Junger Gütersloher will Schulunterricht revolutionieren – mit innovativer Idee

Gütersloh. Chemie ist, wenn’s knallt und stinkt. Diesen Spruch hat wohl jede Schülerin und jeder Schüler schon gehört und kann sich dabei auch noch an so manches Experiment erinnern, das im Unterricht durchgeführt wurde. &bdquo;Wenn Themen spannend vermittelt werden, bekommen die Schülerinnen und Schüler einen ganz anderen Zugang“, sagt Noah Kahmen. Der 24-jährige Gütersloher forscht an der Universität Osnabrück zum Einsatz von Experimenten im Unterricht - nicht nur in Chemie. &bdquo;Ich beschäftige mich unter anderem mit der Frage, wie Experimente, die ja häufig vorrangig im naturwissenschaftlichen Unterricht eingesetzt werden, den Geografie-Unterricht lebendiger und spannender machen können“, erzählt er. Und hat auch gleich ein Beispiel parat, um den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Permafrostböden zu verdeutlichen. Zur Erklärung: Der globale Temperaturanstieg lässt Permafrostböden, also Böden, die ganzjährig gefroren sind, teilweise auftauen. Dabei wird Kohlendioxid freigesetzt, was wiederum zu einer Verstärkung des Klimawandels führt. Lesen Sie auch: Unterrichtsausfall an Gütersloher Schulen: So entsteht der knifflige Vertretungsplan 24-Jähriger ist Vertretungslehrer im Kreis Gütersloh Noah Kahmens Experiment, das er unter anderem am Verler Gymnasium, wo er als Vertretungslehrer für Chemie und Geografie tätig ist, mit den Schülerinnen und Schülern durchgeführt hat, sieht so aus: &bdquo;Ich schichte in ein Becherglas Erde, Kies, Eis und ein wenig Backpulver“, erläutert der Doktorand in der Chemiedidaktik und Wissenschaftskommunikation, der gleichzeitig Lehrbeauftragter für Geografiedidaktik an der Uni Osnabrück ist. Er verschließt das Becherglas, das den Permafrost-Boden simuliert, mit einem Stopfen, aus dem ein Schlauch in ein anderes Becherglas mit Flüssigkeit führt. &bdquo;Das ist Barytwasser, oder besser gesagt eine Bariumhydroxid-Lösung, die zum chemischen Nachweis von Kohlenstoffdioxid verwendet wird“, erläutert der junge Wissenschaftler. Als Nächstes lässt er seine Schülerinnen und Schüler das Becherglas mit der Permafrost-Mischung erwärmen, Kohlendioxid steigt durch den Schlauch und das Barytwasser im zweiten Glas wird trübe. &bdquo;Es handelt sich um ein Modellexperiment - ich kann ja keinen realen Permafrostboden in die Klassenzimmer holen“, sagt er. Aber die Auswirkungen des Klimawandels kann er so deutlich machen. Gütersloher plant auch Lehrerfortbildungen &bdquo;Über Experimente können ganz viele Dinge vermittelt werden“, ist sich der Doktorand sicher. Die Schülerinnen und Schüler forschen selber, Teamarbeit und kreatives Denken werde gefördert, es werde in Zusammenhängen gedacht und Problemlöse-Kompetenz entwickelt. Noah Kahmen ist überzeugt: Die Verbindung von Geografie-Themen und Experimenten bietet viel Potenzial für die schulische Praxis. &bdquo;Zu diesem Thema lehre ich in Form eines Seminars und plane dazu auch eine Lehrerfortbildung“, erzählt der 24-Jährige. Seine eigene Begeisterung für Chemie und Erdkunde wurde am Städtischen Gymnasium in Gütersloh geweckt. &bdquo;Meine Leistungskurslehrer haben mich für diese Fächer begeistert - die waren wirklich cool.“ 2018 hat Noah Kahmen Abitur gemacht, danach gings für ein Jahr nach Neuseeland und Australien. &bdquo;Und dann habe ich an der Uni in Osnabrück angefangen.“ Für seine Masterarbeit hat er bereits einzelne Experimente mit den Schülerinnen und Schüler des Verler Gymnasiums ausprobiert. &bdquo;Die waren alle begeistert dabei“, erinnert er sich. Im Rahmen seiner Tätigkeit an der Universität entwickelt er nun modulare MINT-Bildungskonzepte zu verschiedenen Themen der Nachhaltigkeit sowie zur Schulung von Schülerinnen und Schülern zum gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz. &bdquo;Das ist ein Projekt gemeinsam mit der Siemens-Stiftung in Berlin“, erzählt er. Gütersloher möchte mehr als nur Fachwissen vermitteln Bei den sogenannten &bdquo;Make@thon“ setzen sich die Schüler der Klassen 7 bis 13 unter Anleitung des Osnabrücker Uni-Teams mit wichtigen Themen der Zukunft auseinander, heißt es auf der Homepage der Siemens-Stiftung. Begleitet von diesen Mentoren würden die Teilnehmer selbstständig an wissenschaftlichen und kreativen Lösungen arbeiten. Lesen Sie auch: Ungewöhnlicher Vorstoß: Schule im Kreis Gütersloh schafft klassische Hausaufgaben ab &bdquo;Mehr als 600 Schülerinnen und Schüler haben bisher daran teilgenommen. Dabei haben sie eigenständig Lösungen entwickelt, beispielsweise für nachhaltige Ernährung, für E-Mobilität oder zur Vermeidung von Plastikmüll“, so die Siemens-Stiftung. Mit zukunftsweisenden Unterrichtsformaten in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik erlerne die nächste Generation wichtige Kompetenzen für morgen. &bdquo;Unser Ziel ist es, dass die Schulen das in Projektwochen selbst durchführen können“, so Noah Kahmen. Er ist sich sicher: &bdquo;Schule muss in Zukunft mehr sein als die reine Vermittlung von Fachwissen. Sie muss an die Lebensrealität von Schülerinnen und Schülern anknüpfen.“

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