Gütersloherin wird neuer Führerschein zweimal zugeschickt – selbst Behörden rätseln

Gütersloh. Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte. Die übliche Aufforderung einer polizeilichen Verkehrskontrolle würde im Fall von Marianne de Fries derzeit für Fragen sorgen. Denn die Gütersloherin würde lapidar entgegen: &bdquo;Welchen wollen Sie haben?“ Seit ein paar Tagen ist sie stolze Besitzerin von zwei nahezu identischen Exemplaren ihres EU-Führerscheins. &bdquo;Die Karten gleichen sich fast wie ein Ei dem anderen und unterscheiden sich nur durch die jeweilige Führerscheinnummer.“ Der Fall der 77-Jährigen sorgt für Irritation, auch bei der Abteilung Straßenverkehr in der Gütersloher Kreisverwaltung. Dort will man der Sache auf den Grund gehen. Heiliges Blechle! Marianne de Fries guckt wie das sprichwörtliche Auto, als sie vorige Woche ihren zweiten Führerschein aus der Post mit dem Briefkopf des Landrats fischt. Ausgestellt wurde das Dokument am 8. November 2024. Ihre spontane Reaktion: &bdquo;Toll, jetzt habe ich einen in Reserve.“ Denn schon fünf Wochen zuvor, am 9. Oktober, hat ihr die Bundesdruckerei in Berlin ein nahezu gleiches 86 Millimeter breites und 54 Millimeter hohes Exemplar im Scheckkartenformat angefertigt. &bdquo;Ich habe nur gedacht: Was soll das? Soll ich den verschenken, verkaufen, versteigern? Was muss ich jetzt damit machen?“ Lesen Sie auch: Rentner im Kreis Gütersloh gibt Führerschein freiwillig ab – großer Ärger über ADAC Dass sie überhaupt in die missliche Lage der vielen Fragen und den Besitz der doppelten Fahrerlaubnis gelangt, ist einem unschönen Ereignis geschuldet: Im September unternimmt die Gütersloherin eine Kreuzfahrt von Kiel nach Dänemark. Beim Landgang in der Innenstadt von Kopenhagen werden ihr Portemonnaie und Papiere aus dem Rucksack geklaut. &bdquo;Bargeld, EC-Karte, Personalausweis, Krankenkassenkarte, Führer- und Fahrzeugschein – alles war weg. Zum Glück habe ich meine Bankkarte sofort sperren lassen“, erinnert sich Marianne de Fries. Kreis Gütersloh kann die Fehlerquelle nicht finden Nach ihrer Rückkehr protokolliert die Gütersloher Polizei den Diebstahl. Es folgen Wochen voller Termine und Behördengänge. Die gestohlenen Dokumente müssen neu beantragt werden, die Verfahren hängen dabei oft eng miteinander zusammen. &bdquo;Für einen neuen Kfz-Schein benötigt man etwa den Personalausweis“, erzählt Marianne de Fries: &bdquo;Alles dauert seine Zeit. Ich habe heute noch nicht wieder alle Dokumente beisammen.“ Dafür hält sie allerdings zwei EU-Führerscheine in ihren Händen. Beide tragen dasselbe biometrische Foto sowie Geburtsdatum, dieselbe Unterschrift, denselben Namen. Ihren neuen Fahrausweis hat die Gütersloherin Anfang Oktober bei einem persönlichen Termin vor Ort im Kreishaus beantragt. Keine zwei Wochen vergehen, bis das erste Exemplar per Einwurf-Einschreiben bei ihr eintrifft. Da hat scheinbar die Bundesdruckerei in Berlin ordentlich Gas gegeben. Ihr Schriftzug ziert den Kopf des Briefes, als Absender taucht allerdings der Kreis Gütersloh auf. Für Marianne de Fries spielt dieser Umstand allerdings keine Rolle. &bdquo;Ich war froh, dass mein Führerschein wieder da war. Damit war die Sache für mich erledigt.“ Freie Fahrt! Fünf Wochen später trudelt jedoch das zweite Exemplar ein. Diesmal direkt von der Führerscheinstelle der Kreisverwaltung an der Herzebrocker Straße in Gütersloh. Dort ist man angesichts des doppelten Fahrausweises ziemlich irritiert und um eine Auflösung des Rätsels bemüht. Die internen Nachforschungen haben jedoch vorläufig zu einem unbefriedigenden Ergebnis geführt. Am Mittwoch, 27. November, erklärt Kreis-Pressesprecherin Beate Behlert: &bdquo;Wir können die Fehlerquelle nicht finden.“ Selbst ein langes Gespräch mit dem Software-Hersteller habe kein Licht ins Dunkel gebracht. &bdquo;Wir haben aber auch keine Anhaltspunkte dafür, dass so etwas 10.000 Mal passiert. Das ist ein Einzelfall.“ Bundesdruckerei in Berlin will den Sachverhalt prüfen Auch eine Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ bei der Bundesdruckerei GmbH in Berlin sorgt nicht für Klarheit. &bdquo;Wir müssen uns zunächst einmal mit den Details des Falls beschäftigen. Wir werden diesen Sachverhalt aber prüfen“, verspricht Marc Thylmann. Im Begleitbrief zum neuen Führerschein schreibt die Bundesdruckerei: &bdquo;Bei Problemen wenden Sie sich bitte an die örtliche Fahrerlaubnis-Behörde.“ Das hat Marianne de Fries bereits getan und den Kreis Gütersloh telefonisch über den kuriosen Vorfall informiert. Lesen Sie auch: Eine Spur führt nach Gütersloh: Betrug bei Führerscheinprüfungen in mehr als 20 Städten Die gebürtige Gütersloherin hat fast 45 Jahre lang in Düsseldorf gelebt, ehe es sie in ihre alte Heimat zurückzog. In der Rheinmetropole hatte sie sich im Jahr 2011 einen Folgeführerschein ausstellen lassen – damals noch ein grauer &bdquo;Lappen“. Im Zuge ihrer Rückkehr in die alte Heimat nach Gütersloh vor einigen Jahren erhielt sie dann den Scheckkarten-Ausweis, der ihr nun in Kopenhagen geklaut wurde. Für die Gebühr von 46,30 Euro beantragte sie einen neuen – und erhielt zwei. Jetzt soll sie selber zur Aufklärung ihres rätselhaften Falls beitragen. &bdquo;Die Führerscheinstelle hat mich gebeten, mit beiden Führerscheinen vorbeizukommen, um zu klären, was da passiert ist“, erzählt die Gütersloherin. Anfang nächster Woche fährt die 77-Jährige wieder ins Kreishaus. Sollte es unterwegs zu einer allgemeinen Verkehrskontrolle kommen: kein Problem! Marianne de Fries ist dafür bestens gewappnet.

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