
Gütersloh. Die Erikenstraße ist Teil einer der wichtigsten Fahrradachsen zwischen Gütersloh und Bielefeld. Mehrere, auch überregionale Verbindungen laufen darüber. Ihr Zustand ist jedoch bescheiden, sie ist durchsetzt mit Schlaglöchern. Nun unternimmt die Stadt einen neuen Anlauf, die Straße herzurichten.
Sie will die Straßenabschnitte, die bislang mehreren Anliegern gehören, in ihre eigene Baulast übernehmen und sanieren. Dazu gehört auch der Neubau der Hauptbrücke über den Reiherbach sowie die Sanierung einer Nebenbrücke und einer Brücke nahe der Straße Zum Röhrbach.
Die Kosten dafür sind noch nicht beziffert, sie dürften jedoch bei mehreren hunderttausend Euro liegen. Die Stadt und die Anlieger haben den Sanierungsbedarf schon vor Jahren erkannt, außer Flickschusterei ist bislang jedoch wenig passiert.
„Wir wollen raus aus der Nummer“, sagt ein Anlieger
Nun könnte sich ein neuer Anlauf lohnen, weil es einen Anlass gibt: Der Abwasserverband Obere Lutter (AOL) verlegt ab Ramsweg (Höhe Hof Ramsbrock, Stadtgebiet Bielefeld) im kommenden Jahr einen neuen Kanal-Hauptsammler entlang eines Teils der Strecke und reißt sowieso die Straße auf. Auf diese Weise könnten sich Stadt und AOL anschließend die Sanierungskosten teilen.
Entscheidend ist, dass die Anlieger bereit sind, ihre Straßenabschnitte abzugehen. „Aber ja, wir sind bereit dazu“, sagt Willi Strothmann, Eigentümer der idyllischen Strothmann-Mühle am Reiherbach. Liebend gerne würde er die Baulast für seine Abschnitte und die Brücken kostenlos abgeben.
Seiner Kenntnis nach gelte das auch für die anderen Eigentümer. „So weit ich weiß, sind wir uns da alle einig. Wir wollen raus aus der Nummer.“ Erst vor rund sechs Wochen habe man erneut die Schlaglöcher geflickt. Niemand sei böse, wenn sich künftig die Stadt um die Verkehrssicherungspflicht kümmere.
Für größere Anlieferungen muss Betrieb einen Umweg nehmen
„Der Sanierungsbedarf ist enorm“, bestätigt Michelle Rannacher vom nebenan gelegenen Gartenbaubetrieb. Weil die beiden Brücken vor Jahren begutachtet und in die schlechteste Zustandskategorie eingeordnet wurden, ist deren Traglast auf 7,5 Tonnen beschränkt.
Das hat zur Folge, dass Rannacher für größere Anlieferungen den Umweg über die Korbacher Straße und somit über Bielefelder Stadtgebiet nehmen muss. Für diese gewerbliche Genehmigung habe sie sogar eine Ablöse zahlen müssen. Ärgerlich sei auch der lange Weg bis zur Müllabfuhr. Rannacher muss die Tonnen ungefähr 300 Meter weit bis zur Mühle rollen.

Rannacher würde stärkere, tragfähigere Brücken und eine schlaglochfreie Fahrbahn gutheißen. Das würde die Verbindung nach Avenwedde und Friedrichsdorf verbessern. In ihrem Betrieb arbeiten je nach Saison zehn bis zwanzig Beschäftigte. Die Ortslage des Unternehmens ist speziell, fast kurios: Er liegt exakt auf der Stadtgrenze.
Straße sei stark befahren, sagt ein Mühlenbesitzer
Diese Grenze verläuft quer übers Betriebsgelände, sogar mitten durchs Gewächshaus. Michelle Rannacher: „Auch deswegen ist vielleicht nachvollziehbar, dass uns an einer guten Anbindung in beide Richtungen gelegen ist.“
Mühlenbesitzer Strothmann sagt, die Erikenstraße sei stark befahren, obwohl sie so abgelegen sei. „Da sind zum Beispiel eine Menge Goldbeck-Beschäftigte unterwegs, die den kurzen Weg nach Ummeln nutzen. Außerdem natürlich etliche Radfahrer, selbst im Winter.
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Viele pendeln auf dieser Route. Die ist zwar ein paar Meter länger, aber dafür umso schöner.“ Strothmann, 67, hat als Anlieger überhaupt nichts dagegen einzuwenden. „Im Gegenteil, ich würde mich freuen, wenn die Stadt die Straße mal in Schuss bringen würde.“ Seine Getreidemühle, 1804 gegründet, habe er vor zwölf Jahren abgestellt.
Die Gesamtkosten des Projekts sind derzeit noch unklar
Die Stadt wolle mit allen Eigentümern Gespräche führen, berichtet Klaus Meitertoberens vom Fachbereich Tiefbau den Ratsfraktionen im Fachausschuss. „Je mehr wir überzeugen können, desto besser. Die Erikenstraße ist im Radwegenetz von entscheidender Bedeutung für die Pendler zwischen Bielefeld und Gütersloh.“ Auch die Nachbarstadt sehe das so.
Die Gesamtkosten seien unklar, sagte Meitertoberens auf Nachfrage von Jürgen Behnke (BfGT). Möglicherweise, so hatte es vor ein paar Jahren geheißen, werde allein der Brückenneubau bis zu einer halben Million verschlingen. Ob sich Anlieger, etwa Rannacher, daran beteiligen, sei ungewiss.