Ärger um üblen Gestank in Gütersloh: Feuerwehr muss mehrfach anrücken

Gütersloh. Die ganze Angelegenheit stinkt ihm mittlerweile gewaltig. &bdquo;Wir haben hier in der Dieselstraße seit über einem Jahr ein massives Problem mit Gasen, die aus der Kanalisation austreten und teilweise sogar in unsere Betriebs- und Wohngebäude strömen“, sagt Unternehmer Florian Gnegel. Er betreibt im Industriegebiet Nord ein Unternehmen zur Herstellung von Turboladern für die Autoindustrie. Weil es unabdingbar ist, wohnt er mit Ehefrau Selena (32) und Tochter Ida (4) auch privat am Firmensitz. Dort kommt es seit einigen Monaten regelmäßig zu Einsätzen der Feuerwehr. Der Grund: Üble Gerüche strömen aus der Kanalisation hoch und belästigen Anlieger wie Florian Gnegel, der sich um die Gesundheit seiner Familie sorgt. Die Stadt Gütersloh, Betreiber der mehr als 800 Kilometer langen Kanalnetze, geht der Sache derzeit auf den Grund und hat sogar externe Experten zu Rate gezogen. Behandlung im Klinikum Gütersloh Für Anlieger Florian Gnegel wird es höchste Zeit, dass etwas passiert. Seit fast 15 Monaten herrscht immer wieder mal dicke Luft. Der Firmenchef des Autoteileherstellers Ladermanufaktur selbst habe sich nach einem Vorfall Ende Mai vergangenen Jahres bereits einmal wegen Verätzungen der Atemwege in Behandlung im Klinikum Gütersloh begeben müssen. Genauso sei es Mitarbeitern der städtischen Kanalbereitschaft ergangen, erklärt der 39-Jährige. Immer wieder komme es zu Feuerwehr-Einsätzen, allein in diesem Jahr mehr als elf Mal. &bdquo;Die Feuerwehr ist mittlerweile schon genervt“, sagt Gnegel. Er spricht von unerträglicher Geruchsbelästigung und Ausgasung aus Kanalschächten auf dem 1.460 Quadratmeter großen Firmengrundstück und im Bad der Privatwohnung. Fragen nach der Ursache und ob der Gestank gesundheitsgefährdend sei, habe ihm bis heute niemand zufriedenstellend beantworten können. Anwohner führt akribisch Schadenstagebuch Dabei hat sich Unternehmer mit seinem Problem an zahlreiche Stellen gewandt, unter anderem den Austausch mit der Stadt, dem Kreis Gütersloh, der Bezirksregierung und dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW gesucht. &bdquo;Doch das Problem tritt immer wieder auf. Meine Frau und meine Tochter quartiere ich mittlerweile zu meinen Eltern aus, wenn es wieder ganz schlimm ist“, schildert Florian Gnegel. Er führt akribisch ein Schadentagebuch, in dem er die Ereignisse festhält. Im Eintrag vom 31. Juni etwa beschreibt er &bdquo;aggressive, beißende Gerüche. Wie eine Mischung aus Lösemitteln und Fäulnis.“ Die Feuerwehr habe seinerzeit in der Umgebung Ammoniak-Werte von 336 ppm (Teile pro Million) und 365 ppm gemessen – die reizende Wirkung davon tritt bereits ab einer Konzentration von 200 ppm ein. Lesen Sie auch: ABC-Alarm bei Unternehmen Tönnies im Kreis Gütersloh – vier Mitarbeiter verletzt Stadt Gütersloh zieht externe Experten zu Rate Aus dem Gütersloher Rathaus hat sich der städtische Baudezernent Albrecht Pförtner auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ zum Fall geäußert. Demnach sei der Stadt die Situation bekannt, gegenwärtig allerdings &bdquo;noch ohne erkennbare Ursache“. Um die komplexe Sachlage umfassend klären zu können, habe man neben den eigenen Sachverständigen auch externe Experten zurate gezogen. Nach NW-Informationen ist die Firma Unitechnics KG Schwerin als unabhängiger Berater mit der Ursachenforschung betraut worden. Die externen Experten seien bereits mit den notwendigen Untersuchungen beschäftigt, so Pförtner weiter. Ferner habe man die Bezirksregierung Detmold über die Situation informiert, damit alle relevanten Stellen &bdquo;von Beginn an in den Prozess eingebunden“ seien. Pförtner: &bdquo;Es ist bedauerlich, dass bislang keine konkrete Ursache identifiziert werden konnte.“ Sind Firmen der Auslöser für die üblen Gerüche? Florian Gnegel hingegen vermutet den Auslöser für die Ausgasungen und üblen Gerüche jedoch in der Umgebung und im Bereich angrenzender Unternehmen. Zahlreiche Firmen sind im Industriegebiet Nord in Gütersloh angesiedelt, die auch ihre Abwässer mit entsprechenden Genehmigungen in die Kanalisation einleiten. Das Problem sei jedoch, so hat Florian Gnegel aus Gesprächen mit Behörden erfahren, dass spezielle Abwässer bei einem gewissen alkalischen oder sauren Millieu, das in der Kanalisation vorherrsche, Stoffe wie Ammoniak oder Schwefelwasserstoff entstehen lassen und bei entsprechen hoher Konzentration die Gerüche verursachen würden. Der Gütersloher Unternehmer steht in Kontakt zu benachbarten Unternehmen und im Austausch über die unzumutbare Situation. Lesen Sie auch: Ärger um Fettgestank vom Feinkosthändler – Anwohner fühlen sich belästigt In der Pflicht sieht er jedoch die Stadt Gütersloh. Es sei ihre Aufgabe das Kanalisationsnetz entsprechend herzurichten, so dass es in Zukunft keiner weiteren Vorfälle geben würde. Er hofft, dass sich die Sache bald erledigt hat, dass man im Gütersloher Rathaus eine Lösung des Problems findet und sein Schadentagebuch mit dem letzten Eintrag vom 1. August keine Fortsetzung mehr findet.

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