Ärger um Sanierung des Gütersloher Parkbads - Betreiber droht Stadt mit Rechtsstreit

Gütersloh. Dass das Schwimmbecken im 95 Jahre alten Gütersloher Parkbad einer umfassende Sanierung bedarf, ist schon länger bekannt. Auch hatte die Stadtverwaltung bereits im April durchblicken lassen, die Nutzung des Wasserbeckens wegen des Beginns der Bauarbeiten möglicherweise früher beenden zu müssen als gewöhnlich. &bdquo;Bis Ende vergangener Woche hat mir allerdings niemand gesagt, dass ich in Kürze sogar gezwungen bin, den kompletten Betrieb einstellen zu müssen“, schimpft Betreiber Franz-Josef Füchtenschnieder. &bdquo;Quasi von jetzt auf gleich.“ Der Pächter sieht sich vor vollendete Tatsachen gestellt, denn eigentlich laufe &bdquo;seine“ Saison traditionell immer bis zum 3. Oktober. Doch nun müssen der 63-Jährige und sein Gastronomie-Team bereits an diesem Freitag, 1. September, die Türen schließen, denn die Baufirma legt los. Es droht gar ein Rechtsstreit. Per Vertrag hat Franz-Josef Füchtenschnieder der Stadt zugesichert, generell einen Saisonbetrieb von Anfang Mai bis Ende September zu gewährleisten. &bdquo;Alles was ich darüber hinaus mache, ist freiwillig“, sagt der gebürtige Verler. Und so sei es über Jahre zur Sitte geworden, mit dem 3. Oktober einen Kehraus zu veranstalten. Bereits am kommenden Freitag, 1. September, ist im Parkbad Schluss Doch nun müsse bereits am kommenden Freitag Schluss sein, denn da startet die von der Stadt beauftragte Fachfirma für Bautenschutz mit der Einrichtung der Baustelle. Am knapp fünf Meter breiten Eingangsbereich soll die Zufahrt gelegt werden, damit drinnen die Maschinen ganze Arbeit leisten können. Lärm, Erschütterungen und vor allem jede Menge Staub sind die Folge. Kurzum: Es wird ungemütlich. Die Stadt hat Füchtenschnieder in zwei Schreiben vom 25. und 28. August mitgeteilt, dass die Nutzung des Außengeländes nicht möglich ist. Lediglich ein kleines Teilstück im Bereich der Theke stünde ihm noch zur Verfügung und die Innenräume des Hauptgebäudes. An einen geregelten Biergarten-Betrieb dürfte in der Praxis allerdings kaum zu denken sein. Deshalb bleibe ihm gar nichts anderes übrig, so Franz-Josef Füchtenschnieder, als den Betrieb einzustellen. Miete, Löhne, Nebenkosten, Ware – Betreiber fordert finanziellen Ausgleich &bdquo;Somit würden wir einen Monat früher aufhören als üblich. Dieser Schritt wäre mit erheblichen finanziellen Einbußen verbunden, denn ich habe ja bis Ende September geplant. Das Kühlhaus und die Gefriertruhen sind voll mit Waren und das Personal ist auch da. Ich habe acht Angestellte“, rechnet Franz-Josef Füchtenschnieder allein die fortlaufenden Lohnkosten in Höhe von 23.800 Euro vor. Hinzu kämen Miet- und Nebenkosten. Im Rathaus habe er bereits eine Aufstellung vorgelegt, erklärt der Pächter. Daraufhin sei ihm eine anteilige Vergütung in Aussicht gestellt worden. Doch darauf will sich der gelernte Bäcker und Konditor nicht einlassen. &bdquo;Sie müssen mich vernünftig entschädigen, dann gehe ich zumindest nicht ganz baden. Oder ich ziehe vor Gericht. Basta.“ Mit dem Gütersloher Rechtsanwalt Frank Welsch hat der Pächter des Luftbades im Ortsteil Sundern bereits Kontakt aufgenommen und sich zusätzlich mit heimischen Politikern kurzgeschlossen. Notfalls wolle er eine einstweilige Verfügung am Amtsgericht Gütersloh erwirken, mit dem Ziel, den Start der Arbeiten am Freitag zu verhindern. Von den konkreten Plänen will der Betreiber erst seit wenigen Tagen wissen Ferner soll der Stadt dadurch untersagt werden, Füchtenschnieder die Nutzung der ihm mietweise überlassen Flächen, vertragswidrig zu entziehen. &bdquo;Denn man nimmt mir quasi einfach ein Fünftel meiner Saison weg. Das lasse ich nicht einfach so mit mir machen. Von den konkreten Plänen weiß ich erst seit wenigen Tagen. Das Ganze ist unheimlich schlecht geplant“, wirft der Pächter, der 2015 den Betrieb des Parkbades übernommen hat, der Stadtverwaltung vor. Damit nicht genug: Im Prinzip müsste bei den Sandstrahl-Arbeiten im 2.000 Quadratmeter großen Bassin ein mobiles Arbeitszelt aufgestellt werden, findet Füchtenschnieder. Schon allein als &bdquo;Staubfänger“, weil sein Betrieb dadurch weniger eingeschränkt würde. Zum anderen, so vermutet der 63-Jährige, befänden sich im Becken, etwa in den unteren Farbschichten, eventuell PCB (polychlorierte Biphenyle) – also chemische Stoffe, die früher frei verwendet wurden, heute aber als gesundheitsgefährdend gelten. Damit diese Partikel nicht einfach an die Umwelt gelangen, sei ein Zelt ebenfalls unverzichtbar, findet er: &bdquo;Das ist aber wohl zu teuer.“ Tatsächlich würde für die Stadt eine Einhausung einen &bdquo;unverhältnismäßigen Kostenaufwand bedeuten“. Krisengipfel im Gütersloher Rathaus auf Initiative von Bürgermeister Morkes Am Dienstag hatte es zwischen dem Pächter und Vertretern der Stadt auf Initiative von Bürgermeister Norbert Morkes ein Treffen im Rathaus gegeben, um – wie es aus dem Rathaus heißt – &bdquo;zwischenzeitlich aufgekommene Unstimmigkeiten miteinander zu klären“. Dabei ist nach Angaben von Stadt-Pressesprecherin Annette Blumenstein &bdquo;Herrn Füchtenschnieder zum wiederholten Mal erläutert worden, dass ein Fachgutachten keine gesundheitsgefährdende Schadstoffbelastung im Wasserbecken festgestellt hat“. Demnach sei ein Fachgutachter im Rahmen einer Analyse im Vorfeld zum Ergebnis gelangt, dass zwar ein leichtes PCB-Vorkommen festgestellt worden sei. &bdquo;Diese liegen allerdings“, so Blumenstein, &bdquo;deutlich unterhalb der zugelassenen PCB-Gesamtkonzentration und sind somit als unbedenklich einzustufen!“ Bereits am Tag zuvor hatte die Stadt-Pressesprecherin auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ klargestellt: &bdquo;Die Stadt verfügt keine Schließung des Betriebs.“ Man habe aber den Pächter deutlich darauf hingewiesen, dass aufgrund der notwendigen Baustellzufahrt, der Abmessungen sowie der Lärm- und Staubemissionen von einem Betrieb ab dem 1. September abgeraten werde. Die Stadt widerspricht der Darstellung des Betreibers Ferner hätte es zwischen Anfang März und Mitte Juni drei Ortstermine im Parkbad gegeben. &bdquo;Mal hat Herr Füchtenschnieder daran teilgenommen, mal sein Mitarbeiter“, so Annette Blumenstein. Bei einem Termin am 15. Juni sei mitgeteilt worden, dass die Baumaßnahme spätestens Anfang September beginnen würde. Als Entgegenkommen wurde ein Ausgleich der laufenden Kosten für den Monat September angeboten. Seit dem frühen Mittwochnachmittag wird aus dem Becken im Parkbad das Wasser abgelassen. An diesem Freitag, 1. September, soll die Maßnahme starten, in mehreren Schritten bis zum neuen Anstrich erfolgen und wohl bis Mitte November andauern. &bdquo;Die grundlegende Instandsetzung des Wasserbeckens wird als eine Gesamtmaßnahme in einem Zeitraum von acht bis zehn Wochen umgesetzt und beendet“, erklärt Annette Blumenstein. Optisch wird sich wenig verändern. &bdquo;Es bleibt bei 30 Zentimeter Wassertiefe. Der Farbton wird sich im Bereich des jetzigen bewegen und wird noch mit der Denkmalbehörde fein-abgestimmt.“ Warum die Maßnahme im Parkbad nicht aufzuschieben ist Die Sanierung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, sei nur schwierig zu realisieren. Allein schon aufgrund der jetzt dafür geradezu idealen Wetterbedingungen. &bdquo;Für die Vorbereitung der Betonsanierung ist trockene Witterung erforderlich“, erläutert die Sprecherin. Außerdem müsse für den Prozess des Aufbringens der neuen Materialien zudem gleichbleibend (also auch nachts) eine Lufttemperatur von mehr als fünf Grad Celsius herrschen. Die gesamten Kosten für die Sanierung belaufen sich auf 430.000 Euro, einschließlich der Kosten für die Planer. Getragen wird die Summe von der Stadt Gütersloh als Eigentümerin des Baudenkmals.

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