Weihnachten im Dienst: So erleben Gütersloher Polizisten Heiligabend

Gütersloh. An Heiligabend wird bei der Gütersloher Polizei an der Herzebrocker Straße ein kulinarischer Klassiker aufgetischt: Es gibt Kartoffelsalat mit Heißwürstchen in der Leitstelle – zumindest, wenn es die Einsatzlage zulässt. Auf der Wache wird das Weihnachtsmenü ähnlich zweckmäßig gehalten. &bdquo;Wir brauchen ein Essen, was nicht auf den Punkt verzehrt werden muss. Denn es kann immer passieren, dass wir schnell aufspringen und los müssen“, erzählt Hauptkommissarin Katrin Stellbrink. Die Bielefelderin und ihr Kollege Klaus Bardowieck gehören zu den Polizisten, die am kommenden Sonntag, 24. Dezember, den Spätdienst verrichten. Während andere in gemütlicher Runde mit der Familie feiern und unter dem Tannenbaum Geschenke auspacken, heißt es für das Duo: Schicht statt Stille Nacht. Wobei die Chancen in diesem Jahr gar nicht so schlecht stehen, dass es an Weihnachten für die Gütersloher Beamten etwas besinnlicher zugeht als an anderen Tagen. Der Blick in die Statistik verrät, dass die Feiertage für die Polizei im Kreis Gütersloh ohnehin meist etwas ruhiger verlaufen, als es die Kombination aus Stress, Freude, Alkohol und Enthemmtheit bei einigen befürchten lässt. &bdquo;2021 hatten wir an Heiligabend 65 Einsätze, im vergangenen Jahr waren es 61. Im Vergleich dazu kommen wir im Spätdienst an einem normalen Tag auf rund 130 Einsätze“, erläutert Klaus Bardowieck. Da der Christtag in diesem Jahr obendrein auf einem Sonntag liegt und die Geschäfte geschlossen haben, rechnet der Erste Polizeihauptkommissar mit einem noch weniger ausgeprägten Einsatzgeschehen. Bardowieck zählt zu den Urgesteinen der hiesigen Kreispolizeibehörde, ist hier seit 1989 im Dienst. &bdquo;Etwa acht, neun Mal“, habe er seitdem schon die besondere Schicht an Heiligabend gemacht. In diesem Jahr kümmert er sich auf der Einsatzleitstelle mit den Kollegen Benjamin Klement und Thomas Pöhling um die eingehenden Notrufe. Darum wählen Gütersloher zu Weihnachten den Notruf Wer hierzulande die 110 wählt, wird mit den immer gleichen zwei Worten in Empfang genommen: &bdquo;Polizeinotruf Gütersloh“, meldet sich Thomas Bardowieck auch am Weihnachtsfest. Danach sei es für ihn wichtig, den Sachverhalt zu klären und vor allem den Ort des Geschehens in Erfahrung zu bringen. Der 58-Jährige, Vater von zwei erwachsenen Kindern und vierfacher Opa, bearbeitet die Einsätze und leitet sie an die zuständigen Kollegen der jeweiligen Wache weiter. Ein typischer Grund, weshalb Leute an Heiligabend die Polizei rufen, sind Familienstreitigkeiten. &bdquo;Oder Hilfeersuchen von gestürzten Personen hinter verschlossenen Türen“, berichtet er. &bdquo;Aber auch wegen Ruhestörungen, Verkehrsunfällen oder Einbrüchen greifen die Menschen zum Hörer“, weiß Katrin Stellbrink. Sie tritt am Sonntag um 13 Uhr ihre Schicht an, ist als Dienstgruppenleiterin auf der Gütersloher Wache an der Herzebrocker Straße eingeteilt. Die 57-Jährige koordiniert dort das Geschehen, fährt aber auch selbst raus zu Einsätzen. Sie sei es ein Stück weit gewohnt an so einem besonderen Tag zu arbeiten. Auch ihr Mann ist Polizist, stationiert in Bielefeld. &bdquo;Wenn der eine von uns im Dienst ist, arbeitet der andere in der Regel auch. Das Familiäre findet am zweiten Feiertag statt.“ Bei der Gütersloher Kreispolizeibehörde ist man darum bemüht, die Dienste in der Weihnachtszeit auf eine breite Ebene zu verteilen. &bdquo;Jeder hat seinen Beitrag zu leisten“, sagt Katrin Stellbrink. Für sie sei es aber selbstverständlich, dass Kollegen mit Kindern daheim feiern sollten. Ihr Kollege pflichtet ihr bei. &bdquo;In der gesamten Blaulichtfamilie nimmt man sehr Rücksicht darauf, weil es eben auch sehr soziale Berufe sind“, sagt Klaus Bardowieck. Seit 30 Jahren ist er auf der Gütersloher Leitstelle im Einsatz. Für ihn ist der Dienst an Heiligabend ebenfalls normal. &bdquo;Meine Frau ist im Krankenhaus tätig, sie arbeitet auch an den Feiertagen.“ So verlaufen die Begegnungen mit dem polizeilichen Klientel Von Routine möchte Katrin Stellbrink im Zusammenhang mit der festlichen Schicht nicht sprechen. Denn auch an den Weihnachtsfeiertagen gibt es Verbrechen, Brände und Unfälle und für die Polizei genügend zu tun. 410 Einsätze wurden kreisweit im vergangenen Jahr an den drei Feiertagen registriert. Immer wieder kommt es dabei auch zu Wohnungseinbrüchen. &bdquo;Die werden wir leider auch in diesem Jahr wieder in unsere Bilanz schreiben müssen“, vermutet Klaus Bardowieck. Er appelliert an die Bürger, schon bei geringsten verdächtigen Beobachtungen den Notruf zu verständigen. Dass die Begegnungen mit dem polizeilichen Klientel in der Weihnachtszeit gelassener oder friedfertiger ausfallen, erleben die beiden Beamten nicht. &bdquo;Unsere Kundschaft verhält sich genauso wie an anderen Tagen auch“, sagt Katrin Stellbrink. Dafür komme es rund um das Fest aber öfter mal vor, dass sich Menschen bei der Polizei für ihren Einsatz bedanken würden. &bdquo;Auch melden sich Personen, die alleine sind und jemandem ihr Herz ausschütten wollen“, sagt Klaus Bardowieck. &bdquo;Wenn man die Zeit hat, nimmt man sie sich.“ Festlich dekoriert wird übrigens auch bei der Gütersloher Kreispolizeibehörde: Weihnachtsbäume mit Engeln oder roten Kugeln sorgen in der Leitstelle und auf der Wache für einen Hauch von Stimmung. In deren Genuss wird an Heiligabend auch noch einmal Elmar Bonke kommen. Auf den Kollegen von Katrin Stellbrink und Klaus Bardowieck wartet am 24. Dezember ein ganz besonderer Dienst, denn danach geht er in Ruhestand. Für die letzte Schicht an Heiligabend sei ihm eine stille Nacht gegönnt.

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