Ungewöhnlicher Vorstoß in Gütersloh: Gibt es hier bald KI-Ampeln?

Gütersloh. In anderen Städten gibt es das schon: Ampeln, die mit speziellen Kameras ausgestattet sind und den Verkehr regeln, Ampeln, die erkennen, dass sich Radfahrer nähern und passend auf Grün umspringen. Unter Verkehrsplanern und in Medienberichten werden sie &bdquo;KI-Ampeln“ genannt. Nun möchte auch die Stadt Gütersloh die Technik ausprobieren. Sie hat sich dafür zwei Stellen ausgesucht: die Neuenkirchener Straße in Höhe Overbergschule und die Straße Unter den Ulmen in Höhe Dalkepromenade. An beiden Stellen stehen Druckampeln: Sie springen normalerweise erst um, wenn jemand den Anforderungsknopf drückt. Künftig soll sich das ändern. Es werde aktuell daran gearbeitet, diese beiden Signalanlagen mit Kameras zu bestücken, teilt die Stadt in einer Sitzungsvorlage an die Ratsfraktionen mit. An der Overbergschule soll die Technik zum Beispiel erkennen, dass eine größere Personengruppe die Neuenkirchener Straße überqueren will und in diesem Fall automatisch die Grünphase verlängern. Das erhöhe die Sicherheit, heißt es. Ampeln berechnen die Geschwindigkeit der Radfahrer An der Dalkepromenade, Höhe Pankratiuskirche und Brauhaus, soll die Ampel den nahenden Radfahrer registrieren, dessen Geschwindigkeit berechnen und rechtzeitig auf Grün schalten, damit der Radler gar nicht erst halten und drücken muss. Wann das kommt und wie viel das kostet, ist noch unklar, so die Stadt. Die Verkehrsplanung mache sich gerade kundig über mögliche technische Modelle. Im Auge habe man die Firma Yunex GmbH, die in einigen Städten in Deutschland bereits &bdquo;ähnliche Pilotierungen durchgeführt“ habe beziehungsweise damit in der Umsetzung sei. Tatsächlich hat das Münchener Unternehmen schon in mehreren Orten Ampeln umgerüstet, etwa in Hamm, Gießen, im bayerischen Essenbach und dieser Tage in Bocholt. Dort, in Bocholt, setzt Yunex eine KI-gestützte Technik an einer hochfrequentierten Hauptstraße ein. Mit Hilfe anonymer Bilderkennung registriert sie, welche Verkehrsteilnehmer sich der Ampel nähern und wie schnell sie unterwegs sind. Unnötige Wartezeiten werden vermieden Gezielt macht sie vor allem Radfahrer aus, die eine neue Rad- und Fußwegverbindung zwischen Innenstadt und Aasee nutzen. Sie gibt den Radfahrer und Fußgängern rechtzeitig grün und verlängert gegebenenfalls deren Grünphase noch. &bdquo;Dadurch werden unnötige Wartezeiten vermieden“, so Yunex. Das steigere auch die Sicherheit, weil es das Risiko von Rotlichtverstößen reduziere. Lesen Sie auch: Aufgepasst bei falschen Reifen: Das müssen Gütersloher Autofahrer jetzt wissen Die Stadt Gütersloh berichtet, sie stehe nicht in nur Kontakt zu anderen Kommunen und zu Firmen, sondern auch zu Forschungseinrichtungen wie dem Fraunhofer Institut. Die Fraunhofer-Forscher aus Lemgo tüfteln bereits seit einigen Jahren an Techniken für intelligente Ampelschaltungen. Dabei geht es nicht nur um Rad- und Fußgängerampeln. 1,2 Millionen Euro hat es sich der Bund zum Beispiel 2022 kosten lassen, auf einer Hauptverkehrsader in Lemgo (Gosebrede) in Simulationen durchzuspielen, ob eine KI in der Lage wäre, die Ampeln verlässlich so zu steuern, dass sich der Verkehrsfluss bessert. Die Annahme war: Die üblichen Induktionsschleifen im Asphalt bilden das Verkehrsgeschehen nur grob ab. Eine Kamera- und Radarsensorik sei präziser, weil sie die Zahl der wartenden Autos an der Kreuzung spurgetreu und in Echtzeit erfasse, ebenso die durchschnittliche Geschwindigkeit der Fahrzeuge. Die KI ist in anderen Städten bereits im Einsatz Die KI verarbeite die Daten im Nu, könne sie anwenden, skalieren und auch für die Nachbarampeln einsetzen. All das, so das Fraunhofer-Institut, könne den Verkehrsfluss um 10 bis 15 Prozent verbessern. In Hamm ist eine solche KI inzwischen im Echt-Einsatz: Seit Juli 2023 regelt sie den Verkehr an der Kreuzung Heßlerstraße/Marker Allee, wie es heißt, zur vollen Zufriedenheit der Kommune. Weniger glücklich war man in Hamm zeitweise mit einer zweiten KI-Ampel, die im April 2024 in Betrieb ging und das steuert, was auch in Gütersloh angedacht ist: den Fußgänger- und Radverkehr. Wiederholt kam es dort zu Situationen, wo die Autofahrer Dauerrot hatten und sich der Verkehr auf mehreren hundert Metern staute, obwohl weit und breit kein Fußgänger zu sehen war. Sogar der &bdquo;Spiegel“ berichtete darüber. Lesen Sie auch: Bekommt jede Stadt im Kreis Gütersloh bald ein eigenes Kennzeichen? Mittlerweile ist das Problem aber behoben, heißt es in Hamm. Wohl auch deshalb hat sich Bocholt getraut, nun ebenfalls die Technik einzuführen. Bocholt als Fahrradstadt gehe mit der KI-gestützten Verkehrstechnologie den nächsten Schritt, um Sicherheit, Effizienz und Komfort auf den Radwegen im Sinne einer &bdquo;Smart City“ konsequent zu verbessern, so der Bürgermeister in einer Pressemitteilung. Wie viel Geld kostet so ein System? In Gütersloh hält man den Ball erst mal flach. Wie die Stadt auf einen Prüfantrag der FDP-Fraktion antwortet, gelte es zunächst, die Erfahrungen abzuwarten, die man mit den beiden Pilotanlagen nahe der Overbergschule und nahe Brauhaus mache. Wie viel Geld es kosten würde, ein solches System großflächig einzuführen, sei seriös nicht zu beantworten, so die Stadt, angesichts der Haushaltslage stelle sich diese Frage derzeit auch gar nicht. Abzuwarten seien auch die Ergebnisse des Nahmobilitätskonzeptes, das momentan mit dem Ingenieurbüro nts (Münster) mit dem Ziel erstellt werde, ein Vorrangroutennetz für den Radverkehr zu erarbeiten.

Meistgelesen