Dreister Fahrrad-Diebstahl in Gütersloh: Kriminelle brechen Stahlbügel aus dem Boden

Gütersloh. Schlösser knacken war gestern: Die Polizei in Gütersloh ermittelt derzeit in einem ungewöhnlichen Fall von Fahrraddiebstahl. Dabei sind die Täter in besonders dreister Art und Weise vorgegangen. Sie hebelten abends am Kolbeplatz in der Innenstadt einen Rundrohrbügel aus Stahl aus dem Boden und konnten das daran abgeschlossene Pedelec von Sandra Reckersdrees einfach mitnehmen. &bdquo;Ich dachte, ich spinne. Das Pflaster lag verstreut auf dem Boden, das Rad war weg. Ich war schockiert“, schildert die Gütersloherin, wie sie die böse Überraschung erlebte. Rund 300 Fahrradbügel gibt es im Stadtgebiet. Einen Fall dieser Art hat es in Gütersloh bislang noch nicht gegeben. Müssen jetzt alle Bügel einer Kontrolle unterzogen werden? Der dreiste Diebstahl passierte am Donnerstag, 24. Oktober, im Zeitraum zwischen 19.30 und 21.30 Uhr und ereignete sich an einer eigentlich belebten Stelle im Stadtzentrum. Direkt neben dem Modehaus Klingenthal, schräg gegenüber vom Eiscafé La Perla und in Sichtweite zu dem zum Zeitpunkt gut besuchten Café Bar Celona schlugen die Täter zu, lockerten die Pflastersteine und rissen den im Boden einbetonierten Bügel gewaltsam aus dem Boden. &bdquo;Die Terrasse vom Bar Celona war komplett voll. Wie die das veranstaltet haben, ohne dabei erwischt zu werden, ist mir ein Rätsel“, sagt Sandra Reckersdrees. Mit Diebstahl war nicht zu rechnen Die 48-Jährige, die mit Ehemann André im Stadtteil Avenwedde den Malerbetrieb Reckersdrees betreibt, hatte sich mit Schwester Elke und ein paar Freunden zu einem gemütlichen Shopping- und Gastro-Abend getroffen. Ihr schwarzes Pedelec der Marke Specialized, das sie erst Ende Juni für rund 4.500 Euro erworben hatte, befestigte sie dabei vorbildlich mit einem hochwertigen Gliederschloss am schweren Stahlbügel. Lesen Sie auch: Rätselhafter Diebstahl von Gütersloher Hof – Besitzer versprechen 500 Euro Belohnung &bdquo;Die Geschädigte hat ausnahmslos alles richtig gemacht“, erklärt Polizeisprecher Mark Kohnert. Doch mit der perfiden Vorgehensweise, ein besonders schwerer Fall des Diebstahls, war nicht zu rechnen. Selbst ein Beamter beim Einsatz vor Ort zeigt sich angesichts des offensichtlich hohen Aufwands der Kriminellen überrascht. &bdquo;Er hat mich gefragt, ob mein Fahrrad aus Gold wäre“, erzählt Sandra Reckersdrees, die eine Anzeige erstattet hat. Stadt Gütersloh: Die Bügel sind keine sichere Diebstahlsicherung Die Polizei hat im vergangenen Jahr kreisweit 1.579 Fälle registriert, also im Schnitt rund vier Rad-Diebstähle pro Tag. Aktuell hat es zwischen Januar und Oktober 2024 allein im Gütersloher Stadtgebiet (ohne die Ortsteile) 265 Mal den besonders schweren Fall des Diebstahls von Fahrrädern und 49 Mal den einfachen Diebstahl (nicht verschlossener Räder) gegeben. Für die Polizei im Kreis Gütersloh gehören Fahrraddiebstähle zum Tagesgeschäft. Doch dieser Fall ist nicht alltäglich. &bdquo;Es ist das erste Mal, dass hier jemand so vorgegangen ist“, bestätigt Mark Kohnert. Dass sich so ein Fall künftig häuft, ist für den Polizeisprecher nur schwer vorstellbar. Von einer neuen Masche möchte er nicht sprechen. &bdquo;Diese Art von Modus Operandi ist extrem außergewöhnlich und sehr aufwendig. Das Risiko, dabei entdeckt zu werden, ist doch ungemein hoch.“ Die Polizei sucht jetzt nach Zeugen des Vorfalls und nimmt Hinweise unter Tel. 05241 8690 entgegen. Stadt ist gegen derart groben Vandalismus machtlos Auch im Gütersloher Rathaus ist ein solcher Fall aus jüngster Zeit nicht bekannt. Rund 300 Fahrradbügel findet man über das gesamte Stadtgebiet verteilt, hauptsächlich im Innenstadtbereich. Der aktuelle Diebstahl wirft nun Fragen auf: Sind die Bügel eine Sicherung gegen Diebstahl? Und muss die Stadt nun alle Rohr-Installationen dahingehend überprüfen? Ulrich Zurlinden sorgt für Aufklärung. Der Leiter des Fachbereichs Stadtreinigung stellt klar: &bdquo;Die Fahrradbügel sind nur eine Anlehnhilfe für Fahrräder. Sie sind keine sichere Diebstahlsicherung.“ Der Experte erklärt, dass die Rundrohrbügel zwar über Bodenhülsen so befestigt seien, dass sie ohne Werkzeug nicht einfach herausgezogen werden können. Mit Blick auf ein Foto aus der Tatnacht merkt Ulrich Zurlinden an: &bdquo;Da muss man dann schon Gewalt anwenden, wie auf dem Foto ja auch gut zu erkennen ist oder das passende Werkzeug haben, und man muss sich auskennen.“ Er weist aber noch auf einen grundlegenden Aspekt hin: &bdquo;Die Bügel müssen grundsätzlich herausnehmbar sein, weil das bei Veranstaltungen in der Innenstadt immer wieder notwendig ist.“ Für den Leiter der Gütersloher Stadtreinigung steht fest: &bdquo;Gegen derart groben Vandalismus ist die Stadt machtlos.“ Die Fahrradbügel gibt es in Gütersloh nach Angaben der Verwaltung seit 25 bis 30 Jahren, ihre Anzahl hat mit der Zeit immer weiter zugenommen. Im Rahmen der üblichen Straßenkontrolle werden die verzinkten Stahlrohr-Installationen wie andere Verkehrseinrichtungen gesichtet und bei Bedarf repariert – so wie jetzt in diesem Fall.

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