Erdgeschoss monatelang unbewohnbar: Gütersloher klagt über Wasserschäden nach Starkregen

Gütersloh. Haben die Bewohner der Häuser auf dem alten Vossen-Gelände ein besonderes Problem? Diesen Eindruck erweckt ein Bürgerantrag, der jetzt den Ratsfraktionen vorliegt. Demnach ist der Boden in der Siedlung derart verdichtet, dass das Regenwasser schlecht versickert und Schäden an den Häusern verursacht. Eine Drainage aber ist laut der Gütersloher Entwässerungssatzung untersagt. Der Bürger beantragt nun, diese Satzung für das Vossenareal zu ändern. Es solle dort erlaubt sein, &bdquo;gebäudenah anfallendes Wasser“ in den städtischen Regenwasserkanal abzuleiten. Für ihn und die Nachbarschaft sei das von großer Bedeutung. Er wisse von mehreren Siedlungsbewohnern, die nach einem Starkregen ebenfalls Schäden an ihren Häusern zu beklagen hätten. Das Erdgeschoss seines eigenen Hauses sei unlängst für mehrere Monate nicht bewohnbar gewesen. Auch der Stadt müsse es um einen sinnvollen Gebäudeschutz gehen und darum, teure Sanierungen und Trocknungen zu vermeiden. Pfützen reichen bis kurz unter die Oberkante der Terrasse Die Vossen-Siedlung, in Kattenstroth auf dem ehemaligen Firmengelände zwischen Reckenberger und Neuenkirchener, zwischen Schalückstraße und Tiefenweg gelegen, ist noch relativ jung. Der Antragsteller wohnt in einem verklinkerten Einfamilienhaus, das 2011/2012 gebaut wurde. Es ist nicht unterkellert. Solche kellerlosen Häuser seien primär nicht auf Dichtigkeit gegen drückendes Wasser konstruiert, &bdquo;da in der Regel kein Risiko für einen Kontakt mit wasserführenden Bodenschichten besteht“. Der Grundwasserpegel in dem Gebiet liege normalerweise bei 1,50 Meter, manchmal auch 1,0 Meter unter Bodenniveau. Doch bei starkem und anhaltendem Regen durchtränke das Regenwasser den Boden, weil es nicht schnell genug versickern könne. Die obere Schicht sei &bdquo;völlig flüssigkeitsgetränkt“, das Wasser bilde Pfützen auf dem Rasen und reiche bis kurz unter die Oberkante der Terrasse. Zum Jahreswechsel 2023/24 sei derart viel Wasser ins Haus gedrungen, dass es zu erheblichen Schäden gekommen sei. Stadt verbietet Drainagerohre Ein Sachverständiger habe Mängel in der Gebäudeabdichtung erkannt, vor allem aber habe er dringlich geraten, eine Drainage zu legen. Diese würde auf etwa auf Höhe der Erdgeschoss-Bodenplatte verlaufen, 50 Zentimeter unter Oberflächenniveau. Es bestehe daher, so der Antragsteller, keine Gefahr, dass die Drainage Grundwasser ableite. &bdquo;Vielmehr geht es um die wenigen Situationen, in denen es durch Starkregen zu einer Gefährdung der Bausubstanz kommt.“ In solchen Fällen will der Antragsteller das Regenwasser über die Drainagerohre in die Kanalisation ableiten dürfen. Das jedoch habe ihm die Stadt verboten. Der Fachbereich Tiefbau habe auf die Technische Entwässerungssatzung (TES) verwiesen, wonach kein Grundwasser in den Kanal geleitet werden dürfe. Lesen Sie auch: Wasser drückt nach Dauerregen in Gütersloher Keller – &bdquo;Da hat man keine Chance“ Der Lösungsvorschlag der Stadt Gütersloh scheint absurd Den Einwand, die Drainage liege doch gar nicht im Grundwasser, habe die Stadt nicht gelten lassen. Sie vertrete den Standpunkt, jedes Regenwasser im Boden sei Grundwasser. Die Stadt, so der Antragsteller, habe ihm stattdessen vorgeschlagen, das Regenwasser fern des Hauses zu versickern – allerdings auf ein Grundstück, das ebenfalls nicht versickerungsfähig sei. Das sei absurd. Die städtische Satzung gilt in der Fassung von Mai 2010. Unter Paragraf 2, Absatz 10, stuft sie Drainagewasser unter &bdquo;Fremdwasser“ ein. Solches dürfe nicht in die Entwässerungsanlage (sprich: Kanäle) gelangen. Zwei Absätze vorher wird Drainage als &bdquo;unterirdische Entwässerung von Gelände mit hohem Grundwasserstand“ beschrieben. Davon, wie mit oberflächennahen Regenwasser-Drainagen umzugehen ist, steht dort nichts, zumindest nicht in diesen beiden Bestimmungen. Weiterer Nachbar berichtet von Problemen Wie nun mit dem Antrag des Bürgers umgehen? Die Stadtverwaltung schlägt vor, ihn im Fachgremium zu beraten – zuständig sei der Mobilitätsausschuss. Dieser tagt Mitte September. Dem Antrag liegt ein weiteres Schreiben eines Nachbarn bei, der von demselben Problem berichtet. &bdquo;Auch bei uns ist der Untergrund verdichtet. Bei starkem und langanhaltendem Regen steht das Wasser auf der Rasenfläche bis an die Hauswand. Dies hat seit dem letzten Herbst zu Wassereintritt ins Gebäude und entsprechenden Feuchtigkeitsschäden geführt.“ Er unterstütze den Antrag auch deshalb, weil infolge des Klimawandels künftig häufiger mit Starkregen zu rechnen sei.

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