„In Panik schubste ich ihn weg“: Gütersloherin vertreibt falschen Glasfaser-Arbeiter

Gütersloh. Dass der Glasfaser-Ausbau aktuell für viele Baustellen in Gütersloh sorgt, machen sich offenbar dreiste Betrüger zunutze. In einer Wohnsiedlung im Stadtteil Spexard ist zu Beginn dieser Woche eine 82-jährige von einem falschen Handwerker heimgesucht worden. &bdquo;Der Mann erklärte, dass er und seine Kollegen Glasfaserkabel verlegen würden und dabei eine Leitung beschädigt hätten. Nun müsse er kontrollieren, ob das Wasser verunreinigt sei“, schildert Lieselotte H. ihre unheilvolle Begegnung. Absolute Dreistigkeit: Der Betrüger schloss sich mit ihr im Badezimmer ein, vermutlich um den Weg freizumachen für seine Gehilfen. Doch die rüstige Rentnerin setzte sich erfolgreich zur Wehr und drängte den Eindringling aus ihrer Wohnung. Vorsicht, Falsche Handwerker! Lieselotte H. ist auch wenige Tage nach dem Vorfall immer noch fassungslos über das skrupellose Vorgehen. &bdquo;Alles wirkte so echt und authentisch.“ Am Montag, 11. März, gegen 15 Uhr hatte der unbekannte Täter an der Haustür der Erdgeschoss-Wohnung in dem Sechs-Parteien-Haus am Heisenbergweg geklingelt. Plötzlich verschließt der Unbekannte die Badezimmertür Dort lebt die Rentnerin und Mutter von drei Söhnen allein, seit ihr Gatte im Oktober vergangenen Jahres gestorben ist. &bdquo;Der Mann an der Wohnungstür hatte eine Handwerker-Montur mit Warnweste an“, schildert die Seniorin. &bdquo;Er zeigte mir sogar einen Ausweis.“ Mit dem scheinbaren Grund, das Trinkwasser wegen der beschädigten Leitung auf Sandkörner und andere Verunreinigungen kontrollieren zu müssen, verschaffte sich der vermeintliche Glasfaser-Arbeiter Zutritt zum Flur und ging von dort ins Badezimmer. Dort schloss er die Tür, drehte mehrfach die Wasserhähne auf und verwickelte Lieselotte H. in ein Gespräch. &bdquo;Ich sollte mir das Wasser anschauen, doch alles war sauber. Also wollte ich das Bad wieder verlassen, doch der Mann drückte mit seinem Ellenbogen von innen gegen die Tür und versperrte mir den Weg.“ Plötzlich bemerkt die 82-Jährige, dass sich der falsche Handwerker mit ihr im Badezimmer eingeschlossen hat. &bdquo;Da bin ich wohl etwas hysterisch geworden. Ich habe versucht, den Mann zu kneifen und heftige Gegenwehr geleistet“, schildert die Gütersloherin, was in der Folge passiert ist. Es kommt zum Gerangel. Die Seniorin beginnt, laut zu rufen. Schließlich gelingt es ihr, die Badezimmertür zu öffnen. &bdquo;In Panik schubste ich ihn weg.“ Rentnerin will verhindern, dass die Masche bei anderen Erfolg hat Der falsche Handwerker flieht aus der Wohnung. Während seiner Anwesenheit soll der geschätzt 40 bis 45 Jahre alte, rund 1,80 Meter große, kräftig gebaute Mann mit rundlichem Gesicht immer wieder mit einem Kollegen auf der Straße telefoniert haben. Möglicherweise handelte es sich dabei um einen Komplizen, der die Wohnung nach Wertgegenständen durchsuchen sollte. &bdquo;Der Eindringling sprach hochdeutsch, ohne Akzent“, erinnert sich Lieselotte H. &bdquo;Als er abhaute, rief er hektisch in sein Handy: Abbruch, Abbruch, die Frau hat keine Zeit.“ Diese Worte gehen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Der Rentnerin steckt der Schock auch Tage später noch in den Gliedern. Beute hat der falsche Handwerker am Heisenbergweg in Spexard nicht gemacht. Für Lieselotte H. ist die Angelegenheit in dieser Hinsicht noch einmal gut ausgegangen. Doch sie will verhindern, dass Täter mit der Glasfaser-Masche bei anderen Menschen Erfolg haben und erzählt die Geschichte deshalb der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Falsche Handwerker: Gütersloher Polizei warnt und gibt Verhaltenstipps Weil sie sich am Tag nach dem Vorfall einer lang geplanten Augen-Operation unterzogen hat, meldete sie das Geschehen erst am Mittwoch bei der Polizei. Dort erstattete die 82-Jährige eine Strafanzeige wegen Freiheitsberaubung, Nötigung und versuchten Diebstahls. Auch in ihrer Nachbarschaft hatte der falsche Handwerker geklingelt. Die Gütersloher Kreispolizeibehörde hat die Ermittlungen aufgenommen und sucht in dem Fall jetzt nach Zeugen. Angaben zu verdächtig erscheinenden Personen und Hinweise nimmt die Polizei unter Telefon 05241 8690 entgegen. &bdquo;Grundsätzlich warnen wir davor, Fremde in die Wohnung zu lassen“, sagt Polizeisprecherin Katharina Felsch. Wenn vermeintliche Handwerker etwa behaupten würden, sie kämen im Auftrage der Stadt, der Stadtwerke oder einer Firma, sollte man dort nachfragen. Oftmals versuchen Betrüger bei ihrem Vorgehen Druck aufzubauen, indem sie etwa behaupten, größeren Schaden verhindern zu müssen. &bdquo;Davon sollte man sich keinesfalls drängen lassen. Bei verdächtig erscheinenden Personen oder entsprechenden Erlebnissen sollte man nicht zögern, den Notruf 110 zu verständigen“, erklärt die Polizeisprecherin.

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