Neuer Standort für Hochschule Bielefeld in Gütersloh – Verkaufsstopp für Kasernen-Gelände

Gütersloh. Das ging Schlag auf Schlag. Binnen weniger Stunden wurden am Donnerstag, 16. Oktober, zwei weitreichende Entscheidungen für die Stadtentwicklung bekannt. Erstens: Die Gütersloher Pläne für die beiden Kasernen sind Makulatur – der Bund hat entschieden, wegen der ungewissen geopolitischen Lage auf unbestimmte Zeit keine militärischen Liegenschaften mehr zu verkaufen. Zweitens: Die Hochschule Bielefeld zieht mit ihrem Campus Gütersloh um – neuer Standort wird, vorbehaltlich des finalen schriftlichen Vertrages, das Gelände der alten Post neben dem Bahnhof. Die Präsidentin der Hochschule Bielefeld, Ingeborg Schramm-Wölk, bestätigte diese Grundsatzentscheidung. Nach Abwägung der Alternativen sei die Hochschule &bdquo;in guten Gesprächen“ mit der Stadt und den Grundstückseigentümern Borchard/ Hagedorn. Christoph Borchard und das Unternehmen Hagedorn bestätigten das. Aktuell sind 671 Studierende in Gütersloh eingeschrieben. Lesen Sie auch: Millionen-Poker um Gütersloher Kasernen-Gelände: Jetzt liegt der Kaufvertrag auf Eis Bislang galt als gesetzt, dass die Hochschule – gemeinsam mit der Innovationsmanufaktur IMA – irgendwann aufs Mansergh-Areal an der Verler Straße zieht. Das ist nun hinfällig. Mansergh steht nicht mehr zur Verfügung. Das Bundesverteidigungsministerium und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) hatten unlängst mitgeteilt, alle Kasernen, auch die leerstehenden, vorerst behalten zu wollen. Der Verkaufsstopp gilt auch für alle Bima-Wohnungen Verkaufsgespräche würden gestoppt. Das gelte bundesweit. Wegen der Bedrohung durch Russland prüft der Bund, welche Kasernen er in welchem Umfang ausbauen und nutzen will. Das kann dauern. Das Moratorium betrifft in Gütersloh auch die alte Princess-Royal-Kaserne an der Marienfelder Straße (für die sich das US-Militär interessiert) sowie die Bima-Wohnungen. Stadt und Hochschule kommen somit nicht umhin, ihre Pläne zu ändern. Für die Quartiersentwicklung an der Verler Straße ist das ein Rückschlag. Die seit Jahren laufende Planung, verbunden mit Vorinvestitionen, Manpower und Gutachten, wandert in die Schublade. Außer dem Campus hätten auf Mansergh rund 1.000 Wohnungen entstehen sollen, zudem Handel und Kleingewerbe. Bürgermeister Matthias Trepper nannte die Nachricht eine &bdquo;sehr bittere Pille“. Gerade die Wohnungsnot belaste Gütersloh akut. Baudezernent Albrecht Pförtner sagte, die Verhandlungen mit der Bima über den Kauf von Mansergh seien bereits weit fortgeschritten gewesen. Postgelände soll Dauerstandort der Hochschule Bielefeld werden Hingegen sei die Entwicklung beim Postareal erfreulich. Durch die Entscheidung der Hochschule könne die Stadt nun eine Mehrfachbeauftragung anstoßen. Die Kosten dafür übernehme der Investor, sprich Hagedorn und Borchard. Bei diesem Verfahren – kein Wettbewerb – werden Architekturbüros gezielt aufgefordert, Entwürfe zu präsentieren. Neben Hochschule und IMA sollen sie einen Mix aus Geschäften, Büros und Wohnungen auf dem Areal anordnen. Das alte Postgelände soll der Dauerstandort der Hochschule werden. Aktuell ist die HSBI an zwei Orten untergebracht. Hauptsitz ist im Quartier Gleis 13 (Langer Weg, seit 2018), Nebensitz bei Flöttmann (Schulstraße, seit 2010). Die Hochschule verfolge seit vielen Jahren das Ziel, die Standorte zu bündeln, &bdquo;um die fächerübergreifende Zusammenarbeit von Studierenden und Lehrenden zu erleichtern und in Gütersloh ein echtes Campusleben zu entwickeln“, heißt es in einer Mitteilung. Lesen Sie auch: Campus-Alternative in Gütersloh: Hochschule Bielefeld sucht neuen Standort Investor Christoph Borchard (61) sprach von einer &bdquo;guten Nachricht“. Nach anderthalb Jahren Verhandlung habe man nun Klarheit. 2026 werde ein Jahr der Planung, um 2027 mit dem Bau beginnen zu können. Rund zwei Jahre veranschlage er dafür. 2029 sei der Komplex bezugsreif – &bdquo;sofern alles glatt und reibungsfrei läuft“. Die Hochschule direkt neben dem Bahnhof anzusiedeln, mit Anbindung an die Region, halte er für äußerst sinnvoll. Neubau soll mindestens so hoch wie der Schüttflix-Tower werden Vorgesehen sei auch ein Parkhaus, so Borchard. Das entstehe vernünftigerweise, als Schallriegel, längs des Bahndamms. Größenordnung: noch unbekannt. Gleiches gelte für den Hochschulbau. Klar sei nur: Hochschule (samt IMA) nähmen voraussichtlich mehr als die Hälfte des Geländes ein. Dezernent Pförtner hält dort, an dieser zentralen Stelle der Innenstadt, einen Baukörper für angebracht, der &bdquo;Ankerwirkung“ habe. Mindestens und auf jeden Fall solle er die Höhe des Schüttflix-Towers aufnehmen, wenn auch nicht durchgehend, sondern gestaffelt. Die Hochschule hatte in Machbarkeitsstudien Varianten analysiert. Auch das Flöttmann-Gelände stand im Fokus. Bessere Entwicklungschancen biete aber das Postareal, heißt es nun. Hochschulsprecher Lars Kruse sagte, der Campus Gütersloh entwickele sich erfreulich. Lesen Sie auch: Gütersloher Unternehmen Hagedorn reißt markante Immobilie in der Innenstadt ab Mit Einführung der neuen englischsprachigen, technischen Studiengänge sei die Studierendenzahl signifikant um mehr als hundert gestiegen. Die heimische Wirtschaft, zumal jene Firmen, die international tätig seien, goutiere die neuen Studiengänge sehr; damit werde zugleich ein neues Potenzial an Studierenden erschlossen. Perspektivisch, so strebt es die HSBI an, soll deren Zahl auf mehr als tausend steigen. Wie die Stadt Gütersloh reagiert, ist offen Wie die Stadt derweil auf den Rückschlag bei den Kasernen und Wohnungen reagiert, ist offen. Dazu sei die Nachricht zu frisch, heißt es. Den Spitzen der Ratsfraktionen hatte Pförtner mitgeteilt, bislang gebe vom Verteidigungsministerium nichts Schriftliches, lediglich mündliche Aussagen. Die allerdings seien eindeutig. In den kommenden Fachausschüssen des Rates – Planungs- sowie Hauptausschuss – werde die Stadt voraussichtlich Näheres berichten. Hochschulpräsidentin Schramm-Wölk kündigte ebenfalls an, kommende Woche womöglich über Details zur Entscheidungsfindung sprechen zu können.

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