Immobilie in Gütersloh plötzlich verhüllt – auch Kampfmittelräumdienst rückt an

Gütersloh. Keine Chance für neugierige Blicke: Das Grundstück um das Amtsgericht in Gütersloh verschwindet seit Beginn dieser Woche großflächig hinter einem Sichtschutzzaun. Steht dort etwa ein juristischer Prozess von besonderer Größenordnung an? Nein, der Grund für die Errichtung des blickdichten Bauzauns mit der dunkelgrünen Plane ist der Startschuss für ein lang gehegtes Bauprojekt. Am Montag, 4. November, sollen die Arbeiten für den rund 2.440 Quadratmeter großen Neubau beginnen, um den die Justizbehörde an der Friedrich-Ebert-Straße erweitert wird. Die Pläne sind seit fast fünf Jahren öffentlich bekannt, doch erst jetzt geht es los. Lesen Sie auch: Showdown vor Gericht: Klage von Graf im Kreis Gütersloh wird verhandelt Verschiedene Prozesse hätten zu einer Zeitverzögerung geführt, erklärte eine Sprecherin des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) Nordrhein-Westfalen aus Düsseldorf. Demnach seien die Planungen für den Neubau &bdquo;nach der ersten Präsentation an aktuelle Anforderungen der Justiz angepasst“ worden. Wie teuer das Gebäude wird und wann es fertig sein soll, ist nicht bekannt Maßgeblich seien dabei die Punkte der klimafreundlichen Wärmeversorgung sowie der Barrierefreiheit gewesen. Der BLB ist als Immobilienunternehmen des Landes für die Unterbringung der Justiz zuständig und somit Bauherr des Vorhabens mitten im Gütersloher Stadtzentrum. Dort bekommt das 1959 errichtete und denkmalgeschützte Haupthaus nun eine Art Zwilling, durch den die bestehende Raumnot beseitigt werden soll. Ob Geschosszahl, Größe und Gestaltung oder Fassadenfarbe – die Erweiterung entspricht mit dem Ziel eines harmonischen Gesamtbilds nahezu dem Bestandsgebäude, das mit 3.020 Quadratmetern Fläche allerdings ein wenig größer ist. An dessen Stirnseite in einem rechten Winkel in Richtung der Wache vom Löschzug Gütersloh der Freiwilligen Feuerwehr wird nun der Neubau mit vier Geschossen und separatem Eingang entstehen. Beide Gebäude bilden am Ende eine T-Form. Ein Zieldatum für die Fertigstellung gab der BLB am Dienstag, 22. Oktober, ebenso nicht an, wie eine Bezifferung der Baukosten. Einrichten der Baustelle hat jetzt begonnen Generalunternehmer des Projektes und verantwortlich für den Hochbau ist der Baukonzern Porr (20.665 Mitarbeiter) mit Hauptsitz in Wien und einer Gütersloher Niederlassung (Hochbau West Gmbh) am Teutoburger Weg 5, ehemals Oevermann. Dessen Beschäftigte haben am Montag, 21. Oktober, mit dem Einrichten der Baustelle an der Liegenschaft des Amtsgerichts Gütersloh begonnen. Der Bauzaun wurde errichtet, das Gelände von Herbstlaub befreit sowie das Einrichten einer Stromversorgung beantragt. Am Mittwoch, 23. Oktober, sollen Container aufgestellt werden, die dem Bauherrn und Generalunternehmen als Büros sowie später den Gewerken als Tagesunterkünfte dienen. Ab dem 4. November finden dann in einem ersten Schritt Erd- und Sondierungsarbeiten statt. Kampfmittelräumdienst untersucht das Gelände in der Innenstadt genau Der heimische Tiefbauer Hermann Peitz GmbH trägt den Mutterboden auf dem Areal großflächig ab, auch der Gütersloher Gerüstbauer Dalkmann ist involviert. Im Anschluss rückt der Kampfmittelräumdienst an, um Analysen durchzuführen. Das Gelände wird genau inspiziert: Es wird geprüft, ob im Boden des Baugrundstücks Hinweise auf mögliche Blindgänger aus dem 2. Weltkrieg oder andere Kampfmittelfunde auszumachen sind. &bdquo;Erst danach kann der eigentliche Neubau mit der Erstellung einer Grundwasserabsenkung und nachlaufendem Bodenaushub der Baugruben erfolgen“, schildert Oberbauleiter Rüdiger Schreiber. Die Firma Porr trägt die Gesamtverantwortung für die Bauausführung und die Koordination aller Subunternehmen. Weitere regionale Betriebe sollen im Rahmen des öffentlichen Auftrags als Nachunternehmer beauftragt werden. &bdquo;Ein solches Projekt mit heimischen Firmen auf die Beine zu stellen, liegt mir am Herzen.“ Die Entwürfe hat das Gütersloher Achitekturbüro Heitmann geliefert. Gesamtfläche wächst nach Fertigstellung auf 5.500 Quadratmeter Die Pläne für einen großen Justizkomplex in Gütersloh gibt es dem Vernehmen nach schon neun Jahre: Im Januar 2019 hatte die NRW-Landesregierung die nötigen Mittel für die Planung freigegeben. Mehr als ein Jahr später, im Mai 2020, stellte der Bau- und Liegenschaftsbetrieb sein Vorhaben im Gestaltungsbeirat der Stadt Gütersloh vor. Mit der Erweiterung sollen das Amtsgericht, zwei Nebenstellen sowie der Ambulante Soziale Dienst an einem Hauptsitz zentralisiert werden. &bdquo;Damit erweitert sich die Gesamtfläche des Amtsgerichts nach Fertigstellung auf etwa 5.500 Quadratmeter“, erläutert die Sprecherin des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW. Büros, Service-Einheiten, Anwaltszimmer und Archiv finden im Neubau Platz, ebenso drei zusätzliche Säle für Zivil- und Familienverfahren. Die Erweiterung wird mit einer erdgebundenen Sole-Wasser-Wärmepumpe beheizt. Darum wurden blickdichte Bauzäune auf dem Gelände aufgestellt Anfang dieses Jahres wurden auf dem Areal als vorbereitende Maßnahme sieben von 30 Roteichen gefällt. Nun ist der benötigte Platz vorhanden, um mit dem Neubau zu starten. Zu den aktuell laufenden &bdquo;vorbereitende Maßnahmen“, so die Sprecherin des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW, zähle die Einrichtung und Sicherung des Baufelds. &bdquo;Die Bauzaunelemente dienen der Absicherung der Baustelle, um Unbefugten den Zutritt nicht zu erlauben, und gleichzeitig dem Schutz des Publikumsverkehrs und der Mitarbeitenden des Amtsgerichts vor Staub und Lärm“, so die BLB-Mitarbeiterin. Lesen Sie auch: Ärger nach Autounfall in Gütersloh: Versicherung lenkt noch vor Gerichtsurteil ein Generell sollen blickdichte Bauzäune auch Maschinen und Materialien vor Diebstahl und Beschädigungen abschirmen und schützen. Die Landesbauordnung regelt entsprechende Vorschriften. Gerichtsbetrieb während des Baus ohne große Einschränkungen Innerhalb des abgezäunten Bereichs startet das Neubau-Projekt nun in den kommenden Wochen. Auf den regulären Ablauf und den Alltag in der Justizbehörde scheinen die Arbeiten keinen Einfluss zu nehmen. &bdquo;Im Bestandsgebäude sind lediglich kleinere Arbeiten erforderlich, um einen barrierefreien Übergang zum Neubau sicherzustellen“, erklärt die Sprecherin des BLB, &bdquo;daher wird der Betrieb des Gerichts während der Bauzeit voraussichtlich ohne größere Einschränkungen fortgeführt werden. Auf die Frage nach dem Investitionsvolumen der Neubau-Maßnahme gibt sich der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW nach wie vor zurückhaltend und wenig auskunftsfreudig. Es heißt: &bdquo;Die Gesamtkosten werden nach Abschluss aller Baumaßnahmen feststehen.“

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