Private Einblicke: Dieser Gütersloher will Nachfolger von Sven-Georg Adenauer werden

Gütersloh. Fröhlich und bunt geht es im Wohnzimmer der Familie Mantovanelli zu. Fotos und Bilder hängen hier, auch zahlreiche Souvenirs. &bdquo;Bald haben wir an den Wänden keinen Platz mehr“, schmunzelt Marco Mantovanelli, der gern Erinnerungen von seinen Urlauben mitbringt. Nicht nur farbig bemalte Teller sammelt der 59-Jährige auf Reisen, sondern auch jede Menge Ideen: &bdquo;In Singapur fährt schon jeder dritte Bus autonom. Warum schaffen wir das nicht?“, fragt der Grünen-Politiker, der Landrat Sven-Georg Adenauer im Amt beerben will. Marco Mantovanelli - der Name klingt schon nach Urlaub. &bdquo;Mein Vater war Italiener, meine Mutter Deutsche“, erläutert der Landratskandidat. Geboren sei er allerdings in Frankreich, in der Nähe von Paris. &bdquo;Mein Vater war Künstler“, erzählt er. Eines seiner Bilder hängt über dem Sofa der Familie - ein Sonnenuntergang. Lesen Sie auch: Gütersloherin will Landrat Adenauer beerben – und verlässt Miele dafür schweren Herzens &bdquo;Ich glaube, in seinem Heimatort Marina di Pisa hängt in jedem Haushalt ein Bild von ihm“, sagt Marco Mantovanelli. Er habe noch eine Cousine in dem Küstenort der legendären Stadt mit dem schiefen Turm. Sein Vater sei schon gestorben, seine Mutter lebe noch im Saarland, wo Marco Mantovanelli aufwuchs. &bdquo;Ich war vier, als wir ins Saarland zogen“, erzählt er. Seine zweite Frau lernte er in Singapur kennen Die künstlerische Ader seines Vaters hat er nicht geerbt, der grüne Landratskandidat ist Naturwissenschaftler. Marco Mantovanelli studierte Physik in Berlin und Heidelberg, wohnte unter anderem in Stuttgart. Mit seiner ersten Frau hat er drei Töchter, die inzwischen erwachsen sind. &bdquo;Meine Älteste, 30, ist promovierte Physikerin und lebt in München“, erzählt er stolz. Die zweite Tochter wohnt ganz in der Nähe in Bielefeld, Tochter Nummer drei studiert in Paderborn Literaturwissenschaft. Seine zweite Frau Lee-Ann, eine gebürtige Philippinerin, hat Marco Mantovanelli in Singapur kennengelernt. &bdquo;Eine faszinierende Stadt“, schwärmt er und erzählt von futuristischen Hochhäusern, auf denen Häuser wachsen. Öko-Klischees entspricht der langjährige Kommunal- und Kreispolitiker, der im Oktober seinen 60. Geburtstag feiert, nicht. Der Hahn, der lauthals krähend vor der Terrassentür zu hören ist, steht im Garten des Nachbarn. Seit 2004 ist Marco Mantaovanelli Mitglied der Grünen. &bdquo;Als ich 2001 nach Gütersloh kam, war ich zunächst bei der BfGT aktiv“, erinnert er sich. Doch ein Krach mit Nobby Morkes (BfGT) und die Arbeit mit Hans-Peter Rosenthal (Grüne) im Umweltausschuss brachte ihn dann zu seiner jetzigen Partei, bei der er sich vor allem in finanzpolitischen Fragen einen Namen gemacht hat - als Vorsitzender des Finanzausschusses im Gütersloher Stadtrat und des Ausschusses für Wirtschaft, Digitalisierung, Finanzen und Rechnungsprüfung im Kreistag. Gütersloher möchte Fachkräftemangel aktiv angehen Die schwierige finanzielle Situation der Kommunen, die er nicht zuletzt auch aus seiner Heimatstadt Gütersloh kennt, treibt ihn um. &bdquo;Alle Städte und Gemeinden im Kreis werden in diesem Jahr ein Defizit von fast 125 Millionen Euro haben“, erinnert er sich an die Worte des Kreiskämmerers. Sein Wahlprogramm soll daher eine Agenda für Innovation und ökologische Modernisierung sein. Das Thema Fachkräftemangel möchte er aktiv angehen. &bdquo;Wir müssen die Frauenerwerbsquote erhöhen“, fordert er. Und dieses gehe einher mit einem verlässlicheren Angebot für Kinderbetreuung. &bdquo;In Werther haben mich zwei Frauen angesprochen, und erzählt, wie schwierig es ist, zu arbeiten, wenn die Kita plötzlich anruft, dass die Kinder um 14 Uhr abgeholt werden müssen“, erzählt er. Lesen Sie auch: 28-Jährige will Landrat Adenauer beerben - und möchte den Kreis Gütersloh vereinen Eine weitere Idee zur Behebung des Fachkräftemangels sei das Anwerben von ausländischen - europäischen - Fachkräften. &bdquo;In Spanien, Italien und Griechenland herrscht eine hohe Jugendarbeitslosigkeit“, weiß er. Die Stadt Schwäbisch Hall habe bereits bewiesen, dass es geht. &bdquo;Ähnlich wie in Schwäbisch Hall möchte ich ein Programm auflegen, um gezielt qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland für den Kreis Gütersloh anzuwerben.“ In Kooperation mit der Ausländerbehörde könnten bürokratische Hindernisse für die Menschen beseitigt werden, Unterkünfte bereitgestellt und Communities gegründet werden, in denen sich die Menschen wohlfühlen. Kreis Gütersloh soll für nächste Generation lebenswert bleiben Marco Mantovanelli ist kein Polterer, eher einer, der ruhig und überlegt argumentiert. &bdquo;Mein Motto ist: Wie kann es gehen? Ich möchte Menschen mit Argumenten überzeugen.“ Der Landratskandidat will daran mitarbeiten, den Kreis Gütersloh für die nachfolgende Generation lebenswert zu erhalten. Dabei blickt er auch auf seine beiden Söhne Marcello (11) und Leonardo (12), die nach Ferien im Zeltlager (&bdquo;zum ersten Mal alleine im Urlaub!“) nun wieder mit der Schule gestartet sind. Beide gehen aufs städtische Gymnasium, eine Zeit lang sang Leonardo im Knabenchor. &bdquo;Und er kandidiert fürs Jugend-Parlament“, erzählt Marco Mantovanelli stolz. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Marco Mantovanelli (@marco_mantovanelli) Ob ein Grüner wirklich die Chance hat, an die Spitze des eher konservativen Kreises Gütersloh gewählt zu werden? &bdquo;Warum nicht? Im Kreis Osnabrück gibt es auch mit Anna Kebschull seit 2019 eine grüne Landrätin“, ist er selbstbewusst. &bdquo;Mir ist es vor allem wichtig, Themen zu setzen.“ Gütersloher entspannt sich beim Wandern Der selbstständige Software-Entwickler, der sein Wissen auch in einer Landesbehörde einbringt, liebt es zu wandern. Gerade erst hat er mit seiner Frau 100 Kilometer vom Chiemsee zum Königssee zu Fuß zurückgelegt - &bdquo;da gab es viel schöne Natur“. Als Souvenir peppt jetzt ein neuer Magnet am Küchenkühlschrank. &bdquo;Von der bayerischen Infrastruktur war ich jedoch ein wenig enttäuscht - von wegen Laptop und Lederhose“, kann er sich einen kleinen Seitenhieb auf Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nicht verkneifen. &bdquo;Es gab kaum Internet-Empfang. Und manchmal sah es dort aus wie bei uns in den 70ern.“ Da biete Norwegen, wo die Familie ebenfalls gerne Urlaub macht, schon mehr Inspiration. &bdquo;Dort fahren allen Müllautos elektrisch. Und wenn man in eine Tiefgarage kommt, gibt es dort überall E-Ladesäulen“, sagt er, der überzeugt elektrisch fährt. Und selbst in einem Dorf mit 1.000 Einwohnern komme alle halbe Stunde ein Bus. &bdquo;Das geht, wenn man die Dinge anders anfasst und über den Tellerrand guckt.“ Lesen Sie auch: Bratwurst beim Bundespräsidenten - Besondere Aufgabe für 28-Jährigen aus Kreis Gütersloh Analytisch denken, das kann Marco Mantovanelli als Physiker. Und tut das auch gern zur Entspannung - beim Fern-Schach, online am Computer mit unbekannten Gegnern auf der ganzen Welt. &bdquo;Da hat man für zehn Züge 30 Tage Zeit“. Daher spiele er meist viele Matches parallel. Bis ins Halbfinale der Weltmeisterschaft hat er es schon geschafft, ist sogar Kapitän von Team Germany A. &bdquo;Jetzt versuche ich, Großmeister zu werden.“ Und Landrat des Kreises Gütersloh.

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