Straßenlaternen bleiben nachts aus: Gütersloh hält an viel kritisierter Maßnahme fest

Gütersloh. Licht aus! Seit einem Jahr wird die Straßenbeleuchtung in Gütersloh nachts aus Energiespargründen für einige Stunden abgestellt. Betroffen davon sind rund 10.000 Laternen im Stadtgebiet. Die Einführung der sogenannten Nachtabschaltung sorgte für viel Diskussionsstoff und auch scharfe Kritik bei denjenigen, die mit der Dunkelheit einen einhergehenden Anstieg der Kriminalität befürchteten. Doch es wird dabei bleiben, entschied die Stadtspitze jetzt - auch in Herbst und Winter, wenn die Tage kürzer sind. &bdquo;Der Verwaltungsvorstand hat sich erneut mit der Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung befasst und hat beschlossen, dass sie beibehalten wird“, bestätigte Stadtsprecherin Annette Blumenstein eine entsprechende Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ am Mittwochabend. Zuvor hatte sich Bürgermeister Norbert Morkes (BfGT) unter anderem in mehreren Gesprächen mit der Polizei explizit dazu informiert, ob es im Zusammenhang mit der Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung zu einem Anstieg von Straftaten gekommen sei. &bdquo;Dieses ist nicht der Fall“, betont der 72-Jährige. Vor diesem Hintergrund werde die stundenweise Abschaltung der Straßenlaternen in Gütersloh zum Zweck der Energieeinsparung beibehalten. Bilanz: So viel spart Gütersloh durch die Nachtabschaltung ein Am 11. Oktober 2022 hatte Gütersloh die Nachtabschaltung mit dem Ziel der Stromersparnis beschlossen. Die Bilanz: &bdquo;Durch die Umsetzung werden in einem Jahr rund 600.000 Kilowattstunden (kwH) Strom eingespart“, erläutert die Stadtsprecherin. Daraus folgend würden Kosten im sechsstelligen Bereich eingespart. Die Straßenbeleuchtung ist ein erheblicher Stromverbrauchsposten bei der Stadt Gütersloh. Vor Beginn der Maßnahme war sie mit rund 2,6 Millionen kwH Verbrauch im Jahr beziffert worden. Aktuell knipst die Stadt Gütersloh montags bis freitags zwischen null und vier Uhr sowie samstags und sonntags von zwei bis fünf Uhr die Straßenbeleuchtung aus. Dann bleibt es in weiten Teilen der Dalkestadt stockfinster. Von der Maßnahme ausgenommen sind allerdings sämtliche der 45 Fußgängerüberwege (Zebrastreifen). Durchgehend beleuchtet bleiben während der Nacht zudem der Vorplatz des Gütersloher Hauptbahnhofs, der Zentrale Omnibus-Bahnhof (ZOB) und die Unterführung an der Friedrich-Ebert-Straße. Auslöser für die Nachtabschaltung war wie andernorts auch die Energiekrise nach Kriegsbeginn in der Ukraine und die damit verbundene Strompreisbremse. In Gütersloh hatte die Maßnahme für kontroverse Diskussionen gesorgt. Der Verwaltungsvorstand hatte bei seinen Überlegungen auch die Abwägung zwischen dem positiven Nutzen und dem Sicherheitsempfinden von Bürgern zu treffen. Kritiker äußerten, dass die Dunkelheit Angstplätze schaffe und gefährliche Situationen heraufbeschwöre. Zuletzt hatte eine Gütersloher Rentnerin im August öffentlich appelliert, die Straßenbeleuchtung nachts wieder einzuschalten. Sie und ihr Mann hatten Ende Juli ein Mädchen gerettet, dessen nächtlicher Heimweg vom Schützenfest zum Albtraum geworden war. Die 19-Jährige war auf der Neuenkirchener Straße um vier Uhr morgens von einem Mann angegriffen und unsittlich berührt worden, der ihr im Schutz der Dunkelheit aufgelauert haben soll. Bürger-Reaktionen bei der Stadt nur im niedrigen zweistelligen Bereich Die Anwohner kamen zu Hilfe, holten das völlig aufgelöste Mädchen ins Haus und alarmierten die Polizei. Nach Ansicht der Rentnerin hätte sich der Angriff durch eine eingeschaltete Straßenbeleuchtung verhindern lassen können: &bdquo;Wenn man die Gefahr sehen kann, kann man ihr auch besser begegnen oder sie abwehren.“ Der &bdquo;Neuen Westfälischen“ wurden weitere Fälle bekannt, in denen die fehlende Beleuchtung kritisiert wurde. In Friedrichsdorf etwa, so schrieb ein Facebook-User, sollen Täter ein Kinderfahrrad zerstört haben und danach im Schutz der Dunkelheit geflohen sein. Einen Fallanstieg in Sachen Kriminalität oder eine Zunahme bestimmter Straftaten beobachtet die Polizei im Kreis Gütersloh hinsichtlich des Themas allerdings nicht. &bdquo;Wir verzeichnen überhaupt keine Auffälligkeiten hinsichtlich der Nachtabschaltung“, hatte Polizeisprecher Mark Kohnert bereits vor einigen Monaten zu Protokoll gegeben. Daran hat sich nichts geändert, wie auch der Gütersloher Bürgermeister Norbert Morkes beim Austausch in Erfahrung gebracht hat. Die direkte Reaktionen von Bürgern zur Abschaltung der Straßenbeleuchtung haben sich bei der Gütersloher Stadtverwaltung in Grenzen gehalten. Sie seien laut Stadtsprecherin Annette Blumenstein nur in einer im Vergleich zur Einwohnerzahl (104.883) äußerst geringen Anzahl (&bdquo;niedrig zweistellig“) eingegangen. Für den Verwaltungsvorstand offensichtlich ein weiteres Argument, um an der bestehenden Regelung festzuhalten. Anregungen aus der Bürgerschaft umgesetzt Gleichwohl hatte die Gütersloher Verwaltung in der Vergangenheit auch auf kritische Stimmen reagiert. &bdquo;Unter anderem hat die Stadt im vergangenen Herbst nach der Testphase Anregungen aus der Bürgerschaft umgesetzt, die Straßenbeleuchtung samstags und sonntags eine Stunde früher wieder einzuschalten“, erläutert Annette Blumenstein. Dies sei insbesondere von Menschen gewünscht worden, die sich vor 6 Uhr auf den Weg zur Arbeit machen würden. Bei einigen Mitarbeitern von Krankenhäusern und Bäckereien oder Zeitungszustellern dürfte der Beschluss der Gütersloher Stadtspitze wenig Freude auslösen. Fakt ist aber: Bis auf weiteres bleiben an der Dalke rund 10.000 Straßenlaternen nachts zappenduster.

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