Enttäuschung nach Urteil zur Attacke auf Gütersloher Torwart: "Finde es lächerlich"

Gütersloh. Am Bielefelder Landgericht sind am Donnerstag die Urteile im Prozess um die Gewaltattacke auf den Gütersloher Fußballtorwart Rene Z. (29) gesprochen worden. Fünf Männer im Alter zwischen 19 und 32 Jahren, allesamt mehrfach vorbestraft, waren wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt, weil sie den Torhüter nach einem Spiel am 19. September 2021 bei einer Blitzaktion in der Umkleidekabine krankenhausreif geprügelt haben sollen. Für drei Spieler des FC Inter Gütersloh und einen Zuschauer endete die Verhandlung vor dem Jugendschöffengericht Gütersloh, das aus Platzgründen nach Bielefeld umgezogen war, mit einem Freispruch aus Mangel an Beweisen. Denn eine Täterschaft war nach Ansicht der Gerichts lediglich FCI-Akteur Dimitrios H. (Namen geändert) nachzuweisen. Der 27-Jährige erhielt eine Freiheitsstrafe von 1 Jahr und 6 Monaten, die für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde, zuzüglich einer Schadensersatzzahlung von 2.500 Euro an das Opfer. Gütersloher lag drei Tage auf der Intensivstation Rene Z. war nach dem hitzigen Spiel des SCE Gütersloh II gegen Inter (0:4) auf dem Sportplatz Ostfeld so mit Schlägen und Tritten traktiert worden, dass er drei Tage lang auf der Intensivstation lag und noch heute unter den Folgen leidet. &bdquo;Was sich damals abgespielt hat, das kann man nur als absolute Sauerei bezeichnen“, stellte Richterin Gerber bei der Urteilsverkündung klar. Es sei geschlagen und getreten worden, das sei zweifelsfrei nachzuweisen. Doch da die Verantwortlichen im Gros während der Beweisaufnahme durch die Zeugen nicht sicher identifiziert werden konnten, gelangten sie und die Schöffen am Ende zu Urteilen, die Torhüter Rene Z. im Gerichtssaal merklich frustriert zur Kenntnis nahm. Lesen Sie auch:Prügelattacke auf Gütersloher Torwart - Klubchef sitzt in Untersuchungshaft Gütersloher Opfer ist maßlos enttäuscht und kündigt Zivilklage an &bdquo;Ich bin mehr als enttäuscht, das Urteil ist einfach zu milde. Ich finde es lächerlich“, erklärte der 29-Jährige gegenüber der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Gleichzeitig kündigte der Gütersloher an, auf dem zivilrechtlichen Weg noch eine Schadensersatzklage einreichen zu wollen. Derweil zeigten sich die Angeklagten erleichtert und verabschiedeten sich am Ende des dritten Prozesstages teils mit Umarmungen von den Rechtsanwälten, die allesamt Freisprüche gefordert hatten. &bdquo;Das was passiert ist, geht alles über das hinaus, was bei einem normalen Fußballspiel als üblich hingenommen werden kann“, erklärte Richterin Gerber. Konkret juristisch feststellbar sei jedoch anhand von Aussagen und Identifizierungen nur eine Beteiligung von Dimitrios H. gewesen, der wegen Vergewaltigung und Drogenbesitzes bereits zwei Vorstrafen hat. &bdquo;Diese Taten liegen lange zurück. Sie haben sich in den letzten Jahren nichts zuschulden kommen lassen, was strafmildernd berücksichtigt wurde“, so die Richterin. "Mann mit Mütze" nicht zu identifizieren Das Gericht geht nunmehr von vier Tätern aus, die an der Gewalttat vor 20 Monaten beteiligt gewesen sind. So besteht weiterhin ein Tatverdacht gegen Efthari J. (28), dessen Verfahren krankheitsbedingt abgetrennt wurde und gesondert in Gütersloh geführt werden soll. Zudem ist der bereits in Haft sitzende Ramazan K. tatverdächtig und &bdquo;die nicht identifizierbare Person mit der Schiebermütze“. Zeugen hatten bei der Polizei angegeben, den bereits in 14 Fällen vorbestraften Erdin Z. (32) als &bdquo;Mützen-Mann“ erkannt zu haben, doch im Laufe der Verhandlung gab es Widersprüche und Kritik an der Form der Vernehmung mittels Spielerberichtsliste mit Fotos und Rückennummern. Richterin Gerber sprach schlussendlich von polizeilicher &bdquo;Ermittlungsarbeit, die nicht vorbildlich gelaufen ist und deutlich lückenhaft war“. Somit sei Erdin Z. auch nicht hinreichend identifizierbar gewesen. Zwei Stunden Verspätung: Angeklagter verschläft und wird polizeilich vorgeführt Dies galt auch für Berkant C. (19). Yusuf G. (21) soll zwar vor der Tat die Kabine &bdquo;ausspioniert“ haben, was für das Gericht jedoch keinen kausalen Tatbeitrag darstellte. Staatsanwältin Bietendüvel hatte für G. unter Einbeziehung einer weiteren Verurteilung eine Freiheitsstrafe von 2 Jahren und 6 Monaten gefordert. Mustafa G. (32) sei zwar in der Kabine, jedoch in ein Wortgefecht mit einem anderen Spieler verwickelt gewesen und deshalb aus Sicht von Anwalt Martin Rother &bdquo;vollumfassend freizusprechen“. So blieb es bei der Verurteilung von Dimitrios H., der am letzten Verhandlungstag verschlafen hatte und polizeilich vorgeführt wurde. Damit sorgte er für einen &bdquo;Anpfiff“ mit zweistündiger Verspätung. Gar nicht erst teil an der Verhandlung nahm der inhaftierte Ex-Vorsitzende des FC Inter, weil sich herausgestellte hatte, dass er zwar im Spielberichtsbogen als Trainer eingetragen war, tatsächlich am Tag der Gewalttat bereits in U-Haft saß. &bdquo;Mein Fehler, den muss ich mir ankreiden“, sagte der Schiedsrichter der damaligen Partie bei seiner Zeugenaussage. Ehemaliger Schiedsrichter schildert, wie es zum Eklat kommen konnte Der 54-Jährige schilderte, wie es vermeintlich zu dem Eklat kommen konnte. Demnach hätte ihm ein Spieler gesagt, dass der Torwart einen Gegner mit &bdquo;Hurensohn“ beleidigt hätte. 25 Jahre lange habe er Spiele gepfiffen, annähernd 3.000 Partien. Doch nach dem Spiel hätte er seine Laufbahn beendet. &bdquo;Das tut sehr weh, aber ich habe einfach Angst.“ Für Richterin Gerber ein weiterer Beleg dafür, dass unter den fatalen Folgen des Fußballspiels 25 vom vierten Spieltag der Gütersloher Kreisliga C viele Personen bis heute zu leiden haben.

Meistgelesen