Brände bei Entsorger in Gütersloh: Grundwasser darf hier nicht mehr genutzt werden

Gütersloh. Der Kreis Gütersloh hat für Teile von Isselhorst verboten, das Grundwasser zu nutzen. Das Verbot gilt bis 2043. Grund dafür sind schwer abbaubare Chemikalien, die im Grundwasser nahe der B 61 schlummern. Laut Angaben von Kreis, Bezirksregierung und des Entsorgungsunternehmens Zimmermann handelt es sich um Inhaltsstoffe von Löschschaum, der bei früheren Bränden auf dem Werksgelände anfiel. Die Belastung ist aufgefallen, weil Zimmermann erweitern möchte und der Bezirksregierung einen Bericht über den Zustand des Bodens und des Grundwassers vorlegen musste. Erste Hinweise habe es im Februar 2021 gegeben, ein Sachverständigenbüro habe diese Belastung dann bestätigt. Kein Grundwasser mehr entnehmen zu dürfen soll bewirken, dass sich die Schadstoffe nicht weiter ausbreiten. Auch dem Bach, der durch die Verbotszone und weiter durch die Siedlung verläuft, darf kein Wasser entnommen werden. Die untere Wasserbehörde des Kreises hat die Anwohner schriftlich informiert. 29 Haushalte seien betroffen. Sie liegen auf der anderen Seite der Bundesstraße nahe der Brede-Siedlung, unweit von Tankstelle und Waschstraße. Nahezu alle seien an Stadtwasser angeschlossen. Lediglich einer der Haushalte habe einen eigenen Brunnen. Eine Kontrolle ergab, dass er bislang unbelastet sei, so der Kreis. Eine Übersicht über Bohrlöcher für die Gartenbewässerung habe der Kreis nicht. Das Wissen um die Wirkweise von PFAS ist noch begrenzt Bei den Schadstoffen handelt es sich um PFAS, eine Stoffgruppe von 10.000 Chemikalien. Sie gelten als schwer abbaubar und sind weit verbreitet in der Umwelt. Sie reichern sich in verschiedenen Organismen bis hin zum Menschen an, das Wissen um ihre Wirkung ist noch begrenzt. &bdquo;Allerdings wurden in den vergangenen Jahren bei bestimmten PFAS auch gesundheitsschädliche Auswirkungen nachgewiesen, was in Kombination mit der Langlebigkeit besonders bedenklich ist“, so der Kreis. Lesen Sie auch:Umweltgift auf Flugplatz in Gütersloh - das bedeutet der Fund für das Gewerbegebiet Zimmermann berichtet, es habe in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach auf dem Grundstück gebrannt, zuletzt in den Jahren 2016, 2020 und 2021. Um die Brände zu löschen, habe man Schaum eingesetzt. Teils stamme er aus der betriebseigenen Löschanlage, teils aus dem Einsatz der Feuerwehr. Der Kreis nimmt an, dass trotz wasserschutzrechtlicher Maßnahmen Löschmittel in den Boden und somit ins Grundwasser gelangt sei. Auf Veranlassung der Bezirksregierung betreibt Zimmermann auf seinem Grundstück nun eine Anlage, um das Grundwasser zu sanieren. Sie besteht aus einem Vorfilter und drei Aktivkohlefiltern und soll verhindern, dass sich die Schadstoffe im Grundwasser weiter ausbreiten. Nach Angaben eines Firmensprechers ist die Anlage seit Ende Mai auf dem Grundstück der Firmentochter GVE in Betrieb. Anwohner sind durch die neuen Nachrichten alarmiert &bdquo;Erste Messergebnisse zeigen, dass im Ablauf der Sanierungsanlage keine PFAS-Verbindungen mehr nachweisbar sind“, so der Sprecher. Die Aktivkohle binde den Stoff und entferne ihn aus dem Löschwasser. &bdquo;Ein weiterer Eintrag wird also gekappt.“ Die Bezirksregierung begleitet den Probebetrieb, überwacht und kontrolliert ihn. Außerdem werde das Grundwasser regelmäßig untersucht. &bdquo;Weitere Maßnahmen zur Sicherung und Sanierung der Bodenbelastung sind aktuell in Vorbereitung“, so ein Behördensprecher. Anwohner sind gleichwohl in Sorge. &bdquo;Wir wüssten gerne, warum die Grenze für das Verbot der Grundwassernutzung so gezogen wurde. Außerdem wird uns wohl niemand mit Gewissheit sagen können, dass sich die Grenzen nicht verschieben. Grundwasserströme verändern sich, wer sagt uns also, dass nicht auch wir oder andere Siedlungen irgendwann betroffen sind“, sagt Reinhard Fulde, Anwohner der Straße Im Wiehagen. Zu klären wäre auch die Frage, ob die Betroffenen eine Entschädigung verlangen können. Der Kreis teilte dazu mit, er empfehle den Haushalten, bei der Firma als Schadensverursacher anzufragen. Der PFAS-Nachweis gefährde das Investment nicht, heißt es Die Zimmermann-Tochter GVE hatte die Bezirksregierung bereits 2019 über ihre Erweiterungsabsichten und die zurückliegenden Brände informiert. Bei der Bestandsaufnahme des Grundstücks fiel die Schadstoffbelastung auf. Die GVE plant, ihre Anlagen zu modernisieren und den Lager- und Konditionierungsbereich zu erneuern. Sechs Millionen Euro will die Firmentochter investieren. Die Kapazität will sie nicht erhöhen, was dazu führt, dass das Genehmigungsverfahren nach Bundesimmissionsschutzgesetz ohne Beteiligung der Öffentlichkeit ablaufen kann. Von den rund 500 Mitarbeitern bei der Zimmermann-Gruppe sind 25 bei der GVE beschäftigt. Der PFAS-Nachweis gefährde das Investment nicht, heißt es. Laut Bezirksregierung sei auch eine erweiterte Abgasreinigung Teil der Firmenpläne; das führe zu einer &bdquo;Verbesserung auf Immissionsseite“. Genehmigungen für die GVE-Vorhaben seien bislang nicht erteilt.

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