Cliquen-Treff vor Gütersloher Rathaus macht Vermietung von Ladenlokal unmöglich

Gütersloh. Als Elias und Mathay Urheu am Donnerstagmorgen die Zeitung aufschlugen, fühlten sie sich endlich einmal mit ihrem Problem wahrgenommen. "Genau so, wie es Anwohner und Geschäftsleute beschreiben, stellt sich die Situation hier dar", erklären Vater und Sohn, Eigentümer der Immobilien an der Berliner Straße 73 und 75. Jede Nacht aufs neue trinken Cliquen von Jugendlichen nahe des Gütersloher Rathauses Alkohol und pinkeln wild an Wände. Auch machen sie Müll oder verkaufen sie Drogen, geben die Urheus an. Besonders schlimm sei es an den Wochenenden. Familie Urheu vermietet nach eigenen Angaben an der Berliner Straße 18 Wohnungen sowie eine 260 Quadratmeter große Geschäftsfläche. Bis zum Oktober des vergangenen Jahres war hier noch das Modeunternehmen Ulla Popken ansässig. Seitdem steht das Geschäft leer. "Wir hatten in den vergangenen Monaten etwa zehn Besichtigungen", erzählt Mathay Urheu. "Aber niemand möchte an der Berliner Straße sein Geschäft eröffnen. Die Interessenten sehen die lungernden Jugendlichen ja auch." Polizei und Ordnungsamt täten zu wenig gegen die Herumlungernden, griffen nicht oft genug ein. "Es kam schon vor, dass unsere Mieter, insbesondere Frauen, bis zu ihrer Wohnungstür verfolgt wurden. Das muss man sich mal vorstellen. Da wird einem ganz anders", berichtet Elias Urheu. Auch erzählt er von Handgreiflichkeiten zwischen Jugendlichen und Mietern. Im Weiteren seien einige der Heranwachsenden im vergangenen Jahr in die Tiefgarage der Urheus eingebrochen, hätten Autos von Mietern zerstört und diese anschließend auch noch ausgeräumt. "Das wurde zur Anzeige gebracht, da war die Polizei dann da. Aber die Probleme häufen sich." Wegen Jugendlicher: Güterslohern verlieren immer wieder Mieter Und den Güterslohern springen immer wieder die Mieter ab. Die Fluktuation an der Berliner Straße 73 und 75 sei extrem. Ein direkter wirtschaftlicher Schaden entstehe der Familie zwar nur durch die leer stehende Verkaufsfläche, schließlich seien Wohnungen wegen der momentanen Lage am Mietmarkt schnell wieder an den Mann zu bringen. "Aber die Arbeit, die wir durch die Wechsel haben, ist enorm", sagt der 57-Jährige. Daher möchte die Familie jetzt Gesicht zeigen und sich offensiv gegen die Situation vor ihrem Eigentum wehren. Auch gefalle ihr die Haltung der Stadt Gütersloh nicht. "Keine Frage. Wir sind in der Innenstadt, es ist also normal, dass etwas los ist. Aber ich finde es traurig, dass die Stadt die komplette Situation schönredet. Alle hier beschweren sich aber die Stadt schaut weg", kritisiert Mathay Urheu. Er ergänzt: "Das, was hier passiert, geht über jegliches normale Maß hinaus." Der Müll, den die Jugendlichen fabrizieren, finde sich im Übrigen nicht nur auf den städtischen Gehwegen und Straßen wieder, gibt die Familie an. "Vieles liegt auch in unserer Einfahrt. Und wer räumt das dann weg?", stellt Sohn Mathay eine Suggestivfrage. Gespräche mit den Verursachern verlaufen derweil im Sande. "Die sagen dann, sie räumen alles weg. Am Ende steht dann aber doch wieder alles voll", so der 28-Jährige weiter. "Manchmal streiten sie auch alles ab, verschwinden kurz, tauchen wenig später dann aber wieder auf." Kameras in Gütersloh an der Berliner Straße zeigen bedenkliche Bilder Ursächlich für die nächtlichen Unruhen seien die Kiosks an der Straße. "Seitdem diese da sind, wird es immer schlimmer", sagt Elias Urheu. Er ergänzt: "Vorher war das nicht so." Auf dem Grundstück der Urheus befinden sich zwei Überwachungskameras. So kann die Familie viele ihrer Erzählungen mit Hilfe von Überwachungsvideos belegen. Gleich sieben der Aufnahmen liegen dieser Redaktion vor. Sie zeigen Gruppen von Jugendlichen, einige der Abgebildeten halten Getränkebecher in den Händen. Auch zeigen die Bilder einige Jugendliche, die in eine Ecke der Einfahrt zur Tiefgarage pinkeln.

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