Diebe stehlen Grabschmuck von Gütersloher Friedhof: "Dreistigkeit, die fassungslos macht"

Gütersloh. Der katholische Friedhof an der Bultmannstraße ist in den vergangenen Wochen wiederholt das Ziel von Grabschmuckräubern gewesen. Von 18 Fällen in zwei Wochen im Juni spricht Nicole Waschke, die seit drei Jahren die katholischen Friedhöfe in Gütersloh verwaltet. Vor allem Grablampen sind gestohlen worden, aber auch Blumenschmuck. Zudem wurden Grabsteine beschädigt. Informiert wurde Nicole Waschke über die Vorfälle von den betroffenen Hinterbliebenen. &bdquo;Zwischen dem 8. und 20. Juni hatte ich jeden Tag zwei, drei Anrufe in dieser Sache“, so Waschke. Die Vorfälle hätten sich auf dem gesamten Friedhofsgelände ereignet. Tatsächlich könnte die Zahl der Diebstähle sogar noch höher sein. &bdquo;Im Moment sind Ferien, dann kommen viele Leute nicht mehr so regelmäßig zum Friedhof, vor allem nicht die jüngere Generation, und solche Vorfälle bleiben unentdeckt.“ Aber Nicole Waschke ist auf Meldungen angewiesen angesichts der mehr als 5.000 von ihr verwalteten Grabstellen (auch der Johannesfriedhof und der Friedhof von St. Friedrich fällt in ihre Zuständigkeit). Sie empfiehlt allen Angehörigen zudem, bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Gütersloher Polizei kontrolliert im Rahmen des Streifendienstes &bdquo;Eine Anzeige hilft der Polizei immer“, sagt auch Polizeisprecher Mark Kohnert auf Nachfrage. Allerdings seien in den letzten Wochen keine entsprechenden Anzeigen eingegangen. &bdquo;Im vorigen Jahr hatten wir in Rheda-Wiedenbrück vermehrt mit Grabschmuckdiebstählen zu tun. Auch im Mai bis Anfang Juni gab es diesbezüglich mehrere Anzeigen. Im Moment ist das aber nicht auffällig.“ Wer als Friedhofsbesucher auffällige Beobachtungen macht, solle sich melden. &bdquo;Nur so kann die Polizei einen umfassenden Eindruck von der Lange bekommen, Zusammenhänge erkennen und damit möglicherweise auch Hinweise auf die Täter bekommen“, so Kohnert. Es sei aber aus Sicherheitsgründen nicht angeraten, selbst aktiv zu werden und eine verdächtige Person direkt anzusprechen. Unter besonderer Beobachtung stehe der Friedhof zurzeit nicht. &bdquo;Die Kontrolle erfolgt über den normalen Streifendienst.“ Nicole Waschke geht – auch nach Beobachtungen des beauftragten Friedhofsgärtners – davon aus, dass die Diebstähle tagsüber passiert sind. Zumeist handelt es sich um Grablampen, die mit einem Granitsockel verbunden, aber nicht im Boden verankert sind. &bdquo;In einer Tasche sind die leicht abzutransportieren.“ Ihre Vermutung, dass die Diebe vor allem das Material wie Kupfer oder Aluminium interessiert, das dann eingeschmolzen und weiterverkauft wird, bestätigt auch die Polizei. Angehörige: &bdquo;Die Diebe gehen mit einer Dreistigkeit vor, die mich fassungslos macht“ Auch was mit den frischen Blumensträußen passierte, die manchmal noch am gleichen Tag verschwanden, an dem sie am Grab niedergelegt wurden, auch darüber kann nur spekuliert werden. &bdquo;Die Diebe gehen mit einer Dreistigkeit vor, die mich fassungslos macht“, sagt Nicole Waschke. Für die Angehörigen gehen diese Diebstähle oft mit einem hohen finanziellen Verlust einher. &bdquo;Sehr hochwertige Grablampen können bis zu 500 Euro kosten“, hat sie recherchiert. Wenn jetzt aber die Unsicherheit dazukäme, nicht zu wissen, was einen als Besucher auf dem Friedhof erwartet, schüre das bei den Menschen zusätzlich Angst und verursache Traurigkeit. Viel könne sie dann nicht ausrichten. &bdquo;Ich spende Trost und versuche die Menschen zu motivieren, trotzdem zum Grab zu kommen und zu trauern. Und ich rate davon ab, sofort wieder neue Lampen aufs Grab zu stellen, sondern den Sommer erstmal verstreichen zu lassen.“ Dass auch sie selbst bei manchen verärgerten Angehörigen zum Blitzableiter wird, daran hat sie sich gewöhnt. &bdquo;Die Leute müssen ja irgendwohin mit ihrer Angst, Wut und Enttäuschung.“ Gütersloher Friedhof soll wie gewohnt geöffnet bleiben Trotz der Vorkommnisse soll der Friedhof weiterhin wie gewohnt geöffnet bleiben. &bdquo;Ein Friedhof sollte immer ein Ort der Begegnung sein und nie Traurigkeit ausstrahlen. Viele ältere Leute gehen gerne zum Friedhof, weil sie hier auf andere Verwitwete treffen, mit denen sie sich unterhalten können“, sagt Nicole Waschke. Der evangelische Friedhof habe keine guten Erfahrungen mit einer nächtlichen Schließung gemacht. &bdquo;Dann gehen die Leute durchs Gebüsch oder steigen über den Zaun.“ Videokameras aufzustellen bringe rechtliche Probleme mit sich. Von Jugendlichen verursachte Schäden seien indes zurzeit kein Thema. &bdquo;Im vergangenen Jahr hatten wir ein paar Vorkommnisse, bei denen wir dann leere Prosecco-Flaschen gefunden haben. Einmal hat sogar eine zwei Meter große Zypresse gebrannt, wahrscheinlich entzündet durch eine umgeworfene Kerze. Wenn dabei auch noch ein Grabstein verunreinigt wird, der ja mehrere tausend Euro kostet, können wirklich hohe Sachschäden entstehen.“

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