62 Grad in der Gütersloher Innenstadt – er hat aktuell den heißesten Job überhaupt

Gütersloh. Die Luft brennt, die Sonne scheint unerbittlich. Mitarbeiter eines Wärmepumpen-Unternehmens suchen bei der Mittagspause Schutz im Transporter vor dem Rathaus. Ein paar Meter weiter planschen Kinder und ein älterer Herr im Springbrunnen am Adenauerplatz. Gütersloh glüht. Der Hochsommer zeigt sich am Dienstag, 13. August, auch in der Dalkestadt von seiner heißblütigsten Seite. Der Deutsche Wetterdienst misst im Bereich um Gütersloh Temperaturen über der 35-Grad-Marke. Die &bdquo;Neue Westfälische“ macht sich auf die Suche nach besonders heißen Jobs und kühlen Orten in der Innenstadt von Gütersloh – und findet beides an ein und derselben Stelle: einer Fleischerei mitten im Zentrum. Dort, beim Traditionsbetrieb Müller an der Berliner Straße 33, macht Gabriel Zaytoun einen Job, um den ihn gerade an hitzigen Tagen die wenigsten beneiden. Er ist der Mann hinterm Grillstand, verkauft beim &bdquo;Körrie Schorsch“ in der Fußgängerzone Bratwurst, Burger, Krakauer und Pommes. &bdquo;An guten Tagen gehen hier 200 Würste über die Theke“, erzählt der 49-jährige Verler. Mit einem Tuch tupft er sich die Schweißperlen weg, die sich glänzend auf seine Stirn gelegt haben. An diesem Dienstag ist kein guter Tag, denn die extreme Hitze schmälert das Geschäft und es kommen deutlich weniger Kunden als sonst. Der Gasgrill läuft trotzdem auf Hochtouren. Die Würste auf dem Rost haben schon eine bräunliche Farbe angenommen und in der Fritteuse daneben schwimmen goldgelbe Pommes im Öl-Bad. Es herrscht ein mollig-warmes Betriebsklima. Lesen Sie auch: Abkühlung im Kreis Gütersloh – das sind die besten Freibäder Familienvater freut sich auf den Feierabend im eigenen Garten &bdquo;Bestimmt mehr als 50 Grad“, schätzt Bratwurst-Bräter Zaytoun bei der Frage nach der Temperatur an seinem Arbeitsplatz. Sein Chef belehrt ihn eines Besseren, zückt das Thermometer und misst eine Temperatur, die noch deutlich über den Werten aus tropischen Gefilden liegt. Das Ergebnis: stolze 62 Grad plus. Beim &bdquo;Körrie Schorsch“ ist es höllisch heiß. Um seinem Körper immer wieder Erholung zu verschaffen, führt Griller Gabriel Zaytoun ihm ausreichend Flüssigkeit zu und greift immer wieder zur Wasserflasche. &bdquo;Viel zu trinken ist wichtig. Jetzt habe ich schon drei Liter“, erzählt der Familienvater, und dass er sich nach Feierabend auf den heimischen Garten freue. Eine Abkühlung während der Arbeitszeit kann sich der Bratwurst-Bräter aber noch auf eine andere Art und Weise verschaffen. Temperatursturz der ganz besonderen Art Neben dem wohl heißesten Job in der Innenstadt hat die Fleischerei Müller zusätzlich auch den vermeintlich kühlsten Punkt im Stadtzentrum von Gütersloh zu bieten – die Kühlkammern und das Gefrierhaus, das nur einige Treppenstufen tiefer liegt. Beim Gang vom glühenden Grill in den kalten Keller mit Inhaber und Betriebschef Georg Müller (53) erleben der Fotograf und Reporter der &bdquo;Neuen Westfälischen“ einen Temperatursturz der ganz besonderen Art – immerhin satte 86 Grad Unterschied. Bei minus 24 Grad liegt die Temperatur im Gefrierhaus, das sich hinter einer schweren Isoliertür befindet. Die Wände sind weiß, dem Mund entfährt bei jedem Ausatmen ein Nebelschleier. Hier – wo Wurst, Fleisch und Gemüse lagern und bein-dicke Fleischwürste an Haken baumeln – lässt es sich an einem solchen Hitzetag durchaus aushalten. Zwischen Salami, Rippchen, Steaks und Bratenfleisch erzählt Georg Müller: &bdquo;Insgesamt haben wir zwei Kühlkammern und ein Gefrierhaus auf etwa 60 Quadratmetern Fläche.“ Lesen Sie auch: Hitzewelle in beliebten Urlaubsregionen – Gütersloher wollen ihre Reisen stornieren Familienbetrieb in dritter Generation Georg Müller ist eingefleischter Gütersloher. Hier geboren, groß geworden, gern zu Hause. Seine Familie betreibt die Stadtmetzgerei seit 1936. Er selbst leitet den Betrieb mit 17 Mitarbeitern in dritter Generation. &bdquo;Die vierte steht bereits in den Startlöchern“, sagt der dreifache Familienvater. Mit Ehefrau Sandra (53), den Kindern und seinen Hunden wohnt er in der Nähe des Gütersloher Nordbads. Den Sprung ins Wasserbecken für eine Abkühlung spart er sich aber, schließlich hat er auf der Arbeit seine ganz eigene Erfrischungsmöglichkeit parat. Weniger Kunden in den Gütersloher Geschäften unterwegs Auch klimatisierte Geschäfte sind an heißen Tagen ein willkommener Ort. In der Gütersloher Filiale von Hennes & Mauritz (H&M) etwa herrschen an diesem Dienstag angenehme 23 Grad. Dennoch sind weniger Kunden als sonst unterwegs. &bdquo;Es sind noch Ferien“, merkt Store-Leiterin Madeleine Maas (38) an, &bdquo;und natürlich wirkt sich das Sommerwetter aus. Da gehen die Leute lieber ins Freibad als zum Shoppen.“ Umsatzeinbußen auf dem Gütersloher Wochenmarkt Die Beschicker des Gütersloher Wochenmarktes haben mit den hohen Temperaturen am Dienstag ebenfalls zu kämpfen. Der Mann, der sonst immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen die Thüringer Rostbratwürste im Brötchen verkauft, hat seinen Stand am frühen Nachmittag längst abgebaut. Der Betrieb lohnt sich schlichtweg nicht. Marktsprecher Christian Heitmann: &bdquo;Jegliche Form von Extremwetter ist für uns mit Umsatzeinbußen von rund 30 Prozent verbunden.“

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