Mit vielen Fotos: Gütersloher Unternehmen richtet besonderen Wettbewerb in Venedig aus

Gütersloh. Ein schmuckloses Bürogebäude in einem unauffälligen Industriegebiet. Vom Glamour der glitzernden Filmwelt ist am Gütersloher Firmensitz von Reply Deutschland SE am Bartholomäusweg wenig zu sehen. Lediglich ein lebensgroßer Pappaufsteller von Chewbacca, eine Figur aus der Star Wars-Saga, steht in einem der modern eingerichteten Büros. Und doch veranstaltet die Unternehmensgruppe erstmals einen Filmwettbewerb. Die Preisverleihung wird am 3. September im Rahmen der 81. Filmfestspiele Venedig stattfinden. Im Grand Hotel Excelsior, direkt am Lido. Mehr Glanz geht nicht. &bdquo;Reply AI Film Festival 2024“ heißt der internationale Wettbewerb, der gezielt den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Filmproduktion fördern soll. Unter dem Motto &bdquo;Synthetic Stories, Human Hearts“ sollen Filmemacher weltweit das Potenzial von KI in verschiedenen Aspekten der Filmproduktion erforschen und nutzen. Kreatives Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine Die Bandbreite reicht von der Erstellung von Drehbüchern über die Komposition von Filmmusik bis zur Kreation fantastischer Bilderwelten - überall darf und soll KI zum Einsatz kommen. &bdquo;Es ist eine völlig andere Art des Filmemachens“, sagt Thomas Hartmann, Vorstand von Reply Deutschland. &bdquo;Es ist ein kreativer Prozess, aber man muss die Software gut beherrschen können, um ihr zu sagen, was sie machen soll.“ Gleichzeitig stellt er fest: &bdquo;Hier wird kein Film gewinnen, der allein mit KI erzeugt wurde. Es kommt immer auf das kreative Zusammenspiel von Mensch und Maschine an. KI ist nur das Werkzeug, das ganz neue Möglichkeiten eröffnet.“ Mehr als 1.000 Kurzfilme aus 59 Ländern wurden eingereicht Insgesamt wurden mehr als 1.000 Kurzfilme aus 59 Ländern eingereicht: Spiel- und Experimentalfilme, Dokumentationen und Piloten. Zwölf Filme haben es in die Finalrunde geschafft. Eine Fachjury, besetzt unter anderem mit Filmproduzent Adam Kulick (&bdquo;Twilight“) und Bob Minkoff (Co-Regisseur von &bdquo;König der Löwen“), wird daraus die drei besten Filme ermitteln. Die Gewinner dürfen sich nicht nur über Preisgelder von insgesamt 15.000 Euro freuen. Sie können auch eine hohe Aufmerksamkeit erwarten, denn die internationale Filmszene ist vor Ort. Eine gute Gelegenheit für Filmemacher, um sich zu vernetzen. Der einzige deutsche Beitrag kommt vom Hamburger Studio km27. Dass Reply einen Filmwettbewerb ausrichtet, ist alles andere als abwegig. Künstliche Intelligenz, insbesondere generative KI, die in der Lage ist, mithilfe generativer Modelle Texte, Bilder, Videos oder andere Daten zu erzeugen, ist für das auf Beratung, Systemintegration und digitale Services spezialisierte Unternehmen kein Zukunftsthema mehr, sondern Alltag. Alle zwölf Finalbeiträge können Sie sich hier ansehen. Kunden sind unter anderem Lufthansa, Miele und Claas Seit der Gründung des italienischen Mutterkonzerns 1996, zu einer Zeit also, als das Internet aufkam, liegt der Fokus darauf, aus innovativen Technologien neue Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Thomas Hartmann: &bdquo;Innovation liegt in unseren Genen. Wir versuchen immer, ganz vorne mit dabei zu sein.“ Innerhalb des Mutterkonzerns gibt es zahlreiche thematisch scharf zugeschnittene Einheiten. &bdquo;Wir versuchen, kleine, bewegliche Organisationen zu haben, die agil am Markt agieren und sich schnell anpassen und neuen Trends folgen können“, erklärt Thomas Hartmann. Weltweit nutzen zahlreiche Unternehmen die Angebote von Reply. Auch heimische Unternehmen wie Miele oder Claas sind Kunden. Kein Wunder also, dass das Unternehmen stetig wächst, mittlerweile arbeiten für Reply Deutschland rund 3.500 Mitarbeiter. Weltweit hat der italienische Mutterkonzern knapp 15.000 Mitarbeiter. Der Konzernumsatz lag im vergangenen Geschäftsjahr bei rund 2,1 Milliarden Euro. Cybersicherheit spielt wichtige Rolle Künstliche Intelligenz wirkt dabei auf alle Bereiche des Unternehmens. Die Anwendungsbandbreite ist gewaltig. Der Reply-Kunde Lufthansa beispielsweise nutzt KI, um Kundenwünsche zu sammeln und zu analysieren, um entsprechend personalisierte Angebote unterbreiten zu können. Auch Robotik, das autonome Agieren von Systemen sowie die Vernetzung von Maschinen ist im Portfolio. So können Drohnen in der Lagerhaltung eingesetzt werden oder Roboter Wartungseinsätze bei schwierig zu begehenden Brücken übernehmen. Sie erstellen dabei präzise dreidimensionale Modelle des gewählten Objekts. Auch bei der Rückgabe von Leihwagen können Roboter das Auto auf etwaige Schäden scannen. &bdquo;Das Thema Cybersicherheit spielt für uns eine immer größere Rolle“, sagt Thomas Hartmann. KI werde zunehmend bei Cyberkriminalität eingesetzt, etwa beim Phishing. Dabei nutzen Angreifer gefälschte Webseiten, E-Mails oder Kurznachrichten, um an vertrauliche Daten zu gelangen. Lesen Sie auch: KI ist in Gütersloher Schulen angekommen – &bdquo;ChatGPT verschärft bestehendes Problem“ Im Onlineshop kann die Software Emotionen des Kunden erkennen Dass &bdquo;deep fakes“, also die Manipulation von Daten etwa bei KI-erzeugten Fotos, nicht nur eine kriminelle, sondern auch eine politische Dimension haben können, dessen ist man sich im Unternehmen bewusst. &bdquo;Das ist ein hochriskantes Thema, weil für viele Menschen nicht mehr erkennbar ist, was echt und was gefälscht ist. Es geht uns darum, aufzuklären und aufzuzeigen, was alles möglich ist, um davor zu warnen und um zu appellieren, ethisch mit KI umzugehen“, ergänzt Thomas Hartmann. Reply konzentriert sich auf Lösungen, bei denen der Mensch im Mittelpunkt steht. So kann KI im E-Commerce helfen, maßgeschneiderte Angebote für den Kunden zu erstellen und besondere Kundenerlebnisse zu schaffen. Digital Humans heißt das Zauberwort: Eine generative KI-Software in Form einer künstlichen Person wird beim Onlineverkauf eingesetzt. Sie ist dabei in der Lage, die Emotionen des Kunden bei der Videoberatung zu erkennen und direkt auf Wünsche einzugehen sowie Vorschläge aufgrund der Bestellhistorie zu unterbreiten. &bdquo;Das ist schon eine sehr komplexe Anwendung, in der verschiedene Felder von KI eingebunden sind“, so Hartmann. Mit Filmwettbewerb neue Kunden und Mitarbeiter gewinnen Die Erzeugung von Bildern mit Hilfe von KI spielt für Reply vor allem im Marketingbereich eine große Rolle, da hier oft besonders ungewöhnliche und damit aufmerksamkeitsstarke Visualisierungen gefragt sind. Auch das ist ein Grund, warum das Unternehmen den Filmwettbewerb sponsert: Aus Gründen des Marketings, um die Aufmerksamkeit zukünftiger Kunden zu bekommen. Aber auch, um intern Mitarbeitende zu motivieren und neue zu gewinnen. Der Mutterkonzern in Turin ist daher federführend beim Wettbewerb, im Unternehmen auch Challenge (Herausforderung) genannt. &bdquo;Solche Challenges veranstalten wir auch in vielen anderen Bereichen“, sagt Thomas Hartmann und führt als Beispiel die Themen Finanzen oder Programmierung an. Auch dabei treten internationale Teams gegeneinander an, die besten erhalten Preise. Doch wohl noch nie hatte eine Challenge einen solchen Glamour, wie ihn die Filmfestspiele in Venedig garantieren. Und wie sieht unserer Zukunft mit KI aus? Werden bald – wie bei &bdquo;Star Trek“ – holographische Darstellungen von Personen und Orten alltäglich sein? &bdquo;Rein technisch ist jetzt schon vieles möglich“, sagt Thomas Hartmann. Die Frage sei nur, ob das Machbare auch gewünscht sei. Er ist überzeugt: &bdquo;Das allgemeine Interesse an generativer KI ist so enorm groß, dass völlig unvorhersehbar ist, was in den nächsten zwei, drei oder fünf Jahren kommen wird. Nur eins ist klar: Es wird schneller kommen, als man denkt.“ Und es wäre verwunderlich, wenn Reply dann nicht vorne mit dabei ist.

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