Steigende Kaffeepreise lösen Sorge im Kreis Gütersloh aus: „So drastisch noch nie erlebt“

Gütersloh. Dass hochpreisige Spirituosen von Einzelhändlern mitunter hinter Glas geschützt und nur auf Nachfrage beim Personal herausgegeben werden, ist ein bekanntes Bild. Doch in manchen Supermärkten in Deutschland muss nun offenbar auch der Kaffee gesichert werden, berichten verschiedene Medien. Hintergrund sind stark gestiegenen Preise, die beispielsweise Kaffeebohnen für Kriminelle augenscheinlich zum begehrten Diebesgut machen. Stephan Dreesbeimdieke, Eigentümer des gleichnamigen Lebensmittelmarktes im Gütersloher Ortsteil Isselhorst, winkt auf Nachfrage zu solchen Maßnahmen ab. Will heißen: Kaffee finden Kunden bei ihm wie gewohnt im Regal und nicht etwa hinter Glas. Gleichwohl hatten es Diebe auch in seinem Lebensmittelmarkt in der Vergangenheit auf Kaffee abgesehen - Instantpulver wurde offenbar eine Zeit lang häufiger entwendet. &bdquo;Wir sind dafür sensibilisiert und behalten das im Auge“, versichert Dreesbeimdieke. Größere Beutel mit Kaffeebohnen, die augenscheinlich in einzelnen deutschen Supermärkten gesichert werden, könne man ohnehin nicht ohne Weiteres in seiner Innentasche verschwinden lassen, glaubt er. Derart angespannte Marktlage ist für Rösterei-Betreiberin Neuland Der Einzelhändler bestätigt, dass die stark gestiegenen Kaffeepreise das Kaufverhalten seiner Kunden beeinflussen. &bdquo;Gekauft wird eigentlich nur bei Angeboten oder Reduzierungen“, sagt er - zum regulären Preis lande Kaffee in seinem Geschäft nur noch selten im Einkaufswagen. Ähnliches beobachtet Christina Hagenkort, die in Rietberg die Rösterei EOS betreibt. &bdquo;Es wird seltener, aber gezielter gekauft“, sagt sie, die Nachfrage sei dabei insgesamt stabil geblieben. Erst im Februar, passend zur neuen Ernte in den Anbaugebieten in Äthiopien, Brasilien oder etwa Nicaragua, habe man die Preise im Schnitt um sieben bis 13 Prozent anpassen müssen, berichtet sie. Für ein halbes Kilo Kaffee werden in Rietberg jetzt zwischen 13 und 16 Euro fällig, zuvor lag der Preis bei zehn bis 13 Euro. Neben dem Rohkaffee selbst seien auch Verpackung, Logistik oder Personalkosten teurer geworden, schildert Hagenkort. Seit mittlerweile sechs Jahren ist sie selbstständig, beschäftigt mehrere Mitarbeiterinnen in ihrer Rösterei an der Gütersloher Straße - eine solche Marktlage wie derzeit ist für sie jedoch Neuland. &bdquo;So drastisch und lang anhaltend wie im Moment habe ich es noch nicht erlebt.“ Expertin geht davon aus, dass die Preise weiter hoch bleiben werden Als regelrecht &bdquo;besorgniserregend“ empfindet sie, dass Kaffeesorten, die ansonsten das ganze Jahr über verfügbar waren, im Moment nicht lieferbar sind. &bdquo;Wir fangen an, Vorräte anzulegen, um Engpässen vorzubeugen“, sagt Hagenkort. Aussicht auf Besserung der angespannten Marktlage gibt es für Verbraucher offenbar vorerst nicht. Lesen Sie auch: Café in der Gütersloher Innenstadt vor Umbruch: Das sind die neuen Betreiber Hagenkort geht davon aus, dass sich die Preise in den nächsten drei Jahren weiterhin auf hohem Niveau bewegen werden. &bdquo;Ein kurzfristiger Rückgang ist unwahrscheinlich, da die grundlegenden Probleme bestehen bleiben“, meint sie. Die Faktoren für die explodierenden Preise sind vielschichtig und betreffen den kompletten Weltmarkt. Die Expertin nennt neben einer globalen Angebotsverknappung durch Ernteausfälle eine gestiegene Nachfrage aus Asien sowie höhere Produktionskosten in den Anbaugebieten. Nicht zuletzt spielten der Klimawandel mit hohen Temperaturen und Regenzeiten sowie die Transportkosten eine Rolle. Darum ist Kaffee mittlerweile zu einem Luxusgut geworden Die Frage, ob Kaffee mittlerweile ein Luxusgut sei, bejaht Hagenkort. &bdquo;Das heißt aber nicht, dass er unerschwinglich sein muss.“ Man sollte ihn stattdessen bewusster konsumieren, &bdquo;mit mehr Wertschätzung für Qualität, Herkunft und die Arbeit, die darin steckt“. So wie Hagenkort sieht es auch Christine Riegler, die in der Gütersloher Innenstadt das Café Bohne betreibt. &bdquo;Rauszugehen und sich einen guten Kaffee zu gönnen, das ist ein kleiner Luxus.“ Für den Kunden in ihrem Café mittlerweile tiefer in die Tasche greifen müssen - die Anpassungen fallen allerdings vergleichsweise moderat aus. So spricht Riegler davon, die Preise für ihre Kaffeegetränke innerhalb eines Jahres um jeweils 20 Cent angehoben zu haben. &bdquo;Beschwert hat sich deswegen noch niemand“, erzählt die Café-Betreiberin, die davon ausgeht, dass ihre Kunden diesbezüglich die Lage am Weltmarkt im Blick haben. Perspektivisch bleibt die Betreiberin gelassen. &bdquo;Ich glaube nicht, dass die Gäste darauf verzichten wollen, ihren Kaffee in einem Café zu trinken.“

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