
Gütersloh. Wir haben wieder eine Chefin. Dass dies nicht Marie Hauhart würde, zeichnete sich im Wahlkampf früh ab. Es war von der SPD ein mutiges Zeichen, eine so junge Kandidatin ins Rennen zu schicken. Aber es reichte nicht. Ina Laukötter (CDU) wirkte daneben überlegen.
Marco Mantovanelli (Grüne) war das Gegenmodell im Rennen: Männlich, Familienvater, der älteste der Kandidaten, der alle Problemlagen des Lebens zu kennen scheint – aber dennoch chancenlos blieb. Am Ende spiegelt sich im Ergebnis dieser Landratswahl wohl auch der Geist der Bundespolitik.
Laukötter konnte die Mehrheit der Wähler souverän für sich gewinnen und holte gar mehr Stimmen als Vorgänger Sven-Georg Adenauer in 2020. Sie übernimmt ab November das Landratsamt, wird Chefin eines Kreises, der wirtschaftlich der erfolgreichste in ganz OWL ist. In den 31 Kreisen in NRW gab es bis zur Wahl nur eine einzige Landrätin und es scheint dringend geboten, weibliche Führungskräfte in eben solche Positionen zu bringen, um den Blick für all die Themen zu weiten.
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Von echtem Wahlkampf waren viele Kommunen weit entfernt
Während landesweit die Wahlbeteiligung gestiegen ist, zeichnete sich im Kreisgebiet eher Stagnation ab. Das ist wenig verwunderlich, denn die interessanteste Frage einer Kommunalwahl lautet immer noch: Wer wird Bürgermeister/Bürgermeisterin meiner Stadt? Die Antwort darauf haben die Bürger in Gütersloh und Verl schon vor Monaten geliefert.
Und in den meisten anderen Kommunen hätte man auf das Ergebnis risikolos wetten können. Theo Mettenborg (Rheda-Wiedenbrück), Marco Diethelm (Herzebrock-Clarholz) oder Andreas Sunder (Rietberg) hatten keine ernsthaften Gegenspieler. Alles bleibt, wie es seit Jahren ist.
Von echtem Wahlkampf waren viele Kommunen weit entfernt, die Schnittmenge der Themen war zu groß. Die AfD sammelt derweil die Frustrierten dieser Szenerie ein, die Radikalen, die Nörgler, die Antidemokraten. Dass das viele würden und es sich in einer höheren Prozentzahl niederschlägt, kommt nicht überraschend.
Laukötter kann dem Gütersloher Amt mehr Format geben
Ina Laukötter steht also keine leichte Aufgabe bevor. Die AfD-Frage zeigt einen wachsenden Bedarf an konkreten, demokratischen Gegenstrategien – sichtbar, nachvollziehbar und auf Augenhöhe mit den Bürgern. Sie wird viel moderieren müssen, um politische Prozesse in den kommenden Jahren konstruktiv zu gestalten.
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Tipps vom Vorgänger wird sie nicht erhalten, denn, so Adenauer wörtlich, „mir hat am Anfang auch keiner geholfen.“ Nach einem solchen Abgang bietet sich die Option für einen echten Neuanfang. Ina Laukötter kann jetzt neue Impulse setzen. Sie sollte es auch. Sie hat die Chance, dem Amt etwas mehr Format zu geben, als es aktuell hat.