Gütersloh verliert plötzlich seinen Kämmerer – ausgerechnet mitten in der Finanzkrise

Gütersloh. Die Stadt verliert mitten in einer finanziell schwierigen Lage ihren Kämmerer. Thomas Könnecker wird aller Voraussicht nach nur noch wenige Wochen in Gütersloh tätig sein. Könnecker hat die Spitzen von Rat und Verwaltung informiert, dass er im Begriff ist, zur Verwaltung des Landkreises nach Osnabrück zu wechseln, wo er auch seinen Wohnsitz hat. Könnecker hat sich dort um eine Vorstandsstelle beworben. Das Auswahlverfahren hat er durchlaufen, die Mehrheiten für seine Wahl gelten als gesichert. Am 30. September hat das aber formell noch der Kreistag zu beschließen. Wie es heißt, ist angestrebt, dass Könnecker die Stelle zum 1. Januar antritt. Wegen Resturlaub und Überstunden würde er in Gütersloh voraussichtlich im Laufe des November ausscheiden. In Gütersloh machte die Nachricht am Mittwoch rasch die Runde. &bdquo;Das ist ein ziemlicher Hammer“, sagte SPD-Fraktionschef Volker Richter. Gütersloh verliere damit einen ausgewiesenen Finanzexperten. CDU-Fraktionschef Heiner Kollmeyer sagte, der Wechsel treffe Gütersloh zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Die Stadt stecke mitten im Prozess der Haushaltskonsolidierung, es werde schwer sein, diesen Abgang zu überbrücken. Kämmerer hält sich mit Aussagen zurück Könnecker selbst hielt sich auf Anfrage zurück. Aktuell gebe es nichts zu verkünden, so der 57-Jährige, und an Spekulationen über seine Person werde er sich nicht beteiligen. Er sei verwundert, dass die Nachricht, die er eindeutig als vertraulich verstanden habe, so schnell die Medien erreiche. Der Volljurist ist erst seit Anfang vergangenen Jahres in Gütersloh tätig, gewählt für eine Amtsdauer von acht Jahren. Er hatte die Nachfolge von Christine Lang angetreten, die nach 35 Jahren im Dienste der Stadtverwaltung in den Ruhestand getreten war. Er ist zuständig für die Bereiche Finanzen, Recht, Ordnung und Technisches Gebäudemanagement (Hochbau). Zuvor hatte er beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Münster gearbeitet, wo er die Finanzabteilung leitete und auch federführend zuständig war für die Steuerung der Gebäudeinfrastruktur. Wie in Gütersloh wird Könnecker beim Landkreis Osnabrück den Posten eines Wahlbeamten bekleiden. Seine Dotierung steigt von B 3 auf B 5. Um seine in Gütersloh erworbenen Versorgungsansprüche abzugelten, zahlt die Stadt eine Abfindung an den übernehmenden Dienstherrn, sprich den Landkreis; analog hatte Gütersloh seinerzeit auch vom Landschaftsverband eine Abfindung überwiesen kommen. Wie reagieren Verwaltung und Politik? Hier in Gütersloh stellt sich nun die Frage, wie Verwaltung und Politik auf den Abgang reagieren. Die Stelle kurzfristig neu ausschreiben? Erst abwarten, wie die Bürgermeisterwahl im November ausgeht (wo nach einer Wahl von Henning Matthes ja ein weiterer Beigeordnetenposten vakant würde)? Die Dezernate neu zuschneiden und dem neuen Baudezernenten Albrecht Pförtner auch die Zuständigkeit für den Hochbau übertragen? Vielleicht sogar die Kommunalwahl im Herbst 2025 abwarten, um dem dann neuen Rat die Entscheidung über die Zuständigkeitsverteilungen zu überlassen? Lesen Sie auch: &bdquo;Es ist absurd“: Gütersloher Ex-Kämmerer spricht über aktuelle Finanzkrise Tatsächlich könnte der Abgang Könneckers nach dem Ausscheiden von Nina Herrling vor nicht langer Zeit und der potenziellen Wahl von Matthes die Riege im Verwaltungsvorstand gehörig durcheinander würfeln. &bdquo;Wir werden wohl erst mal mit Vertretungsregelungen arbeiten müssen“, sagt Personaldezernent Carsten Schlepphorst. Die Fraktionschefs Kollmeyer und Richter sagten, wichtig sei, dass der Konsolidierungsprozess voranschreite. Ein Verschleppen sei von Nachteil. Die nächsten Haushaltsklausuren stünden bereits bevor.

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