes Merchandising, das die damalige Kunstwelt beeinflusste. Dazu gibt Filme und Toneinspielungen. Einiges, etwa die Skizzen des todkranken Puccinis zum unvollendeten dritten Akt von „Turandot“, sind indes Faksimiles. „Solche Kostbarkeiten dürfen Italien nicht verlassen“, sagt Helen Müller, bei Bertelsmann für historische Themen zuständig.

Wie historische Vorlagen durch Künstliche Intelligenz weiterentwickelt werden können, zeigt der iranische 3D-Künstler Hadi Karimi. Er hat das berühmte Schwarz-Weiß-Foto von Puccini durch KI koloriert und Skizzen von Opernszenen so lebensecht bearbeitet, dass man allein vor dem überlebensgroßen Konterfei des Komponisten stundenlang verharren könnte.

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So lange bleibt die Ausstellung von Bertelsmann in Gütersloh

Kurz und knackig werden an den einzelnen Stationen die Facetten der Beziehung zwischen Komponist, Verlag und einer technisch rasant sich entwickelnden Welt thematisiert. Stummfilm, Radio, Grammophon mehrten zwar Puccinis Ruhm, beteiligten ihn und den Verlag aber wegen ungeklärter Urheberrechtsfragen nicht am Gewinn. Dass sich das änderte, war auch ein Verdienst von Puccinis Engagement. Ein Problem, dass angesichts von KI heute wieder aktuell ist. Dass nichts über das Live-Erlebnis geht, machten drei Sänger vom Ensemble und dem Opernstudio Detmold begeisternd deutlich.

Mit Schmelz und Schmackes: Tenor Ji-Woon Kim und Johanna Nylund begeisterten bei der Ausstellungseröffnung mit Puccini-Arien. - © Andreas Frücht
Mit Schmelz und Schmackes: Tenor Ji-Woon Kim und Johanna Nylund begeisterten bei der Ausstellungseröffnung mit Puccini-Arien. | © Andreas Frücht

Tenor Ji-Woon Kim wird auch die Hauptrolle der selten gespielten Puccini-Oper „Das Mädchen aus dem goldenen Westen“ spielen, die dank Unterstützung durch Bertelsmann vom Landestheater Detmold am Samstag, 15. November, 19.30 Uhr im Gütersloher Theater zu erleben ist. Noch gibt es dafür Karten. Die Ausstellung ist bis zum 4. Januar donnerstags bis sonntags jeweils von 16 bis 20 Uhr sowie an Spieltagen eine Stunde vor regulärem Einlass zu sehen. Der Eintritt ist frei.