Ex-Manager bei Bertelsmann – dieser Gütersloher unterstützt jetzt hilflose Azubis

Gütersloh. &bdquo;Aufgeben kannst du bei der Post.“ Der Schriftzug strahlt in großen Lettern von der Rückseite des dunklen grauen Laptops, den Manfred Schubert vor sich auf seinem Schreibtisch platziert hat. Eigentlich könnte es sich Schubert leicht machen. Nach einer langen Karriere, unter anderem beim Gütersloher Unternehmen Bertelsmann, wo er als Projektmanager und Ausbilder tätig war, könnte der pensionierte Wirtschaftsexperte seine Tage in aller Ruhe verbringen. Doch Stillstand ist nicht sein Ding. Stattdessen widmet sich der Rentner mit den weißen Haaren, der auffällig blauen Hornbrille und dem gewinnenden Lächeln, aus seinem Haus im Gütersloher Norden aus, seine Zeit jenen, die am Anfang ihres Berufslebens stehen. Als ehrenamtlicher Mentor bei &bdquo;Vera Plus“, einer Initiative des Senior Expert Service (SES) unterstützt er Auszubildende auf ihrem Weg zum Abschluss. Schuberts Weg zu &bdquo;Vera Plus“ begann mit einer einfachen Erkenntnis. Nach seiner Pensionierung arbeitete der Gütersloher beim Berufsnavigator in Hamburg. &bdquo;Dort ist mir aufgefallen, dass für viele Menschen die Ausbildung keine Rolle mehr spielt“, berichtet er. &bdquo;Die wollten alle studieren“, fügt er an. Gütersloher war 15 Jahre Ausbilder bei Unternehmen Bertelsmann Seiner Meinung nach unterschätzen viele den Wert einer Ausbildung. &bdquo;Für mich war das unverständlich“, sagt er. &bdquo;Ich habe eine Ausbildung gemacht. Mir wäre das Risiko bei einem Studium zu groß gewesen nach sechs Jahren Theorie zu bemerken, dass ich eventuell den falschen Weg eingeschlagen habe“, erklärt er. Generell werde das Thema Sicherheit bei der Auswahl der beruflichen Karriere oft vernachlässigt, betont Schubert. Lesen Sie auch: Trotz Abi: 19-Jähriger aus Kreis Gütersloh entscheidet sich für Ausbildung statt Studium Als er dann durch einen Zeitungsartikel auf den SES aufmerksam wurde, war für ihn klar: Hier konnte er etwas bewegen. Mit seinem reichen Erfahrungsschatz – 15 Jahre als Ausbilder bei Bertelsmann mit reichlich Erfahrung im Projektmanagement und in der Organisationsentwicklung inklusive seiner Zeit beim Berufsnavigator – war er prädestiniert dafür, junge Menschen auf ihrem Berufsweg zu begleiten. &bdquo;Ich dachte: Wenn ich schon im Ruhestand bin, dann wenigstens mit Sinn.“ Schuberts Stärke liegt in seiner direkten, unverblümten Art. Er ist kein Theoretiker, sondern jemand, der Probleme pragmatisch angeht. Wie beispielsweise bei einem angehenden Kfz-Mechatroniker, der kurz vor der Prüfung im Dauerclinch mit seinem Ausbilder stand. Statt den Konflikt weiter eskalieren zu lassen, organisierte Schubert ein klärendes Gespräch zwischen beiden. &bdquo;Ich habe gesagt: Ihr habt jetzt drei Monate Frieden. Hauptsache, er besteht die Prüfung.“ Der Erfolg gab ihm recht: Der junge Mann absolvierte die Ausbildung, wechselte das Unternehmen und meldete sich später dankbar zurück. Zwischenmenschliche und alltägliche Probleme Allerdings sind es nicht immer die zwischenmenschlichen Probleme im Betrieb oder das mangelnde Engagement, bei denen Schubert helfen kann. Öfter als man denkt, geht es um ganz alltägliche Probleme. &bdquo;Zuletzt habe ich mit zwei Auszubildenden zur Kauffrau für Bürokommunikation zusammengearbeitet. Die gerieten in Panik, weil ihr Betrieb keine typischen Abteilungen wie Logistik oder Produktion hatte“, berichtet er. Die beiden Auszubildenden fühlten sich im Vergleich zu ihren Mitschülern an der Berufsschule, die in größeren Unternehmen unterwegs waren im Nachteil. Da habe er sie erst mal beruhigen müssen, sagt er lächelnd. &bdquo;In großen Unternehmen sieht nicht jeder Azubi alles. Die kleineren Unternehmen haben den Vorteil, dass man während seiner Ausbildung breiter aufgestellt wird.“ Durch die kleinere Struktur verharre nicht jeder in seinen Abteilungen. &bdquo;Der Blick über den Tellerrand gehört in diesen Unternehmen dazu.“ Zudem half er, den nötigen Prüfungsstoff zu strukturieren, zeigte ihnen, wie sie durch digitale Tools effektiv nutzen können, um ihre vermeintliche Wissenslücke zu schließen, und stärkte so ihr Selbstvertrauen. Aktuell sind die beiden dabei, ihre Ausbildung abzuschließen. Gütersloher warnt: Hohe Abbrecherquote ist eine Katastrophe Der naheliegende Abschluss der beiden Bürokauffrauen unterstreicht für Manfred Schubert ein wichtiges Anliegen: die hohe Abbruchquote junger Menschen in Ausbildung und Studium. &bdquo;30 Prozent der Azubis brechen ab – das ist eine Katastrophe!“, betont er nachdenklich. Seiner Meinung nach bedarf es oft keiner komplizierten Maßnahmen, um diesem Missstand entgegenzuwirken. &bdquo;Viele Jugendliche brauchen einfach jemanden, der ihnen zuhört, ohne sofort zu urteilen“, erklärt er aus seiner Erfahrung. " style=Schuberts offene Art zeigt jedoch nur Wirkung, wenn die andere Seite – also der oder die Auszubildende – zur Mitarbeit bereit ist. &bdquo;Lehrjahre sind keine Herrenjahre, aber sie dürfen auch keine Frustjahre sein“, betont Schubert. Deshalb vermittelt er den jungen Menschen nicht nur fachliche Kenntnisse, sondern auch Strategien, um sich im Berufsalltag zu behaupten, beispielsweise durch geschicktes Nachfragen oder konstruktive Konfliktlösung. Lesen Sie auch: Sogar Bewerber aus Mauritius und Ägypten wollen nach Gütersloh – Campus weltweit gefragt Je nach Situation ermutigt er die Auszubildenden, durchzuhalten, wenn es sinnvoll erscheint, unterstützt sie aber ebenso dabei, realistische Alternativen zu finden, falls der gewählte Beruf oder Betrieb doch nicht ihren Vorstellungen entspricht.

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