Sexueller Missbrauch bei Behandlung: Hausarzt vergreift sich an Gütersloherin

Bad Rothenfelde/Gütersloh. Sie hatte nur Magen- und Darmprobleme; trotzdem berührte der Mediziner die heute in Gütersloh lebende 25-Jährige laut ihrer Aussage intensiv im Intimbereich. Nun wurde der Arzt verurteilt – wegen sexuellen Missbrauchs einer anderen Patientin. Vor dem Amtsgericht Bad Iburg, einer Stadt im Landkreis Osnabrücks, musste sich ein Hausarzt aus dem nicht weit entfernten Bad Rothenfelde wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs verantworten. Die wichtigste Zeugin des Verfahrens kam aus Gütersloh. Lesen Sie auch: Grundstück gegen Behandlung - War dieser Deal mit einem Arzt im Kreis Gütersloh erlaubt? Im Februar 2023 ging die junge Frau, die kurz vor ihrem Umzug nach Ostwestfalen stand, wegen Magen-Darm-Beschwerden zu ihrem Hausarzt. Nach dem Besuch zeigte sie den Mediziner an – warum, schilderte sie nun vor dem Amtsgericht. &bdquo;Ich habe mich hingelegt, dann hat er mir die Leggings und meinen Slip fast bis zu den Knien heruntergezogen.“ Anschließend habe der Arzt ihr im Intimbereich herumgedrückt. &bdquo;Ich habe zu ihm gesagt: Ich finde das unangenehm, ich will das nicht.“ Gütersloherin: &bdquo;So etwas habe ich noch nie erlebt!“ Der Mediziner habe geantwortet, er wisse, dass das unangenehm sei – es müsse aber sein. &bdquo;Ich habe geantwortet: Warum muss das denn sein?“, sagte die 25-Jährige in ihrer Zeugenaussage. &bdquo;Es ist doch nur Magen-Darm, so etwas habe ich noch nie erlebt!“ Richter Edmund Jahner sagte der Zeugin anschließend, dass der Angeklagte im damaligen Ermittlungsverfahren schriftlich erklärt hatte, sie habe eine Hose &bdquo;mit Knopf und Reißverschluss“ getragen. &bdquo;Nein“, erwiderte die Gütersloherin. &bdquo;Ich hatte definitiv eine Leggings an.“ Lesen Sie auch: Nachbarskinder missbraucht - 66-Jähriger aus Gütersloh muss mehrere Jahre in Haft Danach konfrontierte der Richter die 25-Jährige damit, dass sie nach dem Vorfall noch mal in der Praxis des Mediziners war. &bdquo;Ja, aber nur für ein Attest“, sagte die junge Frau. Sie habe damals kurzfristig keinen anderen Hausarzt gefunden. &bdquo;Ich habe dann aber auch nur zu den Mitarbeiterinnen gesagt, dass ich das Attest brauche – und nicht mehr zu dem Alten reingehe.“ Erstes Ermittlungsverfahren wurde eingestellt Die Staatsanwaltschaft stellte das Ermittlungsverfahren gegen den Mediziner damals ein, da kein hinreichender Tatverdacht für eine Verurteilung bestand. Das geschieht häufig, wenn nicht genügend Beweise vorliegen, die eine überwiegende Wahrscheinlichkeit für eine Verurteilung begründen. Fühlte sich der Mediziner nach den fehlenden rechtlichen Konsequenzen dazu eingeladen, sich gegenüber einer anderen Patientin auf ganz ähnliche Weise übergriffig zu verhalten? Zumindest verurteilte ihn das Amtsgericht nun für eine Tat, die Richter Jahner als &bdquo;Copy and paste“ bezeichnete. Denn im Oktober 2024 ging eine heute 30-jährige Frau ebenfalls mit Magen-Darm-Beschwerden zu dem Mediziner, der sie nach ihrer Aussage ohne Begründung aufforderte, sich untenrum freizumachen und sie anschließend im Intimbereich berührte. Im Prozess vor dem Amtsgericht trat die junge Frau als Nebenklägerin auf. Lesen Sie auch: Als Kind vom Vater missbraucht - Frau aus dem Kreis Gütersloh spricht offen über Folgen Arzt bezeichnet sich als &bdquo;Oldschool-Mediziner“ Der Hausarzt erklärte in seiner Einlassung einerseits, er sei eben ein &bdquo;Oldschool-Mediziner“, der anders als viele andere Kollegen sehr gründlich untersuche. Andererseits schob er mögliche unangenehme Berührungen auf die Hektik und die fehlende Zeit an jenem Morgen, an dem er insgesamt 27 Patienten habe behandeln müssen. Das Gericht glaubte dem Mediziner nicht. Einerseits Hektik, andererseits sorgfältiger &bdquo;Oldschool-Mediziner“ – das passe nicht zusammen. Vor allem aber hätten sowohl die Nebenklägerin als auch die Zeugin aus Gütersloh zwei nahezu deckungsgleiche Fälle geschildert. Der Angeklagte wurde schließlich zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Darüber hinaus muss er 3.000 Euro an das Osnabrücker Frauenhaus zahlen und der Nebenklägerin 4.000 Euro Schmerzensgeld überweisen. Da die Verteidigung Berufung einlegte, ist das Urteil noch nicht rechtskräftig. Fall wird vor dem Landgericht Osnabrück erneut verhandelt Voraussichtlich in einigen Monaten wird der gesamte Fall noch einmal vor dem Landgericht Osnabrück verhandelt. Die 25-jährige Gütersloherin wird dann ein weiteres Mal anreisen und ihren Fall schildern müssen. Möglicherweise wird zusätzlich das seinerzeit eingestellte Ermittlungsverfahren wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs der 25-Jährigen wieder eröffnet. &bdquo;Das Verfahren kann jederzeit wieder aufgenommen werden“, hatte bereits Richter Jahner dem Mediziner erklärt. Die Prüfung der Wiederaufnahme der Ermittlungen dauert an.

Meistgelesen