Sozialer Brennpunkt: Wie diese Stadt im Kreis Gütersloh Wohnungslosen helfen will

Harsewinkel. Wer in Harsewinkel kein Dach mehr über dem Kopf findet, landet im Zweifel am Tecklenburger Weg 126. &bdquo;An der Endstation“, wie Touran Esmaily-Amsbeck, seit Januar Leiter des Fachbereichs Soziales und Flüchtlinge den abgelegen Ort beschreibt. Der &bdquo;Teck“ rückt immer dann mal wieder in den Fokus, wenn dort Polizei und Krankenwagen anrücken. Wie zuletzt im September. Dort sind Menschen untergebracht, die, wie es jemand mal formulierte, &bdquo;sozial untervermittelbar sind und von der Gesellschaft separiert werden müssten.“ Ein soziales Stigma, dass selbst jene Bewohner der Einrichtung, die Arbeit haben und keine Suchterkrankung haben, alleine aufgrund dieser Anschrift diskriminiert. Esmaily-Amsbeck, der seit seinem Dienstbeginn transparent gemacht hat, die bisher im Sozialbereich eher unter dem Radar der Öffentlichkeit behandelt wurden, will diesen Menschen ein Rückfahrticket in die Gesellschaft vermitteln. Aktuell betreut seine Abteilung 87 Wohnungslose. Er relativiert die auf den ersten Blick erschreckende Zahl: &bdquo;Hier handelt es sich um Familien oder Einzelpersonen, die aus verschiedenen Gründen seit Jahren in das System der Wohnungslosen aufgenommen wurden.“ Suche nach Lösungen und Hilfe zur Selbsthilfe Er bezweifle zudem stark, dass es sich bei den ordnungsbehördlich untergebrachten Personen allesamt um &bdquo;Obdachlose“ im klassischen Sinne handele. &bdquo;Es ist mein erklärtes Ziel, auch diese Menschen in sozialverträglichen Wohnraum zu vermitteln und die aus der Unterbringung zu entlassen“, kündigt er an. Jene, die bei jedem Besichtigungsterminen für eine Wohnung gleich den Stempel der &bdquo;Abgesonderten“ aufgedrückt bekommen. Bisher werden diese im Rahmen der Fürsorgepflicht der Stadt bei Obdachlosigkeit bisher am Tecklenburger Weg nur &bdquo;untergebracht“. Mit Unterstützung von Marina Broelhorst vom Kreis Gütersloh soll sich das ändern. Die Dipl.-Sozialpädagogin wird die Bewohner intensiver betreuen. &bdquo;Das ist noch nicht das KIM, das kommunale Integrationsmanagement, das kommt noch“, betont Esmaily-Amsbeck. Vielmehr will Marina Broelhorst als Projektleiterin &bdquo;Endlich ein Zuhause“ – Suchtberatung bei drohender Wohnungslosigkeit“ alle komplexen soziologischen Probleme, die die Menschen im &bdquo;Teck“ mitbringen, gesamtheitlich beleuchten, nach Lösungen suchen und Hilfe zur Selbsthilfe anbieten. Harsewinkels Sozialchef ist alarmiert Bei vielen, die ihre Wohnung verlieren, spielen Schulden eine Rolle. Aber auch Suchtbehandlung und -prävention sind bei der &bdquo;Streetworkerin“, wie sie ihr Arbeitsfeld beschreibt, ein Thema. &bdquo;Längst nicht alle haben hier ein Suchtproblem“, betont Esmaily-Amsbeck, dass die angehängten Etiketten längst nicht bei allen kleben. Die Gründe für den Verlust der Wohnung alarmieren Harsewinkels Sozialchef. Die Fälle von Eigenbedarfsklagen häufen sich“, stellt er fest. Oft kennen die Betroffenen ihre Rechte nicht. Broelhorst verweist auf die kostenlose Mitgliedschaft im Mieterbund, der juristische Hilfe bieten könne. Auch die Zahl der Arbeitnehmer aus Osteuropa, die plötzlich ohne Job und Wohnung dastehen, nimmt zu. &bdquo;Oft sind die Arbeits- an Mietverhältnisse gekoppelt“, erklärt Esmaily-Amsbeck den Zusammenhang, der zumindest als &bdquo;dubios“ einzustufen ist. Kosten auf Stadt und Steuerzahler abgewälzt &bdquo;Das sind nicht klassische Obdachlosen, sondern die, die von einem Tag auf den anderen aus ihrem Arbeitsleben gerissen werden“, sagt er. Dass diese Menschen, die als Arbeiter in den Fabriken angesichts des endlosen Rekrutierungsstroms aus Südosteuropa beliebig ersetzbar seien, sich trotz gesetzlicher Kündigungsfristen ohne Dach über dem Kopf wiederfinden“, sei rechtswidrig. &bdquo;Die kommen ohne Mietvertrag mit einem Zettel zu uns“, beschreibt er eine &bdquo;beschämende Situation“, an deren Ende Arbeitgeber und Vermieter die Verantwortung und Kosten auf die Stadt und den Steuerzahler abwälzen. &bdquo;Wir unterscheiden nicht zwischen Asylsuchenden, anerkannten Geflüchteten und Obdachlosen“, sagt der Fachbereichsleiter. Theoretisch könnte die Stadt eine maximale Kapazitätsauslastung von 175 Plätzen stellen, vertretbar wären maximal 135 Plätze. Zu so einem extrem beengten und sozial nicht vertretbaren Wohnen will es Esmaily-Amsbeck gar nicht erst kommen lassen.

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