Gütersloherin kündigt sicheren Job – jetzt bekommt sie Aufträge aus ganz Deutschland

Gütersloh. Michelle Frerk liebt es minimalistisch. Und schlicht. Zumindest, wenn es um ihre Einrichtung geht. Vor allem weiße, beige und graue Möbel und Deko-Elemente finden sich in ihrem Zuhause wieder. Vielleicht einige schwarze Akzente. Doch ein buntes Highlight für die Wand fehlte der 32-jährigen Gütersloherin lange. &bdquo;Ich habe ewig nach einem passenden Bild gesucht“, berichtet sie, &bdquo;aber mir hat nichts gefallen oder es war viel zu teuer.“ Also legt die Gütersloherin einfach selbst Hand an und probiert sich zum ersten Mal in der Welt der abstrakten Malerei aus. Dass sie einige Monate später ihren sicheren Job bei Miele kündigt und mit ihren eigenen Kunstwerken ihren Lebensunterhalt verdient – das hätte sie zu dem Zeitpunkt wohl kaum gedacht. Ausbildung beim Gütersloher Unternehmen Miele &bdquo;Früher wollte ich immer Modedesignerin oder Architektin werden“, erinnert sich Michelle Frerk, &bdquo;irgendwie hatte ich aber immer Sorge, dass das nicht ’sicher’ genug ist.“ Deshalb entscheidet sie sich schließlich für eine Ausbildung zur Industriekauffrau beim heimischen Unternehmen Miele. Später schließt sie berufsbegleitend noch ein Bachelorstudium in BWL sowie ein Masterstudium in Betriebs- und Kommunikationspsychologie an. Sieben Jahre lang legt die Gütersloherin ihren Fokus voll und ganz auf die Arbeit; für kreative Auszeiten bleibt kaum Zeit. &bdquo;Dabei habe ich früher schon gerne gebastelt und gemalt“, sagt sie. Doch erst die enttäuschende Suche nach einem geeigneten Bild für ihre neue gemeinsame Wohnung mit ihrem Mann in Steinhagen entfacht ihr kreatives Feuer wieder. Lesen Sie auch: Ausnahmetalent: Dieser 13-jährige Gütersloher hat eine besondere Begabung Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von MICHELLE FRERK | ABSTRACT ART (@misie.art) Plötzlich zahlreiche Nachfragen nach ihrem eigenen Bild &bdquo;Ich habe so viel Lob für mein erstes eigenes Bild bekommen und so viele Nachfragen, dass ich einfach weitergemacht habe.“ Sie bringt sich alles selbst bei und probiert verschiedene Techniken aus. Michelle Frerk lernt das Malen quasi von der Pike auf; entwickelt nach und nach ihren ganz eigenen Stil. Der Hintergrund ihrer Bilder ist meistens hell - ansonsten arbeitet Frerk gerne mit bunten Farben wie pink, orange, rosa oder blau. &bdquo;Jedes Kunstwerk ist eine Ausdrucksform meiner positiven Lebenseinstellung“, erklärt sie mit einem Lächeln, &bdquo;ich möchte so nicht nur visuelle Freude schenken, sondern auch inspirieren und positive Energie vermitteln.“ Irgendwann versucht sie – eher aus Neugierde – eines ihrer entstandenen Werke online zu verkaufen. Mit sofortigem Erfolg. Aufträge aus Österreich, Belgien oder Luxemburg In den ersten Monaten arbeitet sie hauptsächlich im Wohnzimmer; mittlerweile hat sie sich gegenüber ihrer Wohnung ein kleines Atelier eingerichtet. Dort malt und verpackt die junge Künstlerin heute fast täglich. Denn mittlerweile verschickt sie ihre Werke (&bdquo;Misie Art“) sogar über Deutschlands Grenzen hinaus; wenn gewünscht sogar weltweit. &bdquo;Ich habe sogar schon Aufträge aus Österreich, Belgien oder Luxemburg bekommen“, berichtet sie stolz. Sie bietet sowohl bereits fertige Bilder an als auch individuelle Auftragsarbeiten nach Kundenwünschen. Alle ihre abstrakten Werke malt Michelle Frerk auf Leinwänden – sowohl im kleineren Maße (30 mal 40 Zentimer) oder auch direkt im ganz großen Stil (zwei Meter). Auf Wunsch werden die Leinwände auch gerahmt. Anfangs verkauft die junge Gütersloherin vielleicht ein Bild pro Monat, mittlerweile sind es mehrere pro Woche. &bdquo;Irgendwann kam ich gar nicht mehr hinterher.“ Sie steht vor der vielleicht schwierigsten Entscheidung ihres Lebens. Mutiger Schritt: Gütersloherin kündigt ihren Job &bdquo;Ich habe mich lange nicht getraut, meinen sicheren Job aufzugeben und den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen - einfach aus Angst, dass es nicht klappt.“ Weil sie aber immer mehr spürt, dass ihr Konzept aufgeht, nimmt sie in diesem Sommer all ihren Mut zusammen und kündigt. &bdquo;Es hat sich komisch, aber auch befreiend angefühlt. Ich will es einfach probieren, sonst würde ich mich vielleicht irgendwann ärgern“, sagt die Neu-Selbstständige. In diesem Monat hat sie ihren letzten regulären Arbeitstag, dann ist das Miele-Kapitel abgeschlossen. Bereut hat sie den Schritt bis jetzt nicht. Im Gegenteil. &bdquo;Ich hätte es wirklich eher machen sollen.“ Auch, wenn sie Sorge vor dem Druck des Erfolgs hat – vor allem um auch künftig genug Geld für Miete und Co. zur Verfügung zu haben – hofft Michelle Frerk, dass ihre Kunst sie auf Dauer glücklich machen kann.

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