
Gütersloh. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) tritt erstmals in Gütersloh in Erscheinung. Am Mittwochabend hat es zu einer Kennenlern-Veranstaltung in der Gaststätte „Journal“ an der Kaiserstraße eingeladen. Er hoffe auf reges Interesse, sagte der Regionalbeaufragte für OWL, Andreas Höltke. Das Bündnis sei noch im Aufbau, wolle aber bereits bei den Kommunalwahlen im Herbst in jedem Wahlbezirk mit einem eigenen Kandidaten vertreten sein.
„Wenn das so weiter geht, schaffen wir das. Das Interesse an uns ist enorm“, sagte Höltke am Montag. Im Schnitt zähle das Bündnis in OWL pro Kreisgebiet inzwischen rund 100 eingetragene Unterstützer, und die Zahl steige stetig an. Formelle Mitglieder seien sie bislang nicht. „Mit der offiziellen Aufnahme fangen wir erst nach der Bundestagswahl an.“ Man wolle langsam wachsen, sich nicht übernehmen. Aktuell sei er, Höltke, das einzige BSW-Mitglied ostwestfalenweit.
Bei der Bundestagswahl im Februar werde das Bündnis daher nur über die Zweitstimmen kommen, so Höltke. Welches Wählerpotenzial es im Kreis Gütersloh abschöpfen könnte, hatte sich im Juni bei den Europawahlen offenbart. Das BSW erreichte im Kreisgebiet auf Anhieb 7.278 Stimmen, ein Wähleranteil von 4,2 Prozent. Zum Vergleich: Die Linke brachte es lediglich auf 1,6 Prozent.
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Bekannter Gütersloher ist bei Veranstaltung nicht dabei
Dass das BSW in der Lage ist, seine Unterstützer zu mobilisieren, zeigt sich an den vielen Plakaten, die seit einigen Tagen im Gütersloher Stadtgebiet hängen. Auch andernorts sei das gut gelungen, sagt Höltke. Als OWL-Beauftragter für das Bündnis versuche er, die Aktionen möglichst gut zu koordinieren.
Höltke selbst hat wenig Chancen, in den Bundestag einzuziehen: Auf der Landesliste seiner Partei ist er zu weit hinten auf Platz 14 positioniert. Der 55-Jährige arbeitet als Berufsberater, betreibt in Vlotho (Kreis Herford) ein Büro. Bis vor sieben Jahren gehörte er der Linken an.

Der Auftakt-Abend im „Journal“ soll dazu dienen, „die Grundpositionen und politischen Ziele des BSW kennenzulernen und mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen“, heißt es in der Einladung. Start ist um 18 Uhr. Wer am Mittwoch nicht dabei sein wird, ist eines der bekannteren BSW-Köpfe, Marcel Machill.
Gütersloher hat keinen Kontakt zum BSW in Ostwestfalen-Lippe
Der Gütersloher, Medienprofessor an der Uni Leipzig, hat es vorgezogen, sich in einer anderen Region für die Partei stark zu machen. Er tritt als Spitzenkandidat in Sachsen an. Einstimmig hatte ihn der BSW-Parteitag in Leipzig Anfang des Jahres auf Platz 1 der Landesliste gewählt.
Machill (56) ist hierzulande als Handball-Schiedsrichter und als Vorsitzender des Handballkreises Gütersloh bekannt, ein Amt, das er seit 2019 innehat. 29 Vereine gehören dem Handballkreis an. Dem Wagenknecht-Bündnis trat Machill im Juni bei. Bei den Sondierungsgesprächen für eine neue Landesregierung („Brombeer-Koalition“) saß er mit am Tisch, manche Medien schoben ihm hinterher eine Mitverantwortung für das Scheitern dieser Gespräche zu.
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Zum BSW in Ostwestfalen-Lippe unterhalte er keinen Kontakt, sagt Machill. Vor seiner Berufung 2002 an den Lehrstuhl für Journalistik an der Uni Leipzig hatte er in Gütersloh die Abteilung Medienpolitik der Bertelsmann-Stiftung geleitet.