Kommunalwahl morgen in Gütersloh: Warum ist diese Wahl so vielen egal?

Gütersloh. Bei 47,87 Prozent lag die Wahlbeteiligung in Gütersloh bei der letzten Kommunalwahl 2020. Nicht einmal die Hälfte der Wahlberechtigten hielt es demnach für sinnvoll, mit ihrer Stimme daran mitzuwirken, wie die Dinge in ihrer Stadt laufen sollen. Ob Schulbau oder Freibadsanierung, Müllgebühren oder Kita-Versorgung, Fahrradwege oder Stadionausbau – das alles wird vor Ort, von gewählten Politikern im Rat bestimmt. Warum ist dennoch gerade diese Wahl so vielen Menschen egal? Zugegeben: Das politische Geschäft, zumal in Kommunen, ist oft wenig sexy. Sich zur &bdquo;Neufassung der Satzung des Sparkassenzweckverbandes“ Gedanken zu machen, wie es die Mitglieder des Finanzausschusses am kommenden Montag tun, ist nicht vergnügungssteuerpflichtig. Und ein Thema wie die &bdquo;Abgabe eines stehenden Angebots zum Abschluss einer Schiedsvereinbarung im Kontext der Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubgut“ (Thema im nächsten Ausschuss für Kultur und Weiterbildung) muss man auch erstmal verstehen wollen. Liveblog zur Kommunalwahl im Kreis Gütersloh: Alle Entscheidungen, alle Fotos, alle Videos Politiker werden als abgehoben dargestellt Sollten wir da nicht froh sein, dass es Menschen gibt, die ehrenamtlich dazu bereit sind, auch solche alltagsfernen Dinge für uns zu klären? Ihnen zumindest mit der Stimmabgabe dafür Respekt zu zollen, sollte uns das Mindeste sein. Doch mit dem Respekt im politischen Raum hapert es zuweilen. Politiker werden verstärkt als bürgerfern und abgehoben dargestellt. Extremisten wie Trump oder die AfD bauen darauf ihre ganze Politik auf. Bedauerlicherweise wird ihre Schmähung manchmal von der Realität bestätigt. Auch in Gütersloh. Dass beispielsweise der Landrat des &bdquo;besten Kreises der Welt“ hierzulande vor allem als Weltmeister der persönlichen Einkommensoptimierung in Erinnerung bleiben wird, bestätigt das Klischee des Vorteilsuchers im politischen Amt leider allzu sehr. Überraschendes Video von Güterslohs Ex-Bürgermeister Morkes Noch schlimmer ist das politische Nachtreten des ehemaligen Gütersloher Bürgermeisters Norbert Morkes. In einem am Donnerstag veröffentlichten Video bezeichnete er seinen von ihm gegründeten und mittlerweile verlassenen Verein &bdquo;Bürger für Gütersloh“ (BfGT) als &bdquo;Mitläuferpartei“. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Nobby Morkes (@nobbymorkes) Als Mitläufer wurden Menschen bezeichnet, die im Nationalsozialismus das System ohne Überzeugung, aber aus Eigeninteresse stützten. Dass Morkes seine ehemaligen politischen Weggefährten so sieht, dürfte diese nicht nur kränken. Er sendet damit auch ein gefährliches politisches Signal aus. Wenn der geschasste Ex-Bürgermeister von der &bdquo;heimlichen Regierung“ der Beigeordneten Matthes und Schlepphorst spricht, gegen die auch ein Bürgermeister Trepper nicht ankäme, dann suggeriert er, ob bewusst oder nicht, dass wir es in Gütersloh mit einer Art Regime zu tun haben, gegen das man politisch nicht ankommt. Hat sich &bdquo;Nobby“ Respekt verspielt? Doch das ist die Sprache rechter Extremisten, die demokratischen Prozessen und Institutionen so die Legitimation entziehen wollen. Und wenn Morkes am Ende sagt: &bdquo;Ich wünsche eine gute Wahl“, klingt das nur noch zynisch. Denn nach seiner Meinung haben wir diese Wahl nicht. Das von einem ehemaligen Politiker zu hören, der sich unleugbar um seine Stadt verdient gemacht und mit seiner sympathisch-direkten Art viele Menschen begeistert hat, stimmt traurig. Damit dürfte &bdquo;Nobby“ auch bei seinen Anhängern Respekt verspielt haben. Lesen Sie auch: Video von Güterslohs Ex-Bürgermeister sorgt für Aufsehen – Morkes mit deutlicher Kritik Denn Respekt muss man sich erarbeiten. Unbedingt verdient haben ihn auch Menschen, die auf andere Weise ihr Wissen und Können in den politischen Prozess einbringen. Ob in Beiräten oder als sachkundige Bürger liefern sie mit Leidenschaft und Wissen jene Detailkenntnisse und Impulse, die die &bdquo;Universalisten“ in den Fraktionen, die oft viele verschiedene Fachausschüsse besetzen müssen, gar nicht mitbringen können. Nicht immer wurden sie in der Vergangenheit mit offenen Armen empfangen, oft sogar ignoriert oder als Konkurrenz gesehen. Ein Umdenken tut hier Not! Und auch die Verwaltung tut sich hin und wieder schwer damit, dieses Engagement zu würdigen, missversteht es sogar manchmal als Störung oder Einmischung in behördliche Abläufe. Das aber haben gerade die besonders engagierten Bürger nicht verdient. Ein Umdenken tut hier Not. Ja, das politische Geschäft ist anstrengend. Das gilt nicht nur für Politiker und Verwaltung, sondern für alle Bürger – ob sie engagiert ein Thema verfolgen oder &bdquo;nur“ ihre Stimme abgeben. Für alle gilt: Sie wollen durch ihr Tun erkennen, dass sie etwas bewirken. Können sie das nicht, entsteht Frustration und Politikverdrossenheit. Die Wahl an diesem Sonntag ist ein weiterer Schritt, es nicht so weit kommen zu lassen.

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