Gütersloh kauft das Mansergh-Quartier für 16 Millionen Euro

Update: Der Rat der Stadt Gütersloh hat in seiner Sitzung am Freitag den Weg für die weitere Entwicklung des Mansergh Quartiers an der Verler Straße freigemacht. Mit dem Beschluss soll die städtische Tochtergesellschaft conceptGT die Grundstücke des ehemaligen Kasernengeländes für maximal 16 Millionen Euro von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) kaufen. Ein wichtiger Bestandteil des Beschlusses ist die Inanspruchnahme eines Abschlags in Höhe von 1,40 Millionen Euro gemäß der Verbilligungsrichtlinie, um dort 40 Wohnungen im sozialen Wohnungsbau zu errichten. Weiterer geförderter Wohnungsbau soll selbstverständlich zusätzlich realisiert werden. Die Stadt hat der Politik ihre Empfehlung nach Abwägung aller Vor- und Nachteile aufgezeigt, die in Summe jetzt zu der Entscheidung führten. Die Stadt Gütersloh will ausarbeiten und prüfen, ob für die Entwicklung des Geländes Investoren gewonnen werden können. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Gütersloh. Im Verhandlungspoker mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) um das Mansergh-Gelände ist nun eine Entscheidung gefragt. Heute, Freitag, sollen die Ratsfraktionen hinter verschlossenen Türen entscheiden, ob die Stadt das 34 Hektar große Areal kaufen soll. Der Preis steht nach wie vor bei 16 Millionen Euro. Geld, das die Stadt eigentlich nicht hat. Dennoch sieht es so aus, als würde eine komfortable Mehrheit für den Ankauf votieren. Die Stadt dürfe sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Zu viel hänge daran – der Bau von tausend Wohnungen, der Ausbau und Dauerstandort der Fachhochschule, der Umzug der Innovationsmanufaktur, die Entwicklung eines neuen Stadtquartiers. In der Sitzung des Hauptausschusses am Montag, wo das Thema ebenfalls nichtöffentlich auf der Agenda stand, votierten die drei großen Fraktionen von CDU, Grüne und SPD einheitlich für folgendes Modell: Die Stadt beziehungsweise deren Immobilientochter Concept GT erwirbt die Fläche von der Bima; anschließend verkauft sie sie an einen oder mehrere Investoren weiter oder entwickelt sie gemeinsam mit diesen Investor(en) im Rahmen einer Projekt-/Entwicklungsgesellschaft. So dürfte es heute wohl auch der Rat beschließen. Womöglich holt sich die Stadt Gütersloh Investoren ins Boot Diese von der Ratsmehrheit favorisierte Variante sieht ferner vor, dass der Investor oder die Projektgesellschaft die Entwicklung der Flächen übernimmt – darunter fallen auch Abriss und Erschließung. Das erschlossene Nettobauland werde durch den Investor oder die Gesellschaft &bdquo;realisiert“ – womit mutmaßlich Hochbau und Vermarktung gemeint ist. Außerdem realisiere der Investor oder die Gesellschaft die Innovationsmanufaktur (IMA) und zum Beispiel den geförderten Wohnungsbau. Für all das schafft die Stadt das Planungsrecht. Die Variante ist eine von drei, die die Stadtverwaltung den Ratsfraktionen vorgelegt hat. Die beiden anderen lauten: &bdquo;Ankaufen und Liegenlassen“ sowie &bdquo;Ankauf und Eigenentwicklung“. Lesen Sie auch: Gütersloh empört über Verkaufspreis für Mansergh-Quartier – Eigentümerin verteidigt sich Gar nicht kaufen – ist das auch eine Option? Eine denkbare vierte Variante – gar nicht zu kaufen – hat die Verwaltung gar nicht erst aufgeführt. Dabei drehen sich die Gedanken der anderen Fraktionen (BfGT, AfD, FDP) wohl genau darum. Wie es heißt, vertreten sie eher die Ansicht, die Stadt habe für den Kauf des Geländes derzeit kein Geld. Ohnehin sei der Preis, den die Bima verlange, überzogen. Wie Anfang Juli bekannt geworden war, hatte die Bima den Preis drastisch erhöht. Ein von ihr beauftragter externer Gutachter hatte den Wert des Geländes mit sieben Millionen Euro angesetzt; die Bima erklärte anschließend aber, dass dieses Gutachten nicht den Anforderungen entsprochen habe und sie somit selbst noch einmal den Wert der Liegenschaft habe ermitteln müssen. Statt der sieben rief sie plötzlich 18 Millionen Euro auf – ein Betrag, den der Erste Beigeordnete Henning Matthes durch zwei Telefonate mit der Bima immerhin noch auf 16 Millionen Euro herunter handeln konnte. Kann die Stadt Gütersloh den Preis noch drücken? Den Kauf hinaus zu schieben, davon halten Verwaltung und die großen Ratsfraktionen wenig. Gütersloh brauche Wohnungen, die Fachhochschule (Hochschule Bielefeld) brauche Klarheit, und eine dauerhafte Brache sei ohnehin keine reizvolle Option. Unter Außerachtlassung des offenen Immobilienmarktes gewährt die Bima der Stadt den Erstzugriff – möchte aber bald eine Entscheidung. Ob die Stadt den Preis noch drücken kann, ist fraglich. Die Bima verweist auf die Option, die Stadt könne umfassend von der sogenannten &bdquo;Verbilligungsrichtlinie“ Gebrauch machen. Diese beinhaltet, dass der Bund pro geschaffener Sozialwohnung 35.000 Euro auf den Kaufpreis nachlässt. Da von den tausend geplanten Wohnungen etwa ein Drittel Sozialwohnungen sein sollen, wären das rund 11,5 Millionen Euro. Es gibt einen Haken Der Haken: Der jährliche Fördertopf des Landes für öffentlich geförderten Wohnungsbau ist erfahrungsgemäß ziemlich schnell ausgeschöpft. Die Stadt müsste also Jahr für Jahr auf den nächsten Zuschuss warten. Die Verbilligungsrichtlinie verpflichtet aber, innerhalb von fünf Jahren die Sozialwohnungen gebaut zu haben. Das könnte schwierig bis aussichtslos sein. In diesem Fall hätte die Stadt Verzugszinsen von 8,62 Prozent zu zahlen. Der von Ratsmehrheit und Verwaltung nun angestrebte Weg ist, beim Ankauf nur 40 Sozialwohnungen anzusetzen. Das sei gemessen an den Fördertöpfen realistisch und würde den Preis um immerhin 1,4 Millionen Euro drücken. Später, in den Jahren der Umsetzung, könne man die Zahl der Sozialwohnungen ja erhöhen. Angestrebt wird auch, dass der Bund sich an den Kosten der Altlastensanierung beteiligt.

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