Gütersloher Schulleiterin hört auf – Abschied nach neun Jahren

Gütersloh. &bdquo;Du bist doch noch gar nicht so alt!“ Jutta Hermann, Schulleiterin der Grundschule Nordhorn, lacht, wenn sie an die typisch kindliche Direktheit denkt. &bdquo;Und sie haben gefragt: ’Warum willst du denn jetzt nicht mehr arbeiten?’. Da habe ich geantwortet, dass sie ja dann eine neue Chefin bekommen werden und nicht ohne auskommen müssen.“ Denn am 5. Juli verabschieden sich die Schülerinnen und Schüler nicht nur in die Sommerferien, die Schulleiterin verabschiedet sich auch in den Ruhestand. Die Entscheidung für einen frühen Ruhestand traf die 63-Jährige aus folgendem Grund: Sie wolle gehen, solange sie noch fit und gesund ist, sagt sie im Gespräch mit der &bdquo;NW“. Aber die Zeit an der Europaschule werde ihr fehlen. &bdquo;Ganz große Pluspunkte bekommt das tolle Kollegium. Es hat immer Spaß gemacht, mit ihnen zu arbeiten“, sagt Jutta Hermann. Vermissen werde sie auch die &bdquo;Lebendigkeit“ an der Schule. &bdquo;Egal wie durchgeplant der Tag war, es war immer etwas los, sodass man den Plan wieder umwerfen musste.“ Nach ihrem Referendariat arbeitete sie bei Bertelsmann Ihre Schulkarriere sollte eigentlich mit dem Ende ihres Referendariats im Jahr 1986 beginnen. Doch: &bdquo;Das Land Nordrhein-Westfalen hat in dem Jahr keine Lehrer eingestellt.“ Deswegen habe sie die ersten Jahre nicht als Lehrerin, sondern als Verlagsbetreuerin bei Cornelsen und bei Bertelsmann gearbeitet. Erst vier Jahre später konnte sie an der Plaßschule in Bielefeld endlich den Lehrberuf wieder aufnehmen. 1996 wechselte sie schließlich nach Gütersloh an die Grundschule Isselhorst als Konrektorin. Lesen Sie auch: 960 Schüler? Sie kannte oft alle Namen: Gütersloher Schulleiterin geht in den Ruhestand Im Jahr 2010 wurde sie als kommissarische Leitung an der Kapellenschule in Avenwedde eingesetzt. Lange Zeit fand sich damals keine neue Schulleitung. Jutta Hermann kam als dauerhafte Schulleiterin aber nicht infrage, denn für die Leitung der katholischen Bekenntnisschule hätte sie katholischen Glaubens sein müssen. Vor neun Jahren kam sie an die Grundschule Nordhorn Zwischenzeitlich gab es Überlegungen, die Schule in eine Gemeinschaftsschule ohne konfessionelle Bindung umzuwandeln. Doch das wurde in einem Abstimmungsverfahren abgelehnt. &bdquo;Das fand ich schade, ich wäre dort gerne geblieben. Nach wie vor ist sie eine schöne Schule“, sagt Jutta Hermann, die 2012 wieder nach Isselhorst ging. Vor genau neun Jahren bewarb sie sich schließlich auf die Stelle als Schulleiterin an der Grundschule Nordhorn. &bdquo;Und das war eine gute Entscheidung“, sagt sie und lächelt. Seit 22 Jahren legt die Schule als &bdquo;Europaschule“ einen besonderen Fokus auf die umliegenden Länder und Kulturen, ob als Thema im Unterricht oder als Projektwoche. &bdquo;Hier wird Respekt und der Umgang mit anderen gelebt, die Schule ist da sehr engagiert. Dazu passt auch, dass wir eine Schule ohne Rassismus sind. Wir sind eine bunte und vielfältige Schule und das ist wirklich gut.“ Schüler seien über die Jahre unkonzentrierter geworden In all den Jahren als Lehrerin habe sie gemerkt, wie sich die Schüler und der Beruf des Lehrers verändert haben. Die Schüler seien mit den Jahren unruhiger, zum Teil unkonzentrierter geworden. Oft würden sie aus dem Kindergarten in die Schule kommen, ohne Basisfertigkeiten, wie Schuhe binden oder mit der Schere arbeiten, zu beherrschen. &bdquo;Einen Grund dafür weiß ich nicht. Aber ich denke, dass von den Kindern heute zusätzlich zum Lesen und Rechnen mehr Dinge verlangt werden, als früher. Zum Beispiel, wie sie Technik wie Ipads nutzen.“ Lesen Sie auch: Ungewöhnliches Konzept: Das ist Güterslohs kleinste Schule Die Digitalisierung habe den Unterricht generell sehr verändert. &bdquo;Sie ist ein großer Vorteil für die individuelle Arbeit der Schüler. Sie verändert aber auch die Vorbereitungen für die Lehrer“, sagt Hermann. Abschiedsfeier mit 300 Schülern und dem Kollegium Doch der Kontakt zu Kindern sei ihr all die Jahre wichtig gewesen. &bdquo;Wenn sie an mir vorbeilaufen und dann noch rufen ’Hallo Frau Hermann!’, das wird mir fehlen“, sagt die Schulleiterin. Eine Abschiedsfeier mit allen 300 Schülern und dem Kollegium fand bereits am Dienstag, 2. Juli, in der Turnhalle statt. &bdquo;Die Kollegen haben unser Schullied umgedichtet und gesungen. Dann haben die Kinder ein Spalier gebildet. Das war alles sehr bunt und sehr schön“, sagt Hermann. Neubau mit neuer Mensa soll in den Sommerferien fertig werden Ein endgültiger Abschied war das aber sicherlich nicht. &bdquo;Ich bin schon ganz gespannt, wie der Neubau aussehen wird“, sagt die 63-Jährige. Der Neubau, in dem unter anderem zwei der vier Jahrgänge und eine neue Mensa untergebracht werden sollen, soll in den Sommerferien fertig werden. In der letzten Ferienwoche soll der große Umzug stattfinden. Dann wird Silke Lamers die Leitung übernehmen, die schon seit einigen Jahren als Lehrerin an der Grundschule tätig ist. &bdquo;Ich wünsche mir, dass die Schule weiterhin so innovativ und lebendig bleibt und dass das Kollegium weiterhin so zusammenhält. Aber ich gehe mit einem guten Gefühlt, dass das auch gelingt“, sagt Jutta Hermann.

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