Polizei und Feuerwehr: So oft rücken Gütersloher Einsatzkräfte zum Marten-Gelände aus

Gütersloh. Seit mehr als fünf Jahren stehen die rot geklinkerten, wuchtigen Gebäude der früheren Wurstwerk Marten mitten im Gütersloher Stadtzentrum nun schon leer. Der Zahn der Zeit hat seine Spuren hinterlassen. Im Haupteingang der Industrie-Brache an der Bismarckstraße, verbarrikadiert von Bauzäunen, wachsen Bäume und Gestrüpp. Fenster sind zum Teil eingeschlagen oder mit Sperrholz verschalt. Überall hängen die kleinen, gelben Schilder mit der Aufschrift: Privatgrundstück. Betreten verboten! Immer wieder halten sich jedoch unliebsame Besucher nicht an den Hinweis und suchen das Gelände heim. Nicht selten mit wenig guten Absichten und Folgen. Am Mittwochabend, 6. März, wurden Feuerwehr und Polizei alarmiert – zum Einsatz an der stillgelegten Fleischfabrik. Wie häufig müssen die Nothelfer dorthin ausrücken? Und welche Kosten können durch Geschehnisse dieser Art verursacht werden? Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat nachgefragt. Was am Mittwoch um 19.07 Uhr unter dem Stichwort &bdquo;Zimmerbrand“ begann, entpuppte sich nach relativ kurzer Zeit als ein Kleinbrand im vierten Obergeschoss, den die Einsatzkräfte unter der Leitung von Stefan Sander (38) mit Hilfe eines tragbaren Feuerlöschers schnell unter Kontrolle bekamen. Im Prinzip keine große Sache, könnte man meinen. Doch der Einsatz lief immerhin bis 21.15 Uhr und der Aufwand dahinter ist enorm, wie der Gütersloher Feuerwehrchef Joachim Koch verdeutlicht. Unrat und Verpackungsreste waren in Brand geraten Mit insgesamt acht Fahrzeugen und 28 Einsatzkräften seien die Gütersloher Berufsfeuerwehr und der Löschzug Gütersloh der Freiwilligen Feuerwehr vor Ort gebunden gewesen, dazu die Polizei. &bdquo;Bei einer derartigen Alarmierung werden zunächst sicherheitshalber alle zuständigen Einsatzkräfte alarmiert“, schildert Koch. Der Großteil der Einsatzkräfte brauchte an diesem Abend nicht eingesetzt zu werden und blieb in Bereitstellung. Die Erkundung des Objektes zusammen mit der Polizei ergab einen Kleinbrand auf einer Fläche von rund einem Meter. &bdquo;Gebrannt hatten Unrat und Verpackungsreste“, so der Feuerwehrchef. Verständigt worden waren die Einsatzkräfte von Jugendlichen, die im Vorbeigehen am stillgelegten Industriegelände einen Knall und einen Feuerschein wahrgenommen und deshalb den Notruf 112 gewählt hatten. Der folgende Einsatz hat den Steuerzahler laut Joachim Koch &bdquo;zunächst nur rund zehn Liter Wasser und einige Liter Kraftstoff für die Fahrzeuge“ gekostet. Die Drehleiter liegt bei 521 Euro pro Stunde - so kann abgerechnet werden Feuerwehreinsätze sind per Gesetz grundsätzlich unentgeltlich. &bdquo;Es gibt aber Ausnahmen“, schildert der Feuerwehrchef, &bdquo;zum Beispiel bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit.“ Und die können den Verursacher schnell teuer zu stehen kommen. In Gütersloh kann ein Löschfahrzeug aufgrund der städtischen Satzung mit 327 Euro pro Stunde und eine Drehleiter mit 521 Euro pro Stunde abgerechnet werden. &bdquo;Dazu kommen die Personalkosten der hauptamtlichen Kräfte von 452 Euro für die Besetzung dieser beiden Fahrzeuge pro Stunde“, erläutert Joachim Koch. Im Regelfall würden nur die Einsatzkräfte abgerechnet, die auch tatsächlich eingesetzt wurden. In bestimmten Fällen, so der Gütersloher Feuerwehrchef weiter, könnten Sonderlösch- oder Sondereinsatzmittel abgerechnet werden. Am Mittwochabend wären dabei aber keine weiteren Kosten entstanden. Ohnehin kann der jüngste Einsatz am Marten-Areal nicht abgerechnet werden, da bislang kein Verursacher festgestellt worden ist. Die Gütersloher Polizei ermittelt. Polizei verzeichnet 16 Einsätze seit März 2023 &bdquo;Ein Gebäudeschaden ist nicht entstanden“, teilte Polizeisprecher Mark Kohnert am Donnerstag auf Anfrage mit. Immer mal wieder kommt es zu Einsätzen auf dem Marten-Areal, das sich seit 2021 im Besitz des Wiedenbrücker Unternehmens Asset Immobilien befindet – dem privaten Vermögensverwalter der Familie Clemens Tönnies. &bdquo;Seit März vergangenen Jahres hat es dort 16 Polizeieinsätze gegeben“, schildert Mark Kohnert. Dabei habe es sich weitestgehend um Hinweise auf Personen gehandelt, die unbefugt auf dem Gelände waren. In den meisten Fällen hat es bei den Polizeieinsätzen auf dem Marten-Gelände keine Feststellungen gegeben. Im Mai 2023 seien indes fünf Personen mit einem Platzverweis des Areals verwiesen worden, so der Polizeisprecher. Auch vor wenigen Tagen noch, am Sonntag, 3. März, hatten Gütersloher Beamte an der Industriebrache noch einen Platzverweis ausgesprochen. Nun ermittelt sie nach dem Einsatz von Mittwochabend. Für die Gütersloher Feuerwehr war der Kleinbrand &bdquo;vor der eigenen Haustür“ – die Kreisleitstelle liegt in direkter Nachbarschaft nur wenige hundert Meter entfernt – der erste Einsatz an der leerstehenden Fleisch- und Wurstwarenfabrik. &bdquo;In 2023 und 2024 mussten wir nicht zum Marten-Areal ausrücken“, sagt Joachim Koch. Vermutliche Brandstiftungen wie diese kommen aus Sicht des Feuerwehrchefs vergleichsweise selten vor: &bdquo;Im letzten Jahr gab es 53 Einsätze, die als Kleinbrand alarmiert wurden.“

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