Gütersloher Unternehmer kämpft sich nach Insolvenz zurück – Schaden in Millionenhöhe

Gütersloh. Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitergehen. Dieser Spruch trifft auf Dimitrios Tassikas zu. Der 48-Jährige, der für sein Unternehmensteil Tassikas Haustechnik vor gut einem Jahr Insolvenz anmelden musste, steht wieder. Und hat Pläne. &bdquo;Ja, es sind schwierige Zeiten“, gibt er zu. Und ja, als er am 7. Oktober 2023 den Gang zum Insolvenzgericht angetreten habe, habe er ein paar Tage darüber nachgedacht, ob er sich nicht besser das Leben nehmen sollte. &bdquo;Es ist soviel geredet worden“, sagt er kopfschüttelnd zu den in Gütersloh kursierenden Gerüchten. Die Fehlplanung eines Mitarbeiters im Bereich Photovoltaik hatte laut Tassikas den Haustechnik-Betrieb ins Straucheln gebracht. Der Schaden habe im Millionenbereich gelegen, so der Unternehmer. Aber: &bdquo;Die Insolvenz in Eigenverwaltung ist Geschichte. Den offiziellen Aufhebungsbescheid habe ich am 15. Oktober bekommen.“ Von 40 auf 17 Mitarbeiter geschrumpft Die Auftragslage sei gut. &bdquo;Im Handwerk gibt ers immer Höhen und Tiefen. Aber grundsätzlich werden immer Heizungen und Toiletten gebraucht“ so der gelernte Anlagenmechaniker. &bdquo;Ich muss einen großen Dank sagen an meine Kunden und die Mitarbeiter, die mir treu geblieben sind“, sagt Tassikas. Alle hätten gemeinsam gekämpft. &bdquo;Das war das Match meines Lebens“, benutzt der Unternehmer eine Metapher aus dem Sport. Und natürlich habe man dabei Federn gelassen. Die Mitarbeiterzahl sei auf 17 geschrumpft – vor Corona waren es schon einmal an die 40. &bdquo; Wir haben uns vor allem verwaltungstechnisch verschlankt“, sagt er. Das Büro befindet sich inzwischen in einem umgebauten Stallgebäude des ehemaligen Hofes Hauertmann hinter der Herz-Jesu-Kirche, Avenwedder Straße 98. Die alte Hofstelle, Erbe seiner Frau, möchte Tassikas erhalten und weiter entwickeln. Lesen Sie auch: Unternehmen aus Gütersloh in der Krise - Tassikas Haustechnik ist insolvent Hausarzt-Praxis wegen Fachkräftemangel geschlossen In die bisherigen Geschäftsräume an der Avenwedder Straße 78, die seit einiger Zeit leer stehen, wird der Architekt Ulrich Götsch einziehen. &bdquo;Und für die ehemaligen Praxisräume meiner Frau im Gebäude links befinden wir uns auch im Vermietungsprozess“, so Tassikas. Pia Hauertmann-Tassikas, wie ihre Eltern schon Hausärztin in Avenwedde, hatte die Praxis 2022 geschlossen, weil sie keine medizinischen Fachkräfte mehr fand. Sie arbeitet nun im hausärztlichen Zentrum OWL Med in Rheda. Traum von Deutschlands erster Wasserstoffsiedlung geplatzt Begraben musste Dimitrios Tassikas den Traum vom ersten grünen und ganzheitliche Wasserstoffquartier Deutschlands, das zwischen der Volksbank und dem Autohaus Bettenworth entstehen sollte und das bundesweit auf viel Beachtung stieß. &bdquo;Das konnte leider nicht umgesetzt werden, weil Bundeswirtschaftsminister Habeck kurzfristig die versprochenen Fördermittel dafür gestrichen hat“, sagt er und die Verärgerung ist ihm anzusehen. Die steigenden Zinsen, explodierende Preise am Bau, politische Unsicherheiten – die Gründe für das Scheitern des Pioniers sind vielfältig. &bdquo;Ich wollte nur etwas Gutes tun“, sagt er und zuckt mit den Schultern. Die 3,2 Hektar große Fläche sei nun verkauft, die dort von der Stadt geplante Kita genehmigt, ebenso drei Mehrfamilienhäuser, ein Einfamilienhaus bereits gebaut. &bdquo;Die Erschließung des Geländes ist auch erledigt“, so Tassikas. Erstes Handwerksunternehmen, das Vier-Tage-Woche einführt? Die Idee der erneuerbaren Energien hält der Unternehmer jedoch nach wie vor für richtig und setzt auf Innovation. &bdquo;Wir entwickeln mit einer Firma in München gemeinsam eine Mieterstrom-Software“, erzählt er. Und gemeinsam mit einer österreichischen Firma arbeite man an Fassaden-Solaranlagen, die auch auf gedämmten Häusern angebracht werden könnten. Und als drittes starte man gerade – &bdquo;als erstes Handwerksunternehmen in der Region!“ eine sechsmonatige Testphase für die Vier-Tage-Woche. &bdquo;Meine Mitarbeiter arbeiten jetzt jeden Tag neun Stunden, vier Tage die Woche, und haben dann entweder Montag oder Freitag frei. Insgesamt läuft der Betrieb aber wie bisher fünf Tage weiter“, erläutert Tassikas, der hofft, so vielleicht noch den ein oder anderen Mitarbeiter für sein Unternehmen gewinnen zu können.

Meistgelesen