Gütersloher Café nimmt 20 Cent mehr pro Einwegbecher - das passiert jetzt mit dem Geld

Gütersloh. Ein Kaffee zum Mitnehmen verursacht immer noch Müll. Wie viel genau, darüber weiß Café-Betreiber Niklas Lukarsch aus Gütersloh jetzt bestens Bescheid – zumindest wenn es um sein &bdquo;grown coffee“ (ehemals Miner’s) am Kolbeplatz geht. 200 Tage lang hat er akribisch Buch darüber geführt, wie viele Einwegbecher täglich über den Tresen gewandert sind. &bdquo;Der Abfall, der generell dadurch entsteht, ist einfach enorm“, weiß der 39-Jährige. Um die Wegwerfkultur zu bekämpfen hatte er im Sommer vergangenen Jahres ein Pfandsystem und eine spezielle Verpackungsgebühr eingeführt – 20 Cent für jeden Einwegbecher. Das daraus resultierende Geld hat er nun der Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz im Kreis Gütersloh gespendet. Die GNU will davon Bücher für die 17 Gütersloher Grundschulen anschaffen. Ein halbes Jahr später, Zeit für eine Bilanz: Gastronom Niklas Lukarsch und der GNU-Delegierte Dietmar Schulze Waltrup haben am Dienstag ein Fazit für ihr Gemeinschaftsprojekt gezogen und erläutert, wie die Spendensumme im Detail eingesetzt werden soll. Seit dem 14. Juni und bis zum Ende des vergangenen Jahres ist im &bdquo;grown coffee“ der schnelle Kaffee auf die Hand insgesamt 10.236 Mal im Einwegbecher verkauft worden. Auf diesem Weg sind 2.047,20 Euro zusammengekommen. Die Summe hat bei den Umweltschützern zwiespältige Begeisterung ausgelöst. &bdquo;Natürlich freuen wir uns über die Spende. Aber es ist schizophren. Eigentlich wäre uns weniger Geld lieber gewesen, weil dann nicht so viele Einwegbecher verkauft worden wären“, erzählt Dietmar Schulze Waltrup. 307 Kaffee im Mehrwegbecher pro Monat Einen positiven Eindruck hat hingegen Niklas Lukarsch gewonnen. In seinem Café hat er das Mehrwegbecher-Pfandsystem der &bdquo;reCup“ GmbH aus München eingeführt hat. Für einen Euro Pfand pro Becher und Deckel bekommt der Kunde die umweltschonende &bdquo;Coffee-to-go“-Variante im mintgrünen oder braunen Becher aus recyceltem Kunststoff. &bdquo;Dadurch haben wir im gleichen Zeitraum immerhin 1.900 Mal den Kaffee im Mehrwegbecher verkauft. Das ist ein Grundstein, denn vorher hatten wir in diesem Bereich eine Null stehen“, erläutert der Café-Betreiber. Durchschnittlich waren es monatlich seit dem Sommer rund 307 Kaffee, die im Mehrwegbecher ausgeschenkt worden sind. &bdquo;Eine Basis, auf der man aufbauen kann“, findet Lukarsch. Zumal die Zahl stabil bleibe. Für das Jahr 2024 hat sich der Gütersloher Unternehmer das Ziel gesetzt, mit seinem Café am Kolbeplatz komplett frei von Einwegbecher zu werden. &bdquo;In anderen Städten klappt das gut. Warum nicht auch hier?“ Für die Nutzung des Systems, das drei Größen beinhaltet, zahlt er 30 Euro im Monat. &bdquo;Das schreckt vielleicht einige Kollegen ab“, schätzt Niklas Lukarsch, &bdquo;Ziel muss es sein, dass so viele Gastronomen wie möglich ein und dasselbe System nutzen.“ In Gütersloh ist diesbezüglich noch eine gewisse Zurückhaltung spürbar, doch in Bielefeld sei das &bdquo;reCup“-System schon deutlich weiter verbreitet. Im Gütersloher &bdquo;grown coffee“ wird zudem auch jede andere Variante an Mehrwegbechern befüllt. Grundschulen sollen je 30 Exemplare eines Umwelt-Buches bekommen Der Gütersloher Umweltschützer Dietmar Schulze Waltrup wünscht sich hingegen noch mehr Unterstützung durch die Stadt für den Bereich der Mehrweg-Verpackungen, damit man eben nicht von einer Insel-Lösung sprechen müsse. &bdquo;Warum kann man so eine Idee nicht subventionieren?“ An der vorliegenden Aktion habe sich die GNU (600 Mitglieder) gerne beteiligt, erklärt der 65-Jährige, auch wenn die Delegierten bei einigen Kunden eine Art von &bdquo;Greenwashing“ befürchtet hätten. Also den Gedanken, dass man durch die Spende für einen Einwegbecher ja eigentlich etwas Gutes bewirken würde. &bdquo;Und das wäre ja nicht im Sinne des Erfinders.“ Ende Dezember ist das Gemeinschafts-Projekt nun beendet worden. Mit der Spende von 2.047,20 Euro wollen die Umweltschützer die Gütersloher Grundschulen mit einer thematisch passenden Bücherspende erfreuen. Unter dem Titel &bdquo;Lass uns ein gutes Zuhause finden“ ist ein klimaneutral entstandenes Buch vom Naturschutzbund (Nabu) herausgegeben worden, das sich mit den Gefahren von wildem Müll beschäftigt. Es kostet 9,99 Euro. &bdquo;Allen Gütersloher Grundschulen, die sich beteiligen möchten, wollen wir je 30 Exemplare schenken“, erläutert Dietmar Schulze Waltrup. Der ehemalige Grundschullehrer findet besonderen Gefallen an der Investition, zumal dadurch als positiver Nebeneffekt auch die Lesekompetenz von Schülern der 3. und 4. Klasse gefördert werden könne. In den kommenden Wochen, &bdquo;noch vor dem Osterferien“, wolle man die Schulen anschreiben, so der GNU-Delegierte. Café-Betreiber will bald keine Einwegbecher mehr anbieten Gastronom Niklas Lukarsch arbeitet derweil weiter an seinen Plänen, sein Café am Kolbeplatz in diesem Jahr frei von Einwegbechern zu bekommen. &bdquo;Ich habe noch etwa 5.000 Becher auf Lager.“ Diese wolle er auch weiterhin für 20 Cent Aufschlag pro Stück veräußern. Doch Mitte des Jahres, so schätzt der Gütersloher, wird er dann wohl komplett auf die wiederverwendbaren Pfandbecher setzen. Ganz im Sinne der Umwelt. Was mit dem Geld passiert, das er bis dahin mit seiner Verpackungsgebühr noch einnimmt, überlegt sich der Café-Betreiber noch: &bdquo;Ich werde mir ein neues Projekt einfallen lassen.“

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