Islamistische Vorfälle an Schulen: Wie sieht die Situation im Kreis Gütersloh aus?

Gütersloh. Wie geht es an den Schulen im Kreis Gütersloh zu? Vor kurzem wurde bekannt, dass sich im Rhein-Kreis Neuss vier Oberstufenschüler einer Gesamtschule wie eine Art Scharia-Polizei aufgeführt haben. Sie hatten nach Medienberichten strikte Geschlechtertrennung und Verschleierung von Frauen gefordert sowie Steinigung und Folter befürwortet und geäußert, die Demokratie abzulehnen. Die Vorkommnisse sorgten bundesweit für Aufsehen und werfen die Frage auf, ob es in Städten im Kreis Gütersloh oder anderen Kommunen in Ostwestfalen-Lippe bereits vergleichbare Fälle gegeben hat. Fakt ist: Die islamistische Szene in OWL wird durch den Staatsschutz intensiv beobachtet. &bdquo;Die Anzahl von zugehörigen Personen im Kreis Gütersloh wird im unteren zweistelligen Bereich gesehen“, erklärt Fabian Rickel, Sprecher der Polizei Bielefeld. Dort ist auch der für derartige Fälle zuständige Staatsschutz angesiedelt. Der kriminalpolizeilichen Behörde nach sind bislang in Städten im Kreis Gütersloh oder anderen Kommunen in Ostwestfalen keine gleichwertigen Vorkommnisse wie an der Gesamtschule in Neuss bekannt geworden. In einem Fall ist der Staatsschutz allerdings einem islamistischen Gefahren-Verdachtsfall im Kreis Gütersloh nachgegangen. Ein Schüler hatte sich in der betroffenen Schule verbal islamistisch geäußert. &bdquo;Eine Überprüfung durch den Staatsschutz hat jedoch ergeben, dass der Schüler tatsächlich nicht islamistisch eingestellt ist“, so der Polizeisprecher weiter. Der Verdachtsfall konnte nach den polizeilichen Ermittlungen somit nicht bestätigt werden. Staatsschutz spricht von &bdquo;absoluten Einzelfällen“ Von einer nennenswerten Dunkelziffer geht der Staatsschutz bei islamistischen Vorfällen oder Bedrohungen im Bereich von Ostwestfalen-Lippe nicht aus. Die Schulen seien grundsätzlich sensibilisiert. Ohnehin würde es sich bei dem Thema um &bdquo;absolute Einzelfälle“ handeln, die sich ausnahmslos auf einzelne Schüler und Schülerinnen beziehen würden, so der Polizeisprecher weiter. Gleichwohl gibt es Fälle. Auch an Schulen im Kreis Gütersloh soll es nach &bdquo;NW“-Informationen etwa schon vereinzelt zu Versuchen von Koran-Verteilaktionen gekommen sein. Themen wie Verhüllung oder Missionierung spielen auch in hiesigen Klassen und auf Schulhöfen immer mal wieder eine Rolle. Offiziell gemeldet worden sind neben Neuss hingegen lediglich fünf weitere Fälle von Bedrohungen mit islamistischem Hintergrund seit 2019 in ganz Nordrhein-Westfalen. Das Internet gilt als Nährboden, wenn es um die Radikalisierung von Kindern und Jugendlichen geht. Entsprechend hat die Bundeszentrale für politische Bildung in einer von ihr geförderten Studie nachgewiesen, dass so gut wie sämtliche Radikalisierungsprozesse junger Menschen über die &bdquo;Vermittlung“ seitens Sozialer Medien angestoßen und beschleunigt werden. &bdquo;Die Kanäle des dort beschriebenen Netzwerks haben beispielsweise eine Reichweite von mehreren Millionen Abonnenten und entsprechende hohe tägliche Klickzahlen“, erläutert der Polizeisprecher. Wie Kinder und Jugendliche besser vor Radikalisierung geschützt werden Im Bereich des Islamismus würde das in besonderem Maße gelten, da Jugendliche zunächst über scheinbar harmlose Alltagsthemen mit den genannten Kanälen in Kontakt kommen würden. &bdquo;Entgegenzuwirken ist solchen Entwicklungen auf der medialen Ebene kaum“, so der Polizeisprecher. Es sei denn, das soziale Nahfeld – also Familie und Freunde – würden konsequent entsprechende Gegenmodelle vermitteln. Projekte von drittmittelfinanzierten Trägern, wie etwa das Präventionsprogramm &bdquo;Wegweiser“ gegen Islamismus (Träger AWO), können helfen, in Schulen entsprechende, auch pädagogische Unterstützung, zu bieten. Polizeiliche Kriminalprävention könne erlasskonform nur dort ansetzen, so der Sprecher, wo es darum gehe, Multiplikatoren (wie Lehrer an Schulen) über die Phänomenbereiche zu informieren und hinsichtlich der Strafbarkeit und Meldewege zu sensibilisieren. In Bielefeld wird sämtlichen Schulen ein ständiges Beratungsformat im Bereich Politisch motivierter Kriminalität des Kriminalkommissariats 34 (Kriminalprävention und Opferschutz) über eine Kooperation mit dem Amt für Schule der Stadt angeboten. Ein derartiges Angebot gibt es seitens der Gütersloher Kreispolizeibehörde zwar nicht. Beim Kreis Gütersloh besteht allerdings eine Stelle für den Bereich der &bdquo;Systemberatung, Extremismus-Prävention und Demokratieförderung“, kurz SystEx. Sie bietet den Schulen eine bedarfsorientierte Unterstützung.

Meistgelesen