Umstrittene Hagedorn-Ranch: "Der Fall darf nicht zum Vorbild für Rechtsbrüche werden"

Gütersloh/Bielefeld. Die jüngsten Äußerungen von Barbara Hagedorn zu ihrem Bauvorhaben &bdquo;Riding Ranch“ auf der Grenze von Gütersloh und Bielefeld möchte der BUND nicht unkommentiert lassen. "Das seltsame Rechtsverständnis von Frau Hagedorn" wollen Petra Schepsmeier, Jürgen Birtsch und Adalbert Niemeyer-Lüllwitz als Vorstand der BUND-Kreisgruppe deshalb nicht so stehen lassen. In einem Interview mit der "Neuen Westfälischen" hatte die Gütersloher Investorin Hintergründe über den umstrittenen Bau aus ihrer Sicht geschildert. Aus Sicht des BUND hingegen sei klar: Hier wird Landwirtschaft vorgetäuscht, um mit allen Mitteln eine im Landschaftsschutzgebiet nicht genehmigungsfähige Reitsportanlage durchzusetzen. "Dieser Fall darf nicht zum Vorbild für Rechtsbrüche werden. Auch durch noch so viele Gutachten und Schriftsätze wird aus einer gewerblichen Reitsportanlage kein privilegierter landwirtschaftlicher Betrieb." Ein Deal jenseits des Naturschutzrechts soll vorliegen Die Unternehmerin scheue kein Mittel, ihr Projekt durchzudrücken, im Zweifel starte sie persönliche Angriffe auf den BUND. Bisher hätten Petra Schepsmeier, Jürgen Birtsch und Adalbert Niemeyer-Lüllwitz nach eigenen Angaben bewusst auf einen Schlagabtausch dieser Art verzichtet, obwohl ihnen von Hagedorn sogar Post mit dem Vorschlag eines Deals jenseits des Naturschutzrechts vorliege. &bdquo;Unser Stil und unsere Aufgabe als Naturschutzverband ist es eher, Öffentlichkeit und Genehmigungsbehörden davon zu überzeugen, dass nicht jedes Bauvorhaben nach Belieben in der freien Landschaft möglich ist,“ sagt dazu Petra Schepsmeier. &bdquo;Wir machen so viel in Sachen Natur- und Artenschutz“, behauptet Barbara Hagedorn. Abfällig spreche sie von einer &bdquo;Kuhweide“, die sie aufwerten würde. Tatsächlich ginge es um eine Fläche von 1,3 Hektar naturnahe Kulturlandschaft, die im Stadtgebiet selten geworden ist und mit dem Vorhaben der Reitsportanlage versiegelt bzw. teilversiegelt würde. &bdquo;Die Kuhweiden in Holtkamp sind Lebensraum für den seltenen Steinkauz und andere gefährdete Arten. Der Landschaftsplan verbietet an diesem Standort deshalb solche baulichen Eingriffe“, so Jürgen Birtsch. Reitsportanlage habe nichts mit Landwirtschaft zu tun Der BUND verfolgt mit der Klage das Ziel, den Bau einer im Landschaftsschutzgebiet grundsätzlich verbotenen Reitsportanlage zu verhindern und geltendes Naturschutzrecht durchzusetzen. Das Umweltamt Bielefeld hatte in seiner Stellungnahme zu dem Vorhaben die Genehmigungsfähigkeit klar in Frage gestellt. Ausnahmen sind hier nur für privilegierte landwirtschaftliche Betriebe zulässig. &bdquo;Hagedorn behauptet, sie wolle einen landwirtschaftlichen Betrieb neu gründen. Aus Sicht des BUND geht aber schon aus dem Bauantrag hervor, dass primär eine Reitsportanlage errichtet werden soll, die mit Landwirtschaft nichts zu tun hat“, stellt Jürgen Birtsch fest. Das Verwaltungsgericht Minden sei dieser Argumentation mit dem Baustoppbeschluss gefolgt. Sowohl die Stadt als auch Hagedorn hätten dagegen auf Rechtsmittel verzichtet. Hobbyreitsport stehe bei diesem &bdquo;attraktiven Familienprojekt“, wie Hagedorn es nennt, eindeutig im Mittelpunkt. "Warum sollte Hagedorn ihre Pferde nicht auf ihrer Ranch unterbringen?" Adalbert Niemeyer-Lüllwitz erklärt dazu: &bdquo;Die Unternehmerin plant eine Riding-Ranch, die mit ihrer Infrastruktur, besonders der großen Reitsporthalle mit Stehtribüne, auf Reitsport und besonders das Training von Reitsportpferden, ausgerichtet ist. Sie gründet zugleich einen eigenen Reitsportverein, der die Ranch als Zentrale nutzen soll. Sie ist im Besitz von mindestens 15 Reitsportpferden. Diese werden regelmäßig von Familienmitgliedern auf Turnieren der Region geritten. Im Interview behauptet sie auf die Frage, wo diese Pferde stehen: In ganz Deutschland, und da bleiben sie auch. Doch wer soll ihr das glauben? Warum sollte Hagedorn ihre eigenen Pferde nicht auf ihrer Ranch unterbringen? Warum sonst investiert sie sonst Millionen in dieses attraktive Familienprojekt?“ &bdquo;Ich habe nichts falsch gemacht“, erzählt Barbara Hagedorn im Interview - ein Rechtsverständnis das der BUND in Frage stellt. Bis heute habe die Unternehmerin keine rechtswirksame Baugenehmigung. Trotz eingereichter Klage beginne sie mit Bauarbeiten. Ungeachtet des dann rechtswirksamen Baustopps durch das Verwaltungsgericht Minden setze sie die Bauarbeiten fort, ignoriere wochenlang Aufforderungen, die Arbeiten zu stoppen. Für dieses rechtswidrige Handeln hat die Stadt 60.000 Euro Zwangsgeld erhoben. Hagedorns Beschwerde dagegen wurde in letzter Instanz vom OVG Münster abgewiesen. "Nachhaltiger landwirtschaftlicher Betrieb wird nicht gegründet" Über einen Eilantrag von Barbara Hagedorn vom Juli 2022, den Baustopp aufzuheben, hat das Verwaltungsgericht Minden noch nicht entschieden. Tatsächlich sei es aus Sicht des BUND so, dass auch die &bdquo;Nachtrags-Baugenehmigung“ naturschutzrechtlich fragwürdig ist. Dazu Jürgen Birtsch: &bdquo;Die 70 Hektar gepachtete Landwirtschaftsflächen in rund 20 Kilometer Entfernung sind Beiwerk, notwendig für die Genehmigung, die Erträge sind für die Unternehmerin ganz offenbar nicht relevant. Diese Landwirtschaftsflächen sind kein organischer Bestandteil der Riding Ranch. Infrastruktur für die Bewirtschaftung von 70 Hektar Land ist dort nicht eingeplant. Hagedorn will die Flächen auch gar nicht selbst bewirtschaften, das übernehmen Lohnunternehmen. Ein nachhaltiger landwirtschaftlicher Betrieb wird hier nicht gegründet.“ Und Petra Schepsmeier fügt an: &bdquo;Reitsport ist grundsätzlich eine tolle Sache. Dafür soll und kann es Anlagen geben, aber sie müssen an der richtigen Stelle errichtet werden. Solche Angebote sind eine gewerbliche Leistung von Reitsportbetrieben und haben mit Landwirtschaft nichts zu tun. Wird ein Pferdepensionsbetrieb primär auf Reitsport ausgerichtet, kann er nach Baurecht nicht als privilegierter landwirtschaftlicher Betrieb anerkannt werden.“

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