Aufregung um Gütersloher Weihnachtsmarkt: Wohin mit dem beliebten Kinderkarussell?

Gütersloh. Der Startschuss für den Gütersloher Weihnachtsmarkt fällt in gut acht Wochen. Doch im Augenblick liegt etwas in der Luft, das nicht nach Glühwein riecht: Ärger und Verdruss. Grund ist das Kinderkarussell. Es kursiert die Sorge, dass der Weihnachtsmarkt dieses Jahr ohne Karussell auskommen muss. Betreffen würde es das Fahrgeschäft von Johann Schneider, dem Mitbegründer des Weihnachtsmarktes. Schneider ist hundert Jahre alt, der ältere Bruder des 2022 gestorbenen Kirmes-Chefs August Schneider. Seit es den Weihnachtsmarkt gibt, dreht sich sein Karussell gegenüber von Roggis Glühweinstand vor Hertie/Karstadt/Sinn. Doch nun droht die Gefahr, dass die jüngsten Besucher auf Fahrten im Feuerwehrwagen oder im rosa Cadillac verzichten müssen. Denn: Das Karussell verliert seinen Stammplatz. Es muss weichen, weil dieses Jahr erstmals auch die Stände des Wochenmarktes ihren Platz verlangen. Nach einem langen Entscheidungsprozess hatten die Ratsfraktionen vor zwei Wochen eine neue Marktsatzung beschlossen, wonach der Wochenmarkt nicht mehr dauernd umziehen soll. Das wirkt sich aus. Sechs Stände müssen weichen - alle entlang des Wasserbandes Sechs Buden müssen weichen, jene, die am Wasserband standen, teilt Lena Descher, Leiterin des Veranstaltungsmanagements bei Gütersloh Marketing (GTM) mit. Dazu zählt auch das Karussell. Das müsse jedoch keineswegs dessen Ende bedeuten. Descher: &bdquo;Wir sind bemüht, eine Alternativfläche zu finden, schon von Anfang an.“ Die Schwierigkeit sei, einen Standort zu finden, der ausreichend groß und an dem die Stromversorgung gesichert ist. Und am liebsten möglichst nahe am Berliner Platz. Lesen Sie auch: Gastronomen im Kreis Gütersloh wollen ihre Innenstadt mit besonderem Konzept beleben Die anderen fünf Buden seien ein Süßigkeitenstand, ein Stand mit belgischen Waffeln, die Vereinshütte und zwei Kunsthandwerkerhütten. Drei davon (Süßigkeiten, Vereine, Kunsthandwerk) werde man auf dem Berliner Platz unterbringen können. Ein Kunsthandwerker habe von sich aus abgesagt, und der Verkäufer der belgischen Waffeln habe sich nicht erneut beworben. &bdquo;Außerdem“, so Descher, &bdquo;werden die Hütten in diesem Jahr etwas enger gestellt. Dadurch musste nur zwei Betreibern (Handbrot und Thai-Küche) abgesagt werden.“ Ob diese Aussagen reichen, um Johann &bdquo;Schengel“ Lemoine zu beschwichtigen, ist offen. Er ist Neffe von Johann Schneider und Betreiber des Glühweinstandes &bdquo;Johanns Polarstern“. Am Rande der Michaelis-Kirmes platzte dem Spross der Schausteller-Dynastie dieser Tage der Kragen: &bdquo;Mein Onkel hat den Weihnachtsmarkt mit begründet. Ohne ihn würde es das alles nicht geben. Jetzt wird er nach fast 50 Jahren ausgebootet.“ Als er das sagte, war Lemoine allerdings davon ausgegangen, dass das Aus fürs Kinderkarussell feststeht. Weitere Herausforderung: die stark verschärften Sicherheitsauflagen Veranstalter des Weihnachtsmarktes ist die Werbegemeinschaft Gütersloh, ein Zusammenschluss örtlicher Einzelhändler. GTM übernimmt in deren Auftrag die Organisation des Budendorfes und des Begleitprogramms. Gabriele Conert, Vorstandsmitglied der Werbegemeinschaft, berichtet, natürlich sei es herausfordernd, Weihnachts- und Wochenmarkt auf begrenztem Platz gleichzeitig unterzubringen. Doch dem stelle man sich. &bdquo;Gütersloh Marketing macht dabei einen tollen Job.“ Vieles müsse bedacht werden: Sicherheitsaspekte, Fluchtwege, Stromversorgung, Wasserleitungen. &bdquo;Das ist ein bisschen wie Tetris.“ Dieses Jahr, so Conert, gebe es gleich zwei Schwierigkeiten zu meistern. Erstens den Wochenmarkt, zweitens die höheren Sicherheitsauflagen. Die Werbegemeinschaft sei verpflichtet, ein umfassendes Sicherheitskonzept vorzulegen. Das hat zum Ziel, das Risiko von Anschlägen zu minimieren, sei aber extrem teuer. Erstmals, so Conert, werden die Standbetreiber deswegen herangezogen, sich an den Sicherheitskosten zu beteiligen. &bdquo;Wir kommen nicht umhin. Der Weihnachtsmarkt ist für uns ohnehin nichts, mit dem wir Geld verdienen.“ Auch interessant: Händler verabschiedet sich von Wochenmarkt im Kreis Gütersloh - Familientradition endet Die Werbegemeinschaft, 49 Mitglieder, sei ein kleiner Verein, dem es nicht leicht falle, eine derartige Veranstaltung ehrenamtlich zu stemmen. Gerate man ins Minus, würde man mutmaßlich Mitglieder verlieren. Die Wochenmarkt-Bullis brauchen Platz zum Rangieren Den Vorwurf, nicht kinderfreundlich genug zu sein, weist Conert zurück. Sie verweist auf die Dutzenden von weihnachtlichen Bastelbäumen, die von den Kindern in der Fußgängerzone gestaltet werden, eine Aktion, die super ankomme. Auch fürs Karussell suche man nach Lösungen. Schwierig allerdings - und damit stimmt sie einem Kritikpunkt Lemoines zu - könne es werden, die An- und Abfahrten der Wochenmarktbeschicker zu regeln. Zu den Markttagen am Dienstag, Donnerstag und Samstag werden neben dem Weihnachtsmarkt schwere Fahrzeuge unterwegs sein. Lemoine: &bdquo;Man muss sich das nur bildlich vorstellen. Die Markthändler machen nachmittags Feierabend und fahren dann quer über den Weihnachtsmarkt zu den Ausgängen. Wo gibt es das denn?“ Gütersloh Marketing habe dieses Thema im Blick, sagt Lena Descher dazu. Es gehöre zum Sicherheitskonzept, das gerade erstellt werde. Gemäß der neuen Marktsatzung sind die Markttage zum Teil kürzer geworden: Dienstags und samstags haben die Stände spätestens um 14.30 Uhr abzubauen, donnerstags nun schon um 15 Uhr. Ausnahmeregelungen sind möglich. 2026 kommen neue Herausforderungen dazu Lemoine macht sich Sorgen, wie der Weihnachtsmarkt aussieht, wenn der Wochenmarkt weg ist. Nachmittags also und an vier Tagen komplett. &bdquo;Was passiert dann mit dem leeren Platz? Weniger Stände gehen zulasten der Attraktivität. Stadt, Werbegemeinschaft und Marketing sollten sich überlegen, ob sie diesen Weg weiter gehen wollen“, so Lemoine. Aktuelle News erhalten Sie täglich über den Whatsapp-Kanal der NW Gütersloh 2025 ist die Zusammenlegung von Wochen- und Weihnachtsmarkt neu. Ein Übergangsjahr, denn: Diesmal stehen noch die Flächen vor der Martin-Luther-Kirche zur Verfügung. 2026 wird das voraussichtlich vorbei sein. Traditionell teilen sich die von Manfred Menzel geleitete &bdquo;Stükers Bratwurstbude“ sowie &bdquo;Roggis Glühweinstübchen“ dort den Platz. Auch sie werden dann umziehen müssen. Nur: Wohin? &bdquo;Auch dafür werden wir eine Lösung finden“, sagt Drescher.

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